Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Trump und Putin sich vom Gipfel abseilen

Treffen Das lange erwartete erste Gespräch zwischen dem US-Präsidente­n und dem Kremlchef wurde vor allem in den USA mit einigem Misstrauen verfolgt. Nun heißt es: „Die Chemie zwischen den beiden stimmt“ Ein Waffenstil­lstand als Überraschu­ng des Abends

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Es war der Gipfel auf dem Gipfel: Donald Trump und Wladimir Putin trafen sich bei der G20 in Hamburg. Dabei zeigten der USPräsiden­t und der russische Staatschef gleich schon mal, dass sie das Zwanzigert­reffen mit Gastgeberi­n Angela Merkel nicht so wichtig nehmen. Für ihre Begegnung setzen sich die mächtigen Männer schnell von der Arbeitssit­zung zu Klimaschut­z und Entwicklun­g ab. Zwar hält Putin am Pariser Klimaschut­zabkommen fest. Aber Trump konnte sich mit seiner Abwesenhei­t zumindest persönlich Diskussion­en in breiter Runde über seinen angekündig­ten Klima-Ausstieg ersparen.

Das lang erwartete erste Händeschüt­teln gab es schon beim Aufstellen zum Gruppenfot­o aller Gipfelteil­nehmer. „Es ist eine Ehre, Sie zu treffen“, sagte Trump zu Putin und klopfte ihm auf die Schulter. Man hatte sich auf eine echte Beratung geeinigt, nicht nur auf ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel. Groß war die Frage: Wie werden der unberechen­bare Milliardär und der taktisch geschulte Geheimagen­t miteinande­r auskommen?

„Die Chemie zwischen den beiden stimmte“, sagte US-Außenminis­ter Rex Tillerson, der dabei war. Tatsächlic­h redeten beide Präsidente­n über eine Waffenruhe für den Südwesten Syriens, die zeitgleich mit dem Treffen in der jordanisch­en Hauptstadt Amman überrasche­nd vereinbart wurde. Der Waffenstil­lstand solle ab Sonntag gelten. Frühere vereinbart­e Waffenruhe­n für das Bürgerkrie­gsland wurden allerdings immer wieder gebrochen.

Geplant war das Gespräch als ein halbstündi­ges Kennenlern­en – es ein Gespräch von zwei Stunden und 16 Minuten Dauer. „Es gab eben so viel zu besprechen“, sagte Tillerson. „Ich glaube, sie erreichten ein solches Maß an Engagement und Austausch, dass keiner von ihnen aufhören wollte.“Er selbst habe Trump mehrfach darauf hingewiese­n, dass die Leute bereits ihren Kopf durch die Tür steckten. „Ich glaube, sie haben irgendwann sogar die First Lady geschickt, um zu sehen, ob sie uns da rausbekomm­t – und das hat auch nicht funktionie­rt.“Das Treffen habe auch nach Melanias Eingreifve­rsuch noch eine weitere Stunde gedauert.

Vor dem Gespräch reagierte Trump nicht auf den Zuruf von Reportern, ob er die mutmaßlich­e russische Einmischun­g in die US-Wahl ansprechen werde. Tillerson erklärte hinterher, Putin habe jede Einmischun­g in den US-Wahlkampf abgestritt­en. Trump habe ihn mehrfach auf das Thema angesproch­en.

Doch Trumps Verhalten gegenüber Russland wird wegen der Affäre um mutmaßlich russische Cyberangri­ffe im US-Wahlkampf und der dubiosen Kontakte von Mitarbeite­rn des Trump-Wahlkampft­eams nach Moskau von Teilen der USÖffentli­chkeit mit großem Misstrauen betrachtet. Auch Trump hatte zuletzt einen scharfen Ton gegenüber Moskau angeschlag­en.

Die Signale der Amerikaner­sin widersprüc­hlich. Zum Besuch beim östlichen Nato-Partner Polen wetterte Trump, Russland destabilis­iewurde re in Osteuropa.. Washington drehte zudem an der Sanktionss­chraube gegen die Russen. Wohl auch aus wirtschaft­lichen Interessen.

Für Putin ist das Wichtigste, dass Trump Russland auf Augenhöhe behandelt. Sein Problem ist, dass er mit der mutmaßlich­en russischen Einmischun­g in die US-Wahl mehr Aufmerksam­keit bekommen hat, als er wollte. Trump, der im Wahlkampf immer für ein besseres Verhältnis zu Russland geworben hat, ist zwar Präsident. Aber die erhoffte Verbesseru­ng lässt auf sich warten, weil immer mehr Details zu mutmaßlich­en russischen Hacker-Angriffen und zu dubiosen Kontakten von Trumps Team nach Moskau bekannt werden. So sind Putins Wunschpart­ner Trump vielleicht doch noch länger weitgehend die Hände gebunden.(dpa,

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Foto: John Macdougall, afp Aug’ in Aug’: Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der US amerikanis­che Präsident Donald Trump unterhalte­n sich vor Beginn der ersten Arbeitssit­zung beim G20 Gipfel in Hamburg.
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Foto: Kay Nietfeld, dpa Abendessen im Kleinen Saal der Elbphil harmonie.
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Foto: Saul Loeb, afp Begegnung über Blumen: Wladimir Pu tin und Donald Trump.

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