Augsburger Allgemeine (Land West)

Es lebe der Sport!

Debatte Augsburg ist eine sportliche Stadt. Aber viele Anlagen sind nicht so fit wie ihre Nutzer. Eine großer Plan soll das ändern. Die Herausford­erung liegt aber nicht allein beim Geld

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger allgemeine.de

Das Lied von Reinhard Fendrich ist ein Klassiker: „Es lebe der Sport!“Ja, in Augsburg lebt der Sport. Der FC Augsburg kickt erstklassi­g, die Panther spielen Top-Eishockey, wir haben Kanuten, ... Und jenseits dessen ist Augsburg eine Stadt der Läufer, der Fußballer, der Fitness-Sportler und Rückengymn­asten. Eine sportliche Stadt also. In einer Umfrage hat mehr als die Hälfte der Teilnehmer Augsburg als „sport- und bewegungsf­reundlich“bezeichnet. Im gleichen Werk, dem „Sport- und Bäderentwi­cklungspla­n“der Stadt tritt aber auch die andere Seite der Sportstadt zu Tage.

Aus Sicht der Autoren ergibt sich mit Blick auf die Sportanlag­en der Stadt, die Schulsport­anlagen und die Bäder ein „sehr bedenklich­es“Bild. Die Sportler fühlen sich nicht wohl, 35 bis 44 Prozent sehen sogar Verletzung­s- und Gesundheit­sgefahren. Die Stadt erhält hier – wie zum Beispiel auch beim Theater – die späte Quittung für eine kurzfristi­ge Politik: Wenn immer nur das Nötigste gemacht wird, lassen sich Laufbahnen, Sporthalle­n und Bäder bestenfall­s irgendwie am Leben halten. Erneuern, modernisie­ren oder verändern lässt sich mit Minimalbet­rägen nichts. Und am Ende hilft nur noch die ganz große Lösung. Es wird auch im Sport um Millionen gehen, wenn sich Augsburg sichtbar verbessern will. Aber braucht es das überhaupt?

Man kann Sport als persönlich­en Spaß abtun, verkennt damit aber seine Kraft. Gerade in einer Stadt wie Augsburg – darauf verweisen auch die Autoren – ist der Sport mehr als ein wenig Kicken. Er hat eine soziale Funktion.

Nehmen wir das Beispiel Fußball: Egal woher ein Mensch stammt, auf dem Fußballpla­tz kann jeder mit jedem seiner Freizeit nachgehen. Egal ob arm oder reich – der FC Augsburg ist ein verbindend­es (Gesprächs-)Thema. Sport schafft Gemeinscha­ft und Kontakte. Er kann leere Zeit sinnvoll füllen – wer auf dem Skateboard Tricks übt oder im Schwimmbad seine Bahnen zieht, denkt nicht an Blödsinn. Der Sport verschafft Erfolgserl­ebnisse jenseits der Schule, ... Es lohnt sich, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Moderne Sportanlag­en sind zugleich auch Wertschätz­ung gegenüber den Vereinen. Rund 70 000 Augsburger sind in den Sportverei­nen organisier­t. Sie stehen selbst vor Herausford­erungen – sie müssen profession­eller werden, zugleich aber genügend ehrenamtli­che Verantwort­liche und Übungsleit­er finden. Trotz eigener Hallen und Plätze – auch sie sind auf die Sportanlag­en der Stadt angewiesen.

Daher war es höchste Zeit, die Situation zu analysiere­n, Ideen zu sammeln und zu diskutiere­n. Die Bandbreite der Vorschläge aus der Studie ist groß. Sie reichen von Sanierungs­arbeiten über Vereinskoo­perationen bis hin zum Umbau des 50-Meter-Beckens im Familienba­d in einer Skater- und Kletteranl­age. Angeregt wird eine Öffnung von Sportplätz­en etwa an Schulen oder von Vereinen. Die Autoren plädieren für freie Sportmögli­chkeiten in der Stadt und für verbessert­e Anlagen für den organisier­ten Sport. Aktuell werden die Ideen in den Stadtteile­n diskutiert.

Dabei wird klar: Es geht nicht nur ums Geld. Auch praktische Fragen stehen im Raum. Wie lassen sich Sportanlag­en an Schulen oder auf dem Vereinsgel­ände so öffnen, dass es keine Probleme gibt? In Oberhausen war der Lärm ein großes Thema: Führen neue öffentlich­e Sportangeb­ote zu mehr Belastung für die Anwohner? In Kriegshabe­r und im Bärenkelle­r sprach Referent Dirk Wurm an, dass dort vier Vereine vor allem Fußball anbieten. Könnten sie sich zusammentu­n und dann auch Angebote wie Inlinehock­ey anbieten? Und ist am Ende der Stadtrat bereit, die nötigen finanziell­en Mittel bereitzust­ellen?

Die Debatte lohnt sich, denn die Bedeutung des Sports ist nicht zu unterschät­zen. Am Ende sind die Angebote und Anlagen ebenso wie Straßen, Kitas, Schulen, Naherholun­gsangebote und Theater als Standortfa­ktor einzuschät­zen. Augsburg steht nicht schlecht da – aber beim Sport ist noch eindeutig Luft nach oben.

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Ein kleiner Ausschnitt aus der Augsburger Sportwelt: Fußball, Laufen, Skaten, Kanu, Eishockey und Schwimmen.
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Fotos: Ulrich Wagner, Alexander Kaya, Silvio Wyszengrad
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