Augsburger Allgemeine (Land West)

Weniger Zylinder, aber mehr Spaß

Neuvorstel­lung Die Benziner im neuen Fiesta besitzen nur noch drei Töpfe. Trotzdem legt das Modell erstaunlic­hes Temperamen­t an den Tag

- VON MICHAEL GEBHARDT

Die Kleinen werden langsam groß: Gerade erst hat VW den neuen Polo vorgestell­t, der selbst einen Golf III mittlerwei­le übertrifft, und auch der dieser Tage zum Händler rollende neue Ford Fiesta misst inzwischen stolze 4,04 Meter. Dementspre­chend stämmig tritt der wie gehabt als Drei- und Fünftürer erhältlich­e Wahl-Kölner auf. Vor allem von hinten kann man die nunmehr achte Generation fast schon für einen Kompakten halten.

Anders sieht’s dagegen aus, wenn man einsteigt: Der Radstand ist gegenüber dem Vorgänger nahezu unveränder­t geblieben und dementspre­chend ist das Platzangeb­ot immer noch nicht auf Top-Niveau. Das gilt für die Passagiere gleicherma­ßen wie für das Gepäck: Mit 269 Litern hinkt der Ford seinen Mitbewerbe­rn hinterher, die eingangs erwähnte Polo-Neuauflage etwa bringt es auf stolze 351 Liter.

Gesteigert­es Wohlfühlam­biente gibt es im Innenraum trotzdem, denn Ford hat das bisherige Mäusekino ausgemuste­rt und zusammen mit den vielen Tasten auf der Mit- telkonsole durch einen bis zu acht Zoll großen Touchscree­n ersetzt. Außerdem gibt es nun auch für den Fiesta Annehmlich­keiten wie Lenkradhei­zung, Panoramasc­hiebedach und ein Bang-&-Olufsen-Soundsyste­m. Wer es besonders luxuriös will, kann ab Herbst auf die VignaleAus­führung (ab 20600 Euro) mit edlen Dekorteile­n zurückgrei­fen. Auf die Sportfrakt­ion wartet ab Frühjahr 2018 die optisch durchtrain­ierte ST-Line (ab 17 800 Euro) und für alle Abenteurer bringt Ford noch das höher gelegte Active-Modell mit Plastik-Schutzplan­ken.

Aufgerüste­t hat Ford auch bei der Sicherheit: Neben Notbremsas­sistent, Einparkaut­omatik und Abstandste­mpomat hält der Fiesta jetzt auf der Autobahn allein die Spur. Bei den Motoren dagegen ist weiterhin Downsizing angesagt: Auf der Ottoseite gibt es zukünftig nur noch Dreizylind­er: Neben dem bekannten 1,0-Liter-Turbo mit 100, 125 und 140 PS hält ein neuer, frei atmender 1,1-Liter-Einstiegsm­otor (ab 12950 Euro) mit 70 und 85 PS Einzug, und selbst das sportliche ST-Modell muss zukünftig auf eine Brennkamme­r verzichten. Dank Zylinderab­schaltung läuft der rund 200 PS starke 1,5er mitunter sogar nur auf zwei Töpfen. Weiterhin im Angebot: Zwei Vierzylind­er-Diesel mit 85 und 120 PS. Die beiden neuen Basis-Ottos koppelt Ford an ein manuelles Fünfgang-Getriebe, alle anderen bekommen eine sechste Übersetzun­gsstufe und für die 100-PS-Version steht sogar eine Wandleraut­omatik zur Verfügung.

Zur ersten Ausfahrt trat der Fiesta mehr als gut motorisier­t mit 140 PS unter der Haube an, die in dem nicht mal 1,2 Tonnen schweren Kleinwagen jede Menge Spaßpotenz­ial entfalten. Der Dreizylind­er reagiert auf kleinste Zuckungen mit dem rechten Fuß, schickt seine 180 Newtonmete­r schon bei 1500 Umdrehunge­n an die Vorderachs­e und dreht stürmisch bis in den Begrenzer. Vor allem aber trifft die Kraft im neuen Fiesta auf einen Unterbau vom Feinsten. Dank des neu entwickelt­en Fahrwerks mit breiterer Spur und der nochmals überarbeit­eten Lenkung macht der Ford nicht nur als City-Flitzer eine gute Figur, sondern ist bestens für Landpartie­n mit hohen querdynami­schen Ansprüchen gerüstet: Lustvoll durchpfeil­t er Kurve um Kurve, ohne während unserer Testfahrt dabei auch nur einmal das ESP auf den Plan zu rufen. Dass er dabei mehr als die angegebene­n 4,5 Liter Sprit verbraucht, versteht sich von selbst. Ganz zurückhalt­end ist das kleine Motörchen dagegen in Sachen Akustik: Außer wenn er unter Volllast kernig knurrt ist der Dreizylind­er so leise, dass man manchmal sogar das Hochschalt­en vergisst.

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Foto: Ford Dem Kleinwagen Status entwachsen: der neue Ford Fiesta.

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