Augsburger Allgemeine (Land West)
Es lebe der Sport!
Debatte Augsburg ist eine sportliche Stadt. Aber viele Anlagen sind nicht so fit wie ihre Nutzer. Eine großer Plan soll das ändern. Die Herausforderung liegt aber nicht allein beim Geld
Das Lied von Reinhard Fendrich ist ein Klassiker: „Es lebe der Sport!“Ja, in Augsburg lebt der Sport. Der FC Augsburg kickt erstklassig, die Panther spielen Top-Eishockey, wir haben Kanuten, ... Und jenseits dessen ist Augsburg eine Stadt der Läufer, der Fußballer, der Fitness-Sportler und Rückengymnasten. Eine sportliche Stadt also. In einer Umfrage hat mehr als die Hälfte der Teilnehmer Augsburg als „sport- und bewegungsfreundlich“bezeichnet. Im gleichen Werk, dem „Sport- und Bäderentwicklungsplan“der Stadt tritt aber auch die andere Seite der Sportstadt zu Tage.
Aus Sicht der Autoren ergibt sich mit Blick auf die Sportanlagen der Stadt, die Schulsportanlagen und die Bäder ein „sehr bedenkliches“Bild. Die Sportler fühlen sich nicht wohl, 35 bis 44 Prozent sehen sogar Verletzungs- und Gesundheitsgefahren. Die Stadt erhält hier – wie zum Beispiel auch beim Theater – die späte Quittung für eine kurzfristige Politik: Wenn immer nur das Nötigste gemacht wird, lassen sich Laufbahnen, Sporthallen und Bäder bestenfalls irgendwie am Leben halten. Erneuern, modernisieren oder verändern lässt sich mit Minimalbeträgen nichts. Und am Ende hilft nur noch die ganz große Lösung. Es wird auch im Sport um Millionen gehen, wenn sich Augsburg sichtbar verbessern will. Aber braucht es das überhaupt?
Man kann Sport als persönlichen Spaß abtun, verkennt damit aber seine Kraft. Gerade in einer Stadt wie Augsburg – darauf verweisen auch die Autoren – ist der Sport mehr als ein wenig Kicken. Er hat eine soziale Funktion.
Nehmen wir das Beispiel Fußball: Egal woher ein Mensch stammt, auf dem Fußballplatz kann jeder mit jedem seiner Freizeit nachgehen. Egal ob arm oder reich – der FC Augsburg ist ein verbindendes (Gesprächs-)Thema. Sport schafft Gemeinschaft und Kontakte. Er kann leere Zeit sinnvoll füllen – wer auf dem Skateboard Tricks übt oder im Schwimmbad seine Bahnen zieht, denkt nicht an Blödsinn. Der Sport verschafft Erfolgserlebnisse jenseits der Schule, ... Es lohnt sich, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Moderne Sportanlagen sind zugleich auch Wertschätzung gegenüber den Vereinen. Rund 70 000 Augsburger sind in den Sportvereinen organisiert. Sie stehen selbst vor Herausforderungen – sie müssen professioneller werden, zugleich aber genügend ehrenamtliche Verantwortliche und Übungsleiter finden. Trotz eigener Hallen und Plätze – auch sie sind auf die Sportanlagen der Stadt angewiesen.
Daher war es höchste Zeit, die Situation zu analysieren, Ideen zu sammeln und zu diskutieren. Die Bandbreite der Vorschläge aus der Studie ist groß. Sie reichen von Sanierungsarbeiten über Vereinskooperationen bis hin zum Umbau des 50-Meter-Beckens im Familienbad in einer Skater- und Kletteranlage. Angeregt wird eine Öffnung von Sportplätzen etwa an Schulen oder von Vereinen. Die Autoren plädieren für freie Sportmöglichkeiten in der Stadt und für verbesserte Anlagen für den organisierten Sport. Aktuell werden die Ideen in den Stadtteilen diskutiert.
Dabei wird klar: Es geht nicht nur ums Geld. Auch praktische Fragen stehen im Raum. Wie lassen sich Sportanlagen an Schulen oder auf dem Vereinsgelände so öffnen, dass es keine Probleme gibt? In Oberhausen war der Lärm ein großes Thema: Führen neue öffentliche Sportangebote zu mehr Belastung für die Anwohner? In Kriegshaber und im Bärenkeller sprach Referent Dirk Wurm an, dass dort vier Vereine vor allem Fußball anbieten. Könnten sie sich zusammentun und dann auch Angebote wie Inlinehockey anbieten? Und ist am Ende der Stadtrat bereit, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen?
Die Debatte lohnt sich, denn die Bedeutung des Sports ist nicht zu unterschätzen. Am Ende sind die Angebote und Anlagen ebenso wie Straßen, Kitas, Schulen, Naherholungsangebote und Theater als Standortfaktor einzuschätzen. Augsburg steht nicht schlecht da – aber beim Sport ist noch eindeutig Luft nach oben.