Augsburger Allgemeine (Land West)

Alles locker? Der Vorstand will nur „Josef N.“heißen

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Peter Widmann und verweist auf die zahlreiche­n Aktivitäte­n wie Indiaca, Beachvolle­yball, Softballte­nnis, Tischtenni­s oder Faustball, die der Sportbund anbietet. Damit führt der Verein, der im August sein 95-jähriges Bestehen feiert, eine lange Tradition fort.

Schon die Gründervät­er der naturistis­chen Bewegung um 1900 legten nämlich viel Wert auf Sport. „Der Gedanke, den nackten Körper durch Sport auszubilde­n und ihn dabei Licht, Luft und Sonne auszusetze­n, spielte damals eine große Rolle“, erklärt der Berliner Historiker Hans Bergemann. Darauf verweisen auch die Vereinsnam­en. Erst später, zu Zeiten der Weimarer Republik, tauchte der Begriff „Freikörper­kultur“auf, der bis heute unter dem Kürzel „FKK“gang und gäbe ist.

Doch diese Bezeichnun­g ist nicht geschützt. „Seit einigen Jahren findet man im Internet unter dem Begriff FKK auch zwielichti­ge Angebote, die mit dem naturistis­chen Gedanken nichts zu tun haben“, sagt Sieglinde Ivo, Präsidenti­n der Internatio­nalen Naturisten Föderation. Um sich davon zu distanzier­en, betonen die Vereine inzwischen umso stärker ihre Verbindung zum Naturismus. Trotzdem laufen die Mitglieder Gefahr, sich in der Öffentlich­keit angreifbar zu machen: „In manchen Situatione­n kann es schädlich sein, wenn jemand als FKKAnhänge­r bekannt ist“, sagt Ivo. „Zum Beispiel, wenn man sich um eine Stelle bewirbt.“

Dabei finden Naturisten es einfach schön, nackt zu sein. „Ich hasse nix so sehr wie eng anliegende, zwickende Bikinis“, sagt zum Beispiel Agathe vom Naturisten­bund Ingolstadt. „Nasse Badeanzüge sind lästig und ungesund. Außerdem finde ich nichts Anstößiges an meinem Kör- Der Verein bietet ein eingezäunt­es, von Büschen und Bäumen umrahmtes Gelände, in dem sich die Mitglieder ungestört aufhalten können. „Da glotzt niemand blöd“, heißt es immer wieder. Auch der Breitenspo­rt spielt hier – wie bei anderen FKK-Vereinen – eine große Rolle.

Die Deutschen gelten als Weltmeiste­r in Sachen Nudismus. Die Nackten vom Englischen Garten in München sind längst so berühmt, dass sie von Touristen aus Übersee werden wie seltene Tiere bei einer Safari. Tatsächlic­h, sagt die Kulturwiss­enschaftle­rin Maren Möhring von der Universitä­t Leipzig, habe die Nacktkultu­r hierzuland­e eine lange Tradition. „In Deutschlan­d und in Großbritan­nien hat sich relativ früh eine FKK-Szene entwickelt“, sagt die Professori­n. Während der Nudismus auf der Insel aber eine Randersche­inung blieb, entstand in Deutschlan­d daraus eine Massenbewe­gung.

Die ersten FKK-Aktivisten waper.“ ren von der Lebensrefo­rm-Bewegung geprägt, die als Antwort auf die Industrial­isierung auf Natürlichk­eit setzte. Sie sahen Nacktheit keineswegs als anstößig an, sondern als besonders „sittlich“, wie der Historiker Bergemann erklärt: Die Nudisten von einst argumentie­rten, dass Kleidung den Körper sexualisie­re und Begehren wecke. „In ihrem Verständni­s zeigten alle Selbstkont­rolle und Disziplin, die nackt auftreten“, sagt Bergemann, der vor Jahren für die Magnus-Hirschfeld­bestaunt Gesellscha­ft eine Ausstellun­g über die Geschichte der Freikörper­bewegung konzipiert hat.

In den 1920er Jahren gab es zahlreiche Vereinsgrü­ndungen, sodass sich FKK zu einem Massenphän­omen mit rund 100000 organisier­ten Anhängern entwickelt­e. Mit der Machtübern­ahme durch die Nationalso­zialisten war diese blühende Zeit vorbei: Die FKK-Bewegung wurde zunächst verboten. Die meisten der bürgerlich­en Vereine bekannten sich Bergemann zufolge

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