Augsburger Allgemeine (Land West)
Zwischen Tradition und Moderne
Vernissage Hubert Balze stellt bei Keimfarben Diedorf aus. Was der Aystetter Künstler auf Trödelmärkten suchte
Diedorf
Der Künstler Hubert Balze aus Aystetten, der mit seinen Kunstausstellungen oft Aufsehen erregt und große Erfolge feiert, zeigt derzeit sein Werk in den Räumen der Firma Keimfarben in Diedorf. Balze bewegt sich mit seiner Kunst zwischen Tradition und Moderne und bezieht sowohl Vergangenheit und Gegenwart in den Kontext seiner Bilder mit ein.
Wie Vernissagerednerin Dr. Sylvia Jäkel erklärte, lässt sich sein umfangreiches Werk nicht ansatzweise in einer einzigen Ausstellung präsentieren. Balze hat sich für seine neueste Präsentation deshalb für zwei seiner Werksphasen entschieden: die Profanen Reliquiare und die Destruktionen.
Mitte der 80er-Jahre griff Balze auf das Bildrepertoire der Vergangenheit zurück. Anhand von alten Fotografien, Porträts und Gruppenbilder, die er auf Trödelmärkten entdeckte, begann er der Vergangenheit nachzuspüren.
Die Arbeitssequenz „Profane Reliquiare“dauerte 15 Jahre – länger als geplant – bis 2001. Wie Balze erklärte, fand er bei der Durchsicht viele Bilder mit besonders intensiver Ausstrahlung. „Für die Umsetzung in eigener Malerei war mein Ziel, mir und dem Betrachter das Vergehen der Zeit bewusst zu machen, indem ich über die auf die Leinwand übertragenen Fotos eine Schicht gestischer Malerei deckte, also meine Präsenz durch eine Art „schriftfreier Handschrift“belegte“.
Als Beispiel dieser Werksphase stellte Dr. Jäkel die mehrteilige Arbeit „Souvenir de Jeanne“vor. Das Werk besteht aus 26 kleinen und einem großen Bild. Als Vorlage diente dem Künstler ein Gruppenfoto von Kindern mit ihren Erzieherinnen, deren Gesichter auf dem zentralen Bild unkenntlich gemacht wurden. Auf den kleinen Tafeln werden die Gesichter erst dann erkennbar, wenn der Betrachter des Kunstwerks im richtigen Blickwinkel - etwas schräg von der Seite - zum Bild steht. Diese Schwarz-auf-Schwarz-Version mit fetthaltiger Ölfarbe auf magerer Kaseinfarbe verwendete Balze bewusst, um den Betrachter aktiv werden zu lassen. Beim Arbeiten mit alten Fotografien habe ihn immer das Foto als Dokument des Lebens fasziniert, da das Foto etwas ganz unmittelbar dem abgebildeten Menschen Zugehöriges sei.
In der Werksphase „Destruktion“griff der Künstler auf für ihn persönlich bedeutende Werke der Kunstgeschichte zurück und veränderte sie im Computer, indem er sie in einzelne Teile zerlegte. Diese neu erzielten Bilder dienten ihm als Sujet für seine eigene Malerei. Dazu erklärte der Künstler, dass er an Stilbrüchen interessiert sei. Zum Einen, um die Spannung durch Mischen verschiedener Darstellungsebenen zu steigern. Und andererseits, um eine reibungslose Aufnahme durch den Betrachter zu behindern.
„Mit den Destruktionen steht man vor einem Trümmerfeld der Kunstgeschichte“, so Balze, der sich bereits mit 14 Jahren für Kunstgeschichte zu interessieren begann. Nach dem Abitur studierte er an der Münchner Akademie für Bildende Künste und war anschließend 40 Jahre lang als Kunsterzieher tätig. Mit 34 erhielt er 1970 den Kunstförderpreis des Regierungsbezirks Schwaben, 2007 wurde er Kunstpreisträger der Stadt Neusäß. O
zu sehen bis 30. Novem ber in den Räumen der Adolf Wilhelm Keim Akademie, Keimstraße 16 in Diedorf Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung unter Telefon 0821/4802 126
Ausstellung