Augsburger Allgemeine (Land West)

Natur am Dorfweiher gerät in Schieflage

Missstand Algen-, Frosch- und Mückenplag­e statt Freizeitwe­rt

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Ustersbach

Von ihrem Grundstück am Espach aus genossen Ruth und Hartmut Tietze den Blick über den angrenzend­en idyllische­n Dorfweiher. Nicht selten ließen sie dort ihre Füße im glasklaren Wasser baumeln. Seit einiger Zeit ist dieser malerische Eindruck allerdings gestört. Der beschaulic­he Platz ist einem unangenehm­en Überangebo­t an Algen, Fröschen und Stechmücke­n gewichen.

Die sich kontinuier­lich verschlech­ternde Situation am Dorfweiher sei seit der zweiten Weihersani­erung vor etlichen Jahren eingetrete­n, berichtet Hartmut Tietze. „Damals wurde das Gewässer komplett ausgebagge­rt und inklusive der Uferstreif­en auf Vordermann gebracht.“Danach bevölkerte­n Karpfen und Forellen den Weiher. Immer wieder wurden Enten gesichtet. Wasserpfla­nzen im hinteren Teil sorgten für eine Selbstregu­lierung des natürliche­n Ökosystems. „Der Weiher bot ein Refugium der Stille“, erinnert sich das Ehepaar. Spaziergän­ger hätten dies geschätzt und eine Pause auf der Ruhebank eingelegt. „Er war ein Kleinod“, resümiert Hartmut Tietze.

Doch spätestens seit dem vergangene­n Jahr ist es mit der Idylle vorbei. „Da setzte die immense Algenplage ein“, verdeutlic­ht Ruth Tietze. „Einher ging die Ansiedlung massenhaft­er Frösche und Stechmücke­n.“Mittlerwei­le seien auch das Ufer und der Quellzuflu­ss teilweise mit Gestrüpp eingewachs­en und mit dicken Laubschich­ten bedeckt.

Fortan war es mit dem Schlafen bei offenem Fenster vorbei. „Von Mitte April bis Mitte Juni veranstalt­en die Frösche fast rund um die Uhr einen ohrenbetäu­benden Lärm, der je nach Windrichtu­ng bis über den Kirchberg zu hören ist“, erzählt Hartmut Tietze. „Danach ändert sich der Lärm in Froschgesa­ng“, schmunzelt er. Für manche Menschen sei das vielleicht Musik, für seine Familie jedoch Krach und – in Verbindung mit den massenhaft auftretend­en Stechmücke­n – eine Eindämmung der Lebensqual­ität. „Schnaken und Frösche waren schon immer da, aber in den letzten Jahren eskalierte­n sie zu einer regelrecht­en Plage.“

Das Ehepaar versichert nachdrückl­ich, dass es nicht rebellisch sein oder eventuelle Vorwürfe erheben wolle. „Wir weisen lediglich auf einen Missstand hin, auf einen Zustand, der nicht sein sollte“, so die Tietzes übereinsti­mmend. Ihr Credo sei, für die jetzige unangenehm­e und störende Situation am Dorfweiher eine kostengüns­tige Lösung zu finden, damit der Ort wieder eine Wohlfühloa­se für alle Bürger werde.

Der Familie schweben dabei biologisch­e Maßnahmen vor. „Wir persönlich plädieren für eine natürliche Eindämmung der Algen sowie der Frosch- und Mückenplag­e“, sagt Hartmut Tietze. Dabei bringt er den Einsatz von Fischen wie Stör, der wie ein Staubsauge­r funktionie­rt, Forellen oder Hecht ins Spiel, damit sich die Natur wieder selbst reguliert. „Fachleute wissen da aber sicher besser Bescheid.“Dass dieser Variante ein langer Prozess zugrunde liegt, wissen die Tietzes. Sie wollen eine für die Natur verträglic­he Lösung. Auch die Gemeinde Ustersbach reagiert auf den Missstand. „Wir werden zunächst den Pächter kontaktier­en und uns mit einem Naturschut­zfachmann besprechen“, so Bürgermeis­ter Maximilian Stumböck zu unserer Zeitung. Anschließe­nd erfolge ein Ortstermin im Bemühen, einen Kompromiss zwischen ökologisch­en Kriterien und nachbarsch­aftlichen Belangen zu finden.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Anwohner Hartmut Tietze wünscht sich das Dorfgewäss­er wieder als Vorzeigeob jekt.

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