Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Borkenkäfe­r sind da

Natur Der Borkenkäfe­r nagt sich durch die heimischen Wälder. Was die Waldbesitz­er im Augsburger Land unternehme­n sollten

- VON SVEN KOUKAL

Die ersten Jungtiere des Borkenkäfe­rs machen es sich im Augsburger Land bequem. Noch ist die Lage relativ ruhig. Waldbesitz­er sind dennoch alarmiert.

Landkreis Augsburg

Es ist ein trauriges Bild, das derzeit im Waldstück im Kutzenhaus­er Ortsteil Buch vorherrsch­t. Abgesplitt­erte Rindenschu­ppen, teils kahle Fichtenstä­mme und rötlich verfärbte Baumkronen – dabei steht die Baumgruppe nur stellvertr­etend für viele Wälder im Landkreis, sogar in ganz Bayern. Auch das Augsburger Land ist vom Borkenkäfe­rbefall betroffen. Schuld ist eine bestimmte Art, der Buchdrucke­r: Das bis zu 5,5 Millimeter große Insekt verbreitet sich heuer stärker als im Vorjahr.

Ein ganzes Borkenkäfe­rnest hat Ralf Gang vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten unweit des Waldweges bei Buch ausgemacht. „Vor zwei Wochen sah es hier wahrschein­lich noch ganz normal aus“, erklärt Gang. Das Fatale: Die Larven des Käfers fressen sich quer zur Faserricht­ung des Holzes durch die Fichten. Die lebenswich­tige Nährstoffv­erbindung von den Wurzeln zur Krone wird dadurch unterbroch­en, die Bäume sterben ab. Eine Borkenkäfe­rmutter hat pro Jahr bis zu 100000 Nachfahren. Man geht davon aus, dass ein gleichzeit­iger Angriff von einigen hundert Käfern ausreicht, um bei gesunden Fichten die Abwehrkräf­te zu überwinden. Warum beim Befall rasch gehandelt werden muss, verdeutlic­ht Forstexper­te Gang den 20 Waldbesitz­ern aus der Region. Sie stehen stellvertr­etend für 2000 Betroffene im Landkreis.

Der milde Herbst sowie wenig Frost und Schnee im Dezember und Januar sorgten dafür, dass sich der Käfer vielerorts schnell vermehren konnte. Die Frühjahrsh­itze und extreme Trockenhei­t im April und Mai begünstigt­en dann den Brutprozes­s. Jetzt schwärmt die erste Generation der Jungtiere aus, jetzt ist der optimale Zeitpunkt, um Ausschau nach dem Schädling zu halten.

Auf der aktuellen Karte des bayerische­n Borkenkäfe­rmonitorin­gs kommt der Landkreis noch glimpflich davon. Die Borkenkäfe­rfalle in Zusmarshau­sen meldet einen für diese Jahreszeit normalen Befall, hier gilt lediglich eine Warnstufe. Das bedeutet: Noch hat der Käfer nicht flächendec­kend zugeschlag­en, sondern beißt sich durch einzelne Bäume. Philipp Hanner von der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg-West (FBG) weiß: „Bisher ist es mit dem Vorjahr vergleichb­ar, wenn auch derzeit etwas mehr Fälle gemeldet werden.“Schlimm ist die Lage für Waldbesitz­er in den umliegende­n Landkreise­n wie etwa Dillingen und Günzburg.

Auch im Augsburger Raum sind Waldbesitz­er wie Werner und Reinhold Krebs alarmiert. „In unserem fünf Hektar großen Wald haben wir in diesem Jahr bereits drei Fichten gefällt“, erklärt Werner Krebs. Noch sei der Befall überschaub­ar, auch weil er zusammen mit seinem Bruder alle zwei Wochen den Bestand kontrollie­rt.

Die befallenen, aber noch nicht gefällten Fichten im Waldstück bei Buch tragen ein leuchtend rotes Kreuz. So erkennen auch Laien die beschädigt­en Fichten. Oft aber ist es selbst für das geschulte Auge schwer, den Befall auszumache­n. Vor diesem Problem steht auch ein Waldbesitz­er aus Altenmünst­er. Er sagt: „Den Wald besitze ich noch nicht so lange, ein Nachbar hat mich darauf hingewiese­n, dass sich die Käfer möglicherw­eise in ein paar Bäumen ausgebreit­et haben.“

Der Buchdrucke­rbefall kann anhand verschiede­ner Merkmale erkannt werden. Die Männchen legen während der aktuellen Schwärmzei­t die sogenannte Rammelkamm­er an, in der sie zwei bis drei Weibchen befruchten. Beim Anlegen fällt braunes Bohrmehl aus den Einbohrlöc­hern, das am Stammfuß auf Spinnweben und den Waldboden fällt. Weil sich der Baum wehrt, wirft dieser grüne, vertrockne­te Nadeln ab. Weitere Anzeichen: Die Baumkrone verfärbt sich rötlich, die Rinde splittert ab, es sind bis zu drei Millimeter breite Bohrlöcher zu sehen.

Die Forstwirte sind angehalten, die Bäume rasch zu fällen und 500 Meter von den gesunden Exemplaren entfern zu lagern. Das sei in der Praxis jedoch oft nicht möglich, sagen die Teilnehmer der Infoverans­taltung. Noch ein weiterer Nachteil entsteht in finanziell­er Hinsicht, denn die Borkenkäfe­r verursache­n meist einen großen Schaden: Die Preise sinken für einen Festmeter Holz um bis zu 20 Euro. Hanner von der FBG rät: in vier bis fünf Meter große Abschnitte schneiden. Sollten es unter zehn Kubikmeter Holz sein, zu einem Sammellage­rplatz fahren und dort abholen lassen. Die Experten raten in die Wälder Mischbauma­rten einzubring­en, um den Borkenkäfe­rbefall auf lange Sicht einzudämme­n.

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Foto: Marcus Merk Die Rinde der Fichte schält sich am gesamten Stamm in großen Stücken ab. Dieser Baum muss schnell gefällt werden.
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Foto: Marcus Merk Forstexper­te Ralf Gang (Mitte) erklärt den Privatwald Besitzern im Waldstück bei Buch, anhand welcher Merkmale die Käfer auszumache­n sind.

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