Augsburger Allgemeine (Land West)

Training auf engem Raum

FC Augsburg Michael Gregoritsc­h ist einer von 41 Spielern in Südtirol. Er will aber nicht nur einer von vielen sein wie zuvor in Hamburg. Sein Ziel ist ein anderes

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Mals

Als Michael Gregoritsc­h zum letzten Mal dienstlich in der WWKArena zu tun hatte, da wusste er ziemlich schnell, dass er an diesem Nachmittag lieber in Hamburg geblieben wäre. „Wir haben drei Sekunden nach dem Anpfiff einfach den Ball verschenkt. Da war mir klar, wir wollten ihn an diesem Nachmittag überhaupt nicht“, erinnert sich der Österreich­er an den 30. April zurück. 90 Minuten später hatte der HSV am viertletzt­en Spieltag mit 0:4 verloren. „Für Augsburg war das ein Wachrüttle­r, aber für uns auch. Ich bin froh, dass es beide geschafft haben“, sagt er zehn Wochen später. Beide Vereine verloren danach kein Spiel mehr und sicherten sich die Klasse.

Gregoritsc­h sitzt im Rosenpavil­lon im Vier-Sterne-Hotel Garberhof in Mals. Dort in Südtirol hat der FCA sein Trainingsl­ager aufgeschla­gen. Am vergangene­n Dienstag, einen Tag vor der Abreise, gab der Bundesligi­st die Verpflicht­ung von Gregoritsc­h und die von Sergio Córdova, dem 19-jährigen Außenstürm­er aus Venezuela, bekannt.

Während der frisch gebackene U20-Vizeweltme­ister aus Caracas langsam aufgebaut werden soll, ist für den 23-jährigen Österreich­er eine tragende Rolle im zentralen Mittelfeld vorgesehen. Bisher hatte Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, immer lange gewartet, um Spieler zu holen. Diesmal sind schon im Trainingsl­ager fünf Neue mit dabei. Bis auf Talent Córdova haben alle anderen den persönlich­en Anspruch, sich einen Stammplatz zu sichern. Torhüter Fabian Giefer (Schalke 04), der defensive Mittelfeld­spieler Rani Khedira (RB Leipzig), Außenbahns­pieler Marcel Heller (SV Darmstadt 98) und eben Gregoritsc­h. Gut möglich, dass der ein oder andere weitere Neuzugang noch dazukommt. Allerdings muss Reuter jetzt erst einmal den Kader verkleiner­n. Dem FCA steht nur ein Spielfeld zur Verfügung und in Mals stehen 41 Spieler auf dem Platz. Bundesliga­rekord.

Mit den frühen Transfers hat Reuter aber auch ein klares Zeichen gesetzt: So eine Saison wie die vergangene braucht er nicht mehr. Ähnlich geht es Gregoritsc­h. Der FCA will nicht mehr bis zum letzten Spieltag um den Klassenerh­alt zittern müssen, Gregoritsc­h will endlich Stammspiel­er in der Bundesliga werden.

In Hamburg war er für Trainer Markus Gisdol zuletzt nur noch der ideale Joker. Das war dem ehrgeizige­n Grazer zu wenig. Deswegen forcierte der österreich­ische Nationalsp­ieler seinen Wechsel. „Ich war überhaupt kein Abschusska­ndidat und an der Ablöse sieht man, dass man mich nicht einfach verschenkt hat. Aber es ist nicht mein Anspruch, nur von der Bank zu kommen, und das habe ich klar und deutlich kommunizie­rt.“

Rund fünf Millionen Euro hat sich der FCA den Wechsel kosten lassen. Gut investiert­es Geld, meint Trainer Manuel Baum. Der 1,93 Meter große Linksfuß soll AltintopNa­chfolger werden, als Spielmache­r hinter den Spitzen. Gregoritsc­h ist von dieser Wertschätz­ung begeistert. Am Ende machten nicht die Mitbewerbe­r Freiburg oder Köln das Rennen, sondern der FC Augsburg. Gregoritsc­h unterschre­ibt einen Fünf-Jahres-Vertrag. Sein Weg ist nicht immer gerade verlaufen. Mit 18 holen ihn die Scouts der TSG 1899 Hoffenheim von Kapfenberg nach Sinsheim. Er trainiert im Bundesliga­kader mit, das reicht ihm nicht. Er lässt sich in die zweite Liga nach St. Pauli und zum VfL Bochum ausleihen. Der VfL verpflicht­et Gregoritsc­h im Juli 2015 für rund 500 000 Euro fest, drei Wochen später wechselt er für drei Millionen Euro zum HSV. Der VfL braucht das Geld, Gregoritsc­h ist am Ziel der Träume: in der Bundesliga. Sein Vertrag beim HSV läuft bis 2019.

Doch der Nordklub ist nicht der Ort, um sich als junger Spieler in Ruhe zu entwickeln. Vor dieser Saison träumt man beim HSV vom internatio­nalen Wettbewerb. „Hamburg hat immer noch die Erwartunge­n von 1980, aber es ist nicht mehr 1980. Es ist kein Uwe Seeler mehr da, es spielt kein Horst Hrubesch mehr“, sagt Gregoritsc­h. Trotz Millionen-Investitio­nen läuft es nicht rund. Es wird unruhig. Das bekommt Gregoritsc­h zu spüren. Er pendelt zwischen Ersatzbank und Spielfeld. In Augsburg soll sich das ändern. Auch mit der Hilfe seiner Landsleute. Gregoritsc­h ist nach seinen Nationalma­nnschaftsk­ollegen Martin Hinteregge­r, 24, Kevin Danso, 18, und Georg Teigl, 26, der vierte Österreich­er in Augsburg. „Jetzt kann ich endlich wieder Dialekt sprechen.“

 ?? Fotos: Krieger ?? Michael Gregoritsc­h (oben, vorne) und Martin Hinteregge­r (hinten) kennen sich be reits aus der österreich­ischen Nationalma­nnschaft. Sergio Córdova (unten) musste sich beim obligatori­schen Laktattest ins Ohr piksen lassen.
Fotos: Krieger Michael Gregoritsc­h (oben, vorne) und Martin Hinteregge­r (hinten) kennen sich be reits aus der österreich­ischen Nationalma­nnschaft. Sergio Córdova (unten) musste sich beim obligatori­schen Laktattest ins Ohr piksen lassen.
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Aus dem FCATrainin­gslager berichtet Robert Götz

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