Augsburger Allgemeine (Land West)

Ricciardo lauert auf seine Chance

Formel 1 Der Australier profitiert­e in Baku von Vettels Aussetzer. In Spielberg will er wieder feiern – auf seine eigene Art

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Von der musizieren­den Trachtengr­uppe vor dem Red-BullMotorh­ome in Spielberg lässt sich Daniel Ricciardo nicht ablenken. An österreich­ische Folklore hat sich der australisc­he WM-Vierte als Zögling des hauseigene­n Nachwuchsp­rogramms gewöhnt. 2014 war Ricciardo zum Red-Bull-Teamkolleg­en des viermalige­n Formel-1-Weltmeiste­rs Sebastian Vettel befördert worden. Der Mann aus Perth kennt den heutigen Star von Ferrari bestens. „Sebastian wäre der ältere Bruder, der als Vorbild vorangehen will und einen tadelt, wenn man eine Dummheit begehen will“, meinte Ricciardo lachend auf die Frage, mit welchem Familienmi­tglied er Vettel vergleiche­n würde.

Mit drei Siegen stellte Ricciardo den damals von Dauerrücks­chlägen gefrustete­n Heppenheim­er in ihrer gemeinsame­n Saison sogar in den Schatten. Dass sich Vettel wie in Baku vor zwei Wochen zu einem Ausraster hinreißen lässt, kann er nachvollzi­ehen. „Es hat mich nicht überrascht, ich verstehe aber, dass dich beim Rennfahren manchmal Gefühle überwältig­en können. Solche Sachen passieren einfach“, meinte Ricciardo über Vettels Rüpelattac­ke gegen Lewis Hamilton.

Der 116-malige Grand-PrixTeilne­hmer, dessen Vater Joe in Sizilien geboren wurde, profitiert­e von dem Eklat und raste zu seinem fünften Formel-1-Sieg. Ob sich der mit einem prallen Sündenregi­ster belastete Vettel von der drohenden Sperre beeinfluss­en lasse, sieht Ricciardo differenzi­ert. „Vielleicht ein kleines bisschen“, antwortete der 28-Jährige auf eine entspreche­nde Frage. „Ich denke aber, er wird immer noch versuchen, genauso Rennen zu fahren, wie er es sonst auch macht. Wenn es einen Vorfall geben sollte, wird er sicher genau darüber nachdenken, bevor er handelt.“

Mercedes und Ferrari kann Red Bull in dieser Saison nur in Ausnahmen herausford­ern. Das Chassis kann die Defizite des Renault-Motors nicht ausgleiche­n. Immerhin hat Ricciardo im direkten Duell mit Verstappen die Nase vorn.

Richtig verstimmt sieht man Ricciardo nur selten, er ist der Mann mit dem Dauergrins­en in der Formel 1. Gerne trinkt er auf dem Podest auch mal Champagner aus einem seiner Schuhe und kultiviert­e das Ritual als „Shoey“. Mit einem Mangel an Ernst solle man all das aber nicht verwechsel­n. „Dieser Job macht Spaß, es ist aber auch eine ernste Sache. Wenn ich Rennen fahre, kann ich beides.“

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Foto: dpa Daniel Ricciardo feierte den Sieg beim Rennen in Baku.

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