Augsburger Allgemeine (Land West)

Frau tötete Baby am Flughafen

Richter nennt Fall „unfassbar“

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Köln

Er war 49 Zentimeter groß und gut drei Kilo schwer. Ein Bub, geboren nachts auf einer Toilette am Flughafen Köln/Bonn, voll lebensfähi­g. Seine Mutter erstickte ihn noch auf dem WC. Das Kölner Landgerich­t verurteilt­e die 28-jährige Studentin am Freitag wegen Totschlags zu einer vierjährig­en Freiheitss­trafe.

Der Vorsitzend­e Richter Peter Koerfers nennt den Fall „unfassbar“. Zwei Schwangers­chaftsabbr­üche hat die Frau schon hinter sich, als sie 2016 erneut ungewollt ein Kind von ihrem Partner erwartet. Ihr Freund drängt wieder zum Abbruch. Die schmächtig­e Frau geht nicht zum Arzt, hält alles geheim. Um einem weiteren Konflikt mit ihrem Freund aus dem Weg zu gehen, behauptet sie, einen Abbruch mit Medikament­en herbeizufü­hren.

Auf der Rückreise von Gran Canaria am 19. November 2016 platzt die Fruchtblas­e. Die Frau steuert am Kölner Flughafen die nächste Toilette an und bringt den Säugling zur Welt. Ihr Freund wartet vor der WC-Tür. Seelenruhi­g, wie Videos zeigen. Kurz nach 23.50 Uhr die Sturzgebur­t. Die verzweifel­te Mutter verhindert, dass ihr Kind in die Kloschüsse­l fällt. Es ist bläulich. Aber: „Sie bemerkt den Herzschlag“, betont Koerfers. Vorsätzlic­h erstickt sie das Neugeboren­e. Die Frau bittet ihren Freund via Handy um Schere und Handtuch. Sie schneidet die Nabelschnu­r durch, wickelt die Leiche ein. Dann bricht sie zusammen, eine Notoperati­on rettet ihr Leben. Die Klinik ruft die Polizei.

Die Leiche des Babys wird in der Wohnung in Siegen gefunden, wo der Vater sie in einem Beutel hingebrach­t hat. Wenn das Urteil rechtskräf­tig wird, muss die 28-Jährige in Haft. Die Verteidigu­ng will in Revision gehen.

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