Augsburger Allgemeine (Land West)
Uns fehlen Ameisenumsiedler!
Pandabären aus China werden umgesiedelt nach Berlin und bekommen sogar Besuch von der Kanzlerin. So ist das in Zeiten der Globalisierung, die große Geschichten hervorbringt. In diesem Umfeld hat es das Klitzekleine nicht immer einfach, auch noch Beachtung zu finden. Und vermutlich steht nicht mal auf den ganz hinteren Seiten im Parteiprogramm der Grünen: Wir setzen uns dafür ein, dass es genügend qualifizierte Ameisenumsiedler*innen in Deutschland gibt.
Ja: Es gibt zu wenige Ameisenumsiedler in Deutschland, beklagen die Ameisenschutzwarten, von denen es wahrscheinlich auch zu wenige gibt. Von Freiwilligen, die Kröten in Eimern über Landstraßen tragen, hat man schon gehört. Von Imkern, die Bienen umsiedeln, sowieso. Aber Ameisen? Kann man die auch umsiedeln, werden sich nun Leute fragen, die noch gestern auf ihrer Terrasse routinemäßig Ameisengift verstreut haben. Ja, kann man. Und es wird auch getan. Von Fachkräften, die dafür morgens um vier Uhr mit bloßen Händen in den Hügelbauten von Millionen Kahlrückigen Waldameisen graben. Die Krabbelwinzlinge sind einem Autobahnbau bei Berlin im Weg. Ihre Nester werden in Säcke geschaufelt und im Kofferraum eines Geländewagens durch den Forst an eine von Bauarbeiten weiter entfernte Stelle gebracht, wo Erde, Königinnen, Puppen, Larven, Eier und Ameisen wieder ausgeladen werden. Reich wird man als Ameisenumsiedler vermutlich nicht. Viel Ehrenamt. Es gibt etwa 300 Ameisenumsiedler, die sich in Deutschland um Miniinsekten kümmern, schätzen Experten. Es wäre aber ein Missverständnis, sie als Minijobber zu bezeichnen, werter Herr Tauber von der CDU.
Eine Visitenkarte mit der Bezeichnung „geprüfter Ameisenumsiedler“macht jedenfalls mehr her als eine, auf der bloß „Generalsekretär“steht.