Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Schüler lassen sie nur ungern gehen
Abschied Buben und Mädchen der Grundschule Täfertingen haben Leiterin Renate Wipfler ins Herz geschlossen
Neusäß/Täfertingen.
„Unsere Schule, die ist wunderschön“, sangen die Buben und Mädchen der Grundschule Täfertingen zum Auftakt der Abschiedsfeier für Schulleiterin Renate Wipfler und machten es ihr damit nicht allzu leicht, sich von der Schule zu verabschieden. Schüler, Lehrer und Eltern hatten für eine berührende Abschiedsfeier gesorgt.
Die gegenseitige Verbundenheit war aus jeder Geste und jedem Wort zu entnehmen. Klar war: Hier ging jemand fort, den man nur sehr ungern ziehen lässt. Schon bei ihrer Begrüßungs- und Dankesrede band Wipfler ihre Schüler mit ein, ließ sich vom kleinen Max unterstützen, der mit großem Stolz ein Dankesschild hochhielt.
Wipfler erinnerte sich an einen gnadenlos heißen Tag im August, ein Gewitter braute sich hinter dem Loderberg zusammen, als sie ein gähnend leeres, ziemlich farbloses Schulhaus betrat. „Wenig einladend trotz der schönen Lage“, das war ihr erster Eindruck vom Schulgebäude. Doch das sollte nicht lange so bleiben, denn der Umbau war von der Stadt Neusäß schon geplant, und bereits zwei Monate später ging es damit los. Das Schulhaus wurde zu einem Schmuckkästchen.
Bei ihrer Rückschau auf die vergangenen vier Jahre wurde Wipfler tatkräftig von den Schülern unterstützt, die passend zu den jeweiligen Stichworten selbst gebastelte Tafeln hochhielten und bunte Stoffe schwenkten. Der Neusässer Bürgermeister Richard Greiner lobte die Schüler für ihre Auftritte, Lieder und Sketche, die erkennen lassen, dass sie ihre Schulleiterin nur ungern gehen lassen.
Dennoch sei es ihm Leben eben so, dass man immer wieder Abschied nehmen müsse. „Wenn ein Lehrer zum Schulleiter wird und sich dabei hervorragend bewährt, wird er eben schnell für höhere Aufgaben herangezogen“, freute er sich mit ihr über neue Schulleiteraufgaben an der König-Otto-Schule in Königsbrunn-Nord und dankte ihr für ein intensives und gutes Miteinander.
Die Klasse 4 a nahm die Gäste schließlich mit auf eine musikalische Reise entlang der Moldau. Der Elternbeirat verglich anschließend die kleinste Schule der Stadt Neusäß mit einem Zirkus, mit kleinen und großen Artisten. Gefordert sei hier wie dort harte Arbeit, Disziplin und Motivation, auch Rückschläge müssten akzeptiert werden. Doch ein Artist gäbe niemals auf, und ein guter Zirkusdirektor sorge stets für einen reibungslosen Ablauf und gebe dem Programm immer den letzten Feinschliff. Möge Wipfler immer gerne an ihre Arbeit in der „Manege“in Täfertingen zurückdenken, wünschten die Vertreter des Elternbeirats. Schlag auf Schlag ging es mit kleinen Vorführungen weiter. Dabei hatte sich jede Klasse in den vergangenen Wochen mit ihren Lehrerinnen einen besonderen Programmpunkt für die scheidende Schulleiterin ausgedacht, um sich bei ihr zu bedanken. Fleißig hatten die Schüler Lieder, Sketche und Tänze eingeübt – bis hin zu beachtenswerter Hochleistungsakrobatik – und damit einen höchst unterhaltsamen Vormittag gestaltet.
Als Abschiedsgeschenk der Schule erhielt die scheidende Schulleiterin ein „Zauberbuch“mit vielen Erinnerungen und Fotos. Alle Schüler sangen und tanzten abschließend für sie das „Segenslied“und holten Wipfler dafür in ihre Mitte. Schließlich umarmten sie die Kinder und wollten sie gar nicht mehr loslassen. Eine fröhliche, aber auch höchst emotionale Abschiedsfeier, bei der sich zumindest feuchte Augen gar nicht vermeiden ließen.
Abschied von Neusäß nimmt mit diesem Schuljahr auch die Schulleiterin der Grundschule Bei St. Ägidius, Corinna Graßl-Roth. Sie befindet sich bereits im Ruhestand.