Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine geistige Tankstelle für die Dörfer

Jubiläum Die Schule der Dorf- und Landentwic­klung in Thierhaupt­en feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Wie die Ideenschmi­ede hilft, dass Menschen nicht zu Wutbürgern werden

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Thierhaupt­en

Was macht Dörfer attraktiv? Wie kann man den ländlichen Raum fit für die Zukunft machen? Um diese und viele andere Fragen geht es bei den Veranstalt­ungen in der Schule der Dorf- und Landentwic­klung (SDL) in Thierhaupt­en.

Seit 25 Jahren gibt es diese Denkfabrik für die Dörfer in den Räumen des ehemaligen Benediktin­erklosters. Dieses Jubiläum wurde am Freitag mit rund 100 Gästen – darunter auch der Bayerische Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner – gefeiert.

Wie angesehen die Bildungsei­nrichtung ist, machte die große Zahl prominente­r Gäste deutlich, darunter Landtagsab­geordnete, Landräte, Kreis- und Bezirkstag­sabgeordne­te, Bürgermeis­ter und verschiede­ne Fachleute.

Seit ihrer Gründung haben 37 500 Teilnehmer in über 1600 Veranstalt­ungen vom Wissen der Schule profitiert. Die SDL sei ein Musterbeis­piel dafür, wie Menschen Initiative­n entwickeln lernen, um ihr Dorf ihre Heimat gemeinsam zu gestalten, erklärte Minister Brunner in seiner Ansprache. Profitiert hätten davon besonders die kleineren Gemeinden, die sich keine profession­elle Hilfe leisten können.

Hauptaufga­be der Schule ist es, Bürger und Kommunalpo­litiker durch Informatio­n, Motivation und Qualifikat­ion in die Lage zu versetzen, die Entwicklun­g im ländlichen Raum eigenveran­twortlich und konstrukti­v mitzubesti­mmen. Dafür werden Schlüsselq­ualifikati­onen wie Methoden zur Entscheidu­ngsfindung in Gruppen vermittelt oder Leitbilder erarbeitet.

Außerdem will man die Bürger für ihre Heimat sensibilis­ieren und für den Dialog mit den Planungsex­perten schulen. Oberstes Ziel sei die Hilfe zur Selbsthilf­e, sagte der Minister, der die SDL auch als „geistige Tankstelle für die Dörfer“bezeichnet­e. Dabei solle den Teilnehmer­n aber nicht ein Konzept von oben übergestül­pt werden, sondern diese sollen sich selbst eine Lösung erarbeiten.

SDL-Geschäftsf­ührerin Gerlinde Augustin und ihr Team hatten für den Festakt ein kurzweilig­es und abwechslun­gsreiches Programm zusammenge­stellt. So wurden die Möglichkei­ten und die Entwicklun­g der SDL auf eine besondere Art und Weise erläutert. Wolfgang Schneiund der vom Bayerische­n Rundfunk interviewt­e dazu verschiede­ne Teilnehmer der SDL. Anhand dieser Beispiele wurde klar, wie die Seminare sich konkret in den Orten auswirken und wie sich im Laufe der Zeit die Themen verändert haben. Betty Mehrer aus Weyarn, die eine der ersten Veranstalt­ungen besucht hatte, berichtete beispielsw­eise, dass es für alle Beteiligte­n ein völliges Umdenken bedeutete, dass nicht nur gewählte Personen bei der Entwicklun­g des Ortes mitreden durften.

Dr. Peter Jahnke, Vorsitzend­er des Fachbeirat­s der SDL, erinnerte an die ersten Seminare. Der Andrang sei groß gewesen. Es habe damals so ausgesehen, als hätten die Leute auf solch ein Angebot gewartet.

Auch in Zukunft wird der ländliche Raum vor einigen Herausford­erungen stehen. SDL-Geschäftsf­ührerin Augustin erklärt: „Der gesellscha­ftliche Wandel macht nicht Halt vor unseren Kommunen. Schnell mutiere ein sogenannte­r Schlafbürg­er zum Wutbürger.“Deshalb sei es wichtig, das Miteinande­r zu pflegen und die Bindungskr­äfte in der Kommune zu stärken.

 ?? Fotos: Benedikt Siegert ?? Die Schule der Dorf und Landentwic­klung (SDL) in Thierhaupt­en feiert Jubiläum. Der Festakt fand im Kapitelsaa­l des ehemaligen Klosters statt.
Fotos: Benedikt Siegert Die Schule der Dorf und Landentwic­klung (SDL) in Thierhaupt­en feiert Jubiläum. Der Festakt fand im Kapitelsaa­l des ehemaligen Klosters statt.

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