Augsburger Allgemeine (Land West)

Merkel hängt Schulz ab

Politbarom­eter Klare Mehrheit will die Kanzlerin behalten. Und das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für die SPD

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg

Als die SPD im Januar verkündete, Martin Schulz ins Rennen um den Kanzlerpos­ten zu schicken, war die Euphorie groß: Hunderte Zuhörer bejubelten ihn bei seinen Auftritten, Tausende traten seinetwege­n in die Partei ein und mehr als 185000 wippten im Takt zum Youtube-Hit „Schulzzug“. In Umfragen, von wem die Deutschen lieber regiert werden wollen, lag Martin Schulz mit 49 Prozent noch vor wenigen Monaten elf Punkte vor Angela Merkel.

Inzwischen sieht die Welt anders aus: Der Schulz-Effekt scheint verpufft, die Umfragewer­te sinken und sinken. Laut ZDF-Politbarom­eter wünschen sich inzwischen nur noch 30 Prozent der Befragten Schulz als Bundeskanz­ler, im Juni waren es noch 31 Prozent. Eine deutliche Mehrheit von 59 Prozent spricht sich hingegen für Merkel als Regierungs­chefin aus, sie gewinnt damit einen Prozentpun­kt hinzu.

Nicht nur im Rennen um den Kanzlerpos­ten hat die SPD derzeit das Nachsehen, sie könnte sogar aus der Regierung fliegen. Wäre bereits am morgigen Sonntag Bundestags­wahl, dürfte die Union mit 40 Prozent der Wählerstim­men rechnen, die SPD käme dagegen nur noch auf 24 Prozent. Die Linke würde neun Prozent erreichen, Grüne und FDP jeweils acht Prozent, die AfD sieben Prozent. Die restlichen vier Prozent der Wählerstim­men würden auf die sonstigen Parteien entfallen.

Damit hätte die CDU die Wahl, mit wem sie regieren möchte. Als einzige Zweierkons­tellation hätte eine Große Koalition zwar eine klare Mehrheit. Komfortabe­l reichen würde es aber auch für eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP. Die SPD hätte dagegen weder mit Linken und Grünen noch mit Grünen und FDP eine ausreichen­de Mehrheit im Bundestag.

Befragt nach den Kompetenze­n der Parteien schneidet die SPD in der Wählerguns­t fast überall schlechter ab als CDU/CSU. Besonders deutlich wird das im Bereich Kriminalit­ätsbekämpf­ung: 43 Prozent trauen eher der Union zu, gegenwärti­ge Probleme lösen zu können. Nur zehn Prozent glauben an die SPD. Lediglich im Bereich soziale Gerechtigk­eit haben die Befragten größeres Vertrauen in die SPD (33 Prozent) als in die Union (24 Prozent).

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