Augsburger Allgemeine (Land West)
Beim Integrationsbeirat beginnt eine neue Zeitrechnung
Stadtgesellschaft Nach einem bundesweit einmaligen Auswahlverfahren ist nun klar, wer das Gremium führt. Wie die Aufgaben verteilt sind
Man schrieb das Jahr 1974: Es war der Zeitpunkt, als in Augsburg ein Ausländerbeirat gegründet wurde. Das Gremium sollte dazu dienen, die Interessen der ausländischen Mitbürger der Politik näher zu bringen. Der politische Einfluss war begrenzt, das Gremium hatte beratende Funktion. Im Lauf der Jahre nahm das Interesse der Migranten, die den Beirat wählen sollten, immer stärker ab. Die Wahlbeteiligung bei der vergangenen Wahl, die im Jahr 2010 stattfand, lag bei 9,3 Prozent. Aus dem Ausländerbeirat war zu diesem Zeitpunkt bereits der Integrationsbeirat geworden. Um dem Gremium mehr Gewicht zu verleihen, folgte nach langen Debatten ein neuer Prozess. Das Jahr 2017 gilt als Jahr des Umbruchs. Erstmals wurden die Mitglieder des Beirats nicht mehr gewählt. Interessierte konnten sich bewerben. Ein Auswahlgremium traf die Entschei- Eingegangene Bewerbungen wurden anonym von fast 30 Vertretern Augsburger Institutionen und Einrichtungen bewertet. Diese Form der Auswahl ist bundesweit einzigartig.
Die nunmehr 30 Mitglieder des Beirats beackern drei Fachausschüsse. Bildung, Kultur und Sport ist ein Ressort, Soziales, Asyl, Gesundheit und Recht ein zweites, das dritte ist Wirtschaft, Arbeit, Stadtplanung und Ökologie.
In dieser Woche fand die konstituierende Sitzung des neuem Integrationsbeirat statt. Im Mittelpunkt der Vollversammlung stand die Wahl des Vorstandes, der für die kommenden zwei Jahre die Geschäfte führen wird. Vorsitzender ist Maximilian Rothermel. Er hat seine Wurzeln in Kolumbien und ist als Künstler und Moderator tätig. Seine erste Stellvertreterin ist Malika Bashirova, die an der Universität Augsburg kurz vor ihrem Studienabschluss steht. Die gebürtige Kir- gisin engagiert sich unter anderem in der Law Clinic und versteht die Beiratsarbeit vor allem als Möglichkeit, politisch zu agieren. Marija Jehle wurde zur zweiten Stellvertreterin gewählt. Aus Kroatien kommend, arbeitet sie als Lehrerin und legt das Hauptaugenmerk ihres Endung. gagements auf die Bereiche Schule und Beruf.
Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration, baut auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gremium. Er sagt in Richtung der Beiratsmitglieder: „Sie alle, wir alle sind Augsburg und wo das noch nicht so ist, sollten wir dafür arbeiten. Wir, die Verwaltung und der Stadtrat, wir, die hier eine Heimat haben oder eine Heimat gefunden haben.“Für die Arbeit in den vergangenen sieben Jahren dankte Erben dem bisherigen Vorsitzenden, Tugay Cogal, und dessen Stellvertreterinnen Güler Cubuk und Annemarie Klein.
Angedockt ist der Beirat beim städtischen Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt. Dessen Leiterin Margret Spohn sagt, der Beirat spiegele in seiner Zusammensetzung „die Vielfalt der Lebenswege und die Breite der fachlichen Qualifikation wider, die auch die Augsburger Gesellschaft auszeichnen“.