Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein 95 Jähriger erinnert an die Schlachten von einst
offenbar ihren Beruf und verspüren kein Interesse, in die Städte abzuwandern – von einer Flucht nach Europa ganz zu schweigen.
Auch John hat, wie tausende andere Landwirte, von der GIZ unterstützte Trainingsprogramme absolviert, allerdings bereits vor vielen Jahren. Doch es lohnt sich auch heute noch. „Meine 240 Mango-Bäume bringen seither mehr Ertrag“, berichtet er. Er verkauft seine Ernte bevorzugt an einen Safthersteller, der sich auch bei den Trainingsprogrammen für die Bauern engagiert hat. Schmunzelnd weist John auf Baumreihen hin, die er gepflanzt hat, als er noch nicht wusste, wie es besser geht. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass dort weniger Früchte zu ernten sind. Mit Ausdauer widmet sich John inzwischen auch der Bekämpfung der Fruchtfliege, die beim Anbau von Südfrüchten jedes Jahr Milliardenschäden in Kenia verursacht.
John ist bereits 70 Jahre alt, seine sechs Kinder haben die Schule besucht und stehen auf eigenen Beinen. Ein Sohn wird wohl den Hof übernehmen.
Auch Johns Vater lebt dort, er ist 95 Jahre alt, geht am Stock, aber lacht immer noch gerne. „Ach, ihr Deutschen“, sagt der Senior verschmitzt, als wir ihn begrüßen, „ihr seid von uns Schwarzen besiegt worden.“Er hat recht: Einige Jahre vor seiner Geburt, im Ersten Weltkrieg, schlugen von den Engländern aufgestellte Einheimischen-Bataillone die Truppen des deutschen Generals Paul von Lettow-Vorbeck in die Flucht. Gegen die friedliche Entwicklungszusammenarbeit, wie sie heute gepflegt wird, hat aber auch der alte Herr nichts einzuwenden.