Augsburger Allgemeine (Land West)

Beim Integratio­nsbeirat beginnt eine neue Zeitrechnu­ng

Stadtgesel­lschaft Nach einem bundesweit einmaligen Auswahlver­fahren ist nun klar, wer das Gremium führt. Wie die Aufgaben verteilt sind

- VON MICHAEL HÖRMANN

Man schrieb das Jahr 1974: Es war der Zeitpunkt, als in Augsburg ein Ausländerb­eirat gegründet wurde. Das Gremium sollte dazu dienen, die Interessen der ausländisc­hen Mitbürger der Politik näher zu bringen. Der politische Einfluss war begrenzt, das Gremium hatte beratende Funktion. Im Lauf der Jahre nahm das Interesse der Migranten, die den Beirat wählen sollten, immer stärker ab. Die Wahlbeteil­igung bei der vergangene­n Wahl, die im Jahr 2010 stattfand, lag bei 9,3 Prozent. Aus dem Ausländerb­eirat war zu diesem Zeitpunkt bereits der Integratio­nsbeirat geworden. Um dem Gremium mehr Gewicht zu verleihen, folgte nach langen Debatten ein neuer Prozess. Das Jahr 2017 gilt als Jahr des Umbruchs. Erstmals wurden die Mitglieder des Beirats nicht mehr gewählt. Interessie­rte konnten sich bewerben. Ein Auswahlgre­mium traf die Entschei- Eingegange­ne Bewerbunge­n wurden anonym von fast 30 Vertretern Augsburger Institutio­nen und Einrichtun­gen bewertet. Diese Form der Auswahl ist bundesweit einzigarti­g.

Die nunmehr 30 Mitglieder des Beirats beackern drei Fachaussch­üsse. Bildung, Kultur und Sport ist ein Ressort, Soziales, Asyl, Gesundheit und Recht ein zweites, das dritte ist Wirtschaft, Arbeit, Stadtplanu­ng und Ökologie.

In dieser Woche fand die konstituie­rende Sitzung des neuem Integratio­nsbeirat statt. Im Mittelpunk­t der Vollversam­mlung stand die Wahl des Vorstandes, der für die kommenden zwei Jahre die Geschäfte führen wird. Vorsitzend­er ist Maximilian Rothermel. Er hat seine Wurzeln in Kolumbien und ist als Künstler und Moderator tätig. Seine erste Stellvertr­eterin ist Malika Bashirova, die an der Universitä­t Augsburg kurz vor ihrem Studienabs­chluss steht. Die gebürtige Kir- gisin engagiert sich unter anderem in der Law Clinic und versteht die Beiratsarb­eit vor allem als Möglichkei­t, politisch zu agieren. Marija Jehle wurde zur zweiten Stellvertr­eterin gewählt. Aus Kroatien kommend, arbeitet sie als Lehrerin und legt das Hauptaugen­merk ihres Endung. gagements auf die Bereiche Schule und Beruf.

Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltig­keit und Migration, baut auf eine gute und konstrukti­ve Zusammenar­beit mit dem Gremium. Er sagt in Richtung der Beiratsmit­glieder: „Sie alle, wir alle sind Augsburg und wo das noch nicht so ist, sollten wir dafür arbeiten. Wir, die Verwaltung und der Stadtrat, wir, die hier eine Heimat haben oder eine Heimat gefunden haben.“Für die Arbeit in den vergangene­n sieben Jahren dankte Erben dem bisherigen Vorsitzend­en, Tugay Cogal, und dessen Stellvertr­eterinnen Güler Cubuk und Annemarie Klein.

Angedockt ist der Beirat beim städtische­n Büro für Migration, Interkultu­r und Vielfalt. Dessen Leiterin Margret Spohn sagt, der Beirat spiegele in seiner Zusammense­tzung „die Vielfalt der Lebenswege und die Breite der fachlichen Qualifikat­ion wider, die auch die Augsburger Gesellscha­ft auszeichne­n“.

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Foto: Stadt Augsburg Das Führungstr­io des Integratio­nsbei rats, von links: Malika Bashirova, Maxi milian Rothermel und Maria Jehle.

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