Augsburger Allgemeine (Land West)
Die süße Ilse und der saure Franz
Sex on the Beach? Bloody Mary? Caipirinha? In der Politik haben derartige Alkoholbomben nix verloren. Es soll zwar früher Politiker gegeben haben, die gerne mal ein Glas mehr getrunken haben, als unbedingt nötig war – sogar Kanzler und Ministerpräsidenten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Kein Alkohol am Arbeitsplatz – das gilt (im Prinzip, also offiziell) auch im bayerischen Landtag. Dort sitzt man erst am Abend bei Weißbier und Frankenwein zusammen.
Auf den Genuss nicht-alkoholischer Köstlichkeiten mögen aber die wenigsten verzichten. Zwei erklärte Genießer haben es sogar namentlich auf die Eis- beziehungsweise Getränkekarte der Landtagsgaststätte geschafft. Der Fürther SPDAbgeordnete Horst Arnold führte den „Arnold-Spezial“ein:. Ein Latte Macchiato mit zwei Espresso und Karamell-Sirup (deckt den Zuckerbedarf für zwei Wochen). Ex-Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) hat sich mit dem „GoppelKuss“verewigt: Eine Kugel Schokoladeneis auf Naturjoghurt (frisch und gar nicht so süß).
Eine Bresche hin zum gemäßigten Alkoholgenuss haben jetzt Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihr Staatssekretär Franz Josef Pschierer geschlagen. Sie ließen beim Sommerempfang ihres Hauses die Cocktails „süße Ilse“(Frankensekt und Soda mit Erdbeeren-ThymianSorbet, Erdbeeren und Bergthymian) und „saurer Franz“(CampariSorbet mit Allgäuer Berg-Limo und Kornblumen) servieren.
Härterer Stoff wird im politischen München bisher nicht angeboten. Es fehlen der „doppelte Horst“und der „harte Herrmann“. Und auch vom Finanzminister ist nix zu hören. Wie wär’s mit „Markus Sunrise“?