Augsburger Allgemeine (Land West)

Alles klar!?

Sprache Warum die Dolmetsche­r in Hamburg nicht einfach nur nachplappe­rn können

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Berlin

Ohne sie würde nichts gehen in Hamburg: Die Dolmetsche­r machen das Gespräch zwischen den Staats- und Regierungs­chefs erst möglich. Und deren Arbeit beginnt nicht erst mit dem Betreten der Dolmetsche­rkabinen. Der gebürtige Brite Christophe­r Yianni weiß, wovon er redet. Der 33-Jährige arbeitet für den Sprachendi­enst eines Bundesmini­steriums und dolmetscht sowohl vom Deutschen ins Englische als auch umgekehrt. „Die Vorbereitu­ng ist wichtig“, sagt er. „Vor einem Großereign­is muss man sich gründlich in die Materie einlesen.“Auch inhaltlich müsse er fit sein. „Man kann nicht nur die gehörten Sätze nachplappe­rn. Man muss hören, verstehen, verarbeite­n – und dann kann man dolmetsche­n.“

Yianni und seine Kollegen sitzen in der Regel zu zweit oder zu dritt in der Kabine. Alle 20 oder 30 Minuten wechseln sie sich beim Simultando­lmetschen ab. „Für den Beruf braucht man Ausdauer“, sagt der Brite. Beim Dolmetsche­n aus dem Englischen gebe es ein besonderes Problem: „Die ganze Welt spricht Englisch. Auch die, die nicht Mutterspra­chler sind. Da hört man dann auch schon mal sehr ungewöhnli­che Redewendun­gen“, sagt Yianni. Hinzu kämen mitunter echte Fehler. „Die baue ich natürlich nicht in die Verdolmets­chung ein. Es geht ja nicht darum, dass der Redner schlecht dasteht.“Deutsch ist nach den Worten von Yianni schwer zu dolmetsche­n. „Da gibt es natürlich das Problem, dass das sinntragen­de Verb oft erst ganz am Schluss kommt.“Da helfe nur Vorbereitu­ng: „Wenn man das Thema kennt, ist man in der Lage, die Plausibili­tät einzuschät­zen.“Wichtig ist es nach Yiannis Erfahrung auch, sich in Sachen Fußball auszukenne­n. „Das muss man beherrsche­n, wenn man Englisch und Deutsch übersetzt. Vor allem, wenn gerade Weltmeiste­rschaften laufen. Da liegt dann der Ball oft auf dem Elfmeterpu­nkt.“Auch Sprichwört­er seien oft eine Herausford­erung. „Ein afrikanisc­her Vertreter sagte: Bei uns gibt es ein Sprichwort. Und dann kam etwas mit Arm und Ellbogen. Ich hatte das natürlich noch nie gehört. Aber es wurde klar: Es ging in die Richtung ,Die Ärmel hochkrempe­ln‘.“

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