Augsburger Allgemeine (Land West)
Preise über Preise
Mitte des Jahres ist die Zeit der Preise. Wenn sich Schuljahr und Semester neigen, dann werden besondere Leistungen gewürdigt. Einerseits belohnen die Preise den aufgewendeten Fleiß, womit das meist künstlerische Talent entwickelt wird. Andererseits spornen sie auch die Anderen an, ebenfalls die Spitze zu erklimmen. Freilich ehren Preise auch immer den Auslober – den generösen Stifter, der gezielte Anreize setzt, oder die Stadt, die ihren begabten Nachwuchs ins Rampenlicht stellt. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt und zweifelt an der Selbstlosigkeit der Motive.
Modern heißt dieses Geben und Nehmen eine Win-Win-Situation. Jeder hat etwas davon. Vor allem Publicity, also Aufmerksamkeit – und die ist heute ziemlich viel wert. Denn alle buhlen darum, was sich schon an der stetigen Vermehrung der ausgelobten Preise zeigt. Der echte Kunst(förder)preis bildet hier sicher die löbliche Ausnahme. Künstlertum will sich entfalten, will reifen und wachsen. Mit Anerkennung sollte die Öffentlichkeit in dem beständigen kreativen Prozess deshalb nicht geizen. Ein neuer Stil, ein neuer Interpretationsansatz wollen auch neu juriert werden. Darum darf es schon vorkommen, denselben Künstler wiederholt zu ehren.
** * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen aufgefallen ist.