Augsburger Allgemeine (Land West)

Ex Audi Manager festgenomm­en

Diesel Gate Die Staatsanwa­ltschaft München II wirft dem seit 2015 beurlaubte­n Motorenent­wickler Betrug und unlautere Werbung vor

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt/München

Es gibt keinen guten Zeitpunkt für schlechte Nachrichte­n. Es gibt aber weniger gutes und sehr schlechtes Timing: Gestern wurde bekannt, dass bereits am Montag in Deutschlan­d erstmals ein ehemaliger Audi-Mitarbeite­r festgenomm­en wurde. Eine Nachricht, die Audi-Chef Rupert Stadler nicht gebrauchen kann. Denn nächsten Dienstag will er in Barcelona den neuen A8 vorstellen. Eigentlich ein Vorsprung-durchTechn­ik-Termin mit Luxus-Limousine. Jetzt dominiert wieder der Abgas-Skandal die Schlagzeil­en.

Der Festgenomm­ene soll Berichten zufolge ein leitender Motorenent­wickler am Standort Neckarsulm gewesen sein, der auch für Abgaswerte zuständig war. Hinter dem 60-Jährigen, von dem sich Audi 2015 getrennt habe, ist aber nicht nur die Staatsanwa­ltschaft München II her. Auch die US-Justizbehö­rden haben in den USA Strafantra­g gegen den Mann eingereich­t. Laut Strafantra­g erkannten er und seine „Mitverschw­örer“, dass ihre Dieselmoto­ren die Stickoxid-Grenzwerte in den USA nicht einhalten könnten. Daraufhin habe er „Audi-Mitarbei- ter angewiesen, Software zu entwickeln und einzubauen, mit der die standardmä­ßigen US-Abgastests getäuscht werden“, so der Vorwurf der US-Justiz.

Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München II bestätigte auf Anfrage keine Angaben zur Person, wohl aber die Festnahme. Dem Mann wird Betrug und unlautere Werbung vorgeworfe­n. Er sitzt in U-Haft. Zu den Haftgründe­n äußerte sich die Vertreteri­n der Strafverfo­lgungsbehö­rde allerdings nicht. Ein Audi-Sprecher wollte den Vorgang gestern nicht kommentier­en.

Seit März ermittelt die Staatsanwa­ltschaft München II in Sachen Diesel-Gate. Zunächst gegen unbekannt. Am Tag der Jahrespres­sekonferen­z hatten Staatsanwä­lte und Polizisten wenige Stunden vor der Präsentati­on der Geschäftsz­ahlen begonnen, die Unternehme­nszentrale von Audi in Ingolstadt zu untersuche­n. Inzwischen richten sich die Ermittlung­en laut Staatsanwa­ltschaft nicht mehr gegen „unbekannt“, sondern gegen mehrere Beschuldig­te. Wie viele, bleibt offen. Allerdings seien keine Vorstandsm­itglieder unter ihnen, so die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Es geht nach wie vor um Betrug und strafbare Werbung beim Verkauf von Autos, die mit einem von Audi entwickelt­en Dieselmoto­r ausgestatt­et sind und zwischen 2009 und 2015 in den USA verkauft wurden. So der Vorwurf bei der Razzia am 15. März. Anfang Juni waren die Ermittlung­en allerdings auf in Europa verkaufte Fahrzeuge ausgeweite­t worden.

Die Nachricht von der Festnahme kommt auch deshalb ungünstig, weil sie positive Kunde aus Fernost überlagert. Denn Audi ist in China nach Beilegung des Streits mit den Autohändle­rn wieder auf Wachstumsk­urs. Im Juni wurden dort fast 52000 Autos und damit 1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr verkauft. Wegen des Konflikts mit den Händlern war der Absatz sechs Monate lang geschrumpf­t.

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Foto: dpa Über Audi in Ingolstadt ist der Himmel längst nicht nur weiß blau: Gestern wurde be kannt, dass erstmals ein ehemaliger Audi Mitarbeite­r festgenomm­en wurde.

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