Augsburger Allgemeine (Land West)
Nachwuchs sorgt für vier Stunden Extraklasse
Stadtfest Neusäß Von „Star Wars“bis „Zarathustra“: Die Sing- und Musikschule präsentiert eine abendfüllende Melodiengala
Neusäß Groovender Jazz, ergreifende Filmmusikballaden, prickelnder Rock’n’Roll. Ganze vier Stunden lang wurde auf der gut besuchten Hofbühne für musikalische Extraklasse gesorgt, und all diese mannigfaltigen Klangfacetten kamen aus einem einzigen Hause: Die Neusässer Sing- und Musikschule stellte sich mit nicht weniger als vier Ensembles auf dem Stadtfest vor.
Den Anfang machten die swingenden Arrangements der jungen Jazzband, wobei einige der Mitglieder das allererste Mal auf einer Bühne standen. Doch es war deut- lich zu hören, dass selbst diese junge Formation bereits den Anspruch hatte, mit einer überzeugenden Bühnenkunst die Herzen des Publikums zu erobern. Während bei der Fantasie „Seven Years“vor allen Dingen schwelgende Keyboardakkorde im Vordergrund standen, machten die eigenwilligen Xylofonläufe beim Bossa Nova „Black Orpheus“sogleich Lust zum Tanzen – was zumindest die Kinder zwischen den Besuchertischen ausgiebig in die Tat umsetzten. Mit lautstarken Beckenschlägen und einem hypnotisierendem Bongofeuerwerk ging es dagegen beim Percussion-Ensemble zur Sache. Die jazzige Note mit ihrem komplexen Melodien- aufbau wurde von den angehenden Bühnenkünstlern zwar grundsätzlich auch hier beibehalten, doch schufen die Trommler durchaus ganz neue, rhythmusstarke Varianten allseits beliebter Evergreens – besonders gelungen mit Bobby McFerrins „Don’t Worry, Be Happy“oder dem Tango „La Cumparsita“, der in die tiefsten Tanzkeller Argentiniens entführte.
Doch die Sing- und Musikschule setzt auf inhaltliche Kontraste, und so kamen anschließend mit der dynamischen Rockband die dröhnenden E-Gitarrenriffs und Verzerrer zum Einsatz, um sich zahlreichen legendären Musikperlen von J.J. Cale bis Uriah Heep zu widmen.
Später am Abend füllte sich die Bühne wie auch das Zuschauergelände noch mehr, denn da stand der Höhepunkt auf dem Programm: Blue Notes, die große Big Band der Sing- und Musikschule. Und diese konnte sich voll und ganz mit manchem professionellen Ensemble messen: Bei der Filmmusik zu „Blues Brothers“kam die ganze Ausdruckskraft des instrumentalen Zusammenspiels zur Geltung und auch der Soundtrack zu „Star Wars“wurde derart originell interpretiert, dass man gleichzeitig einen schönen Wiedererkennungseffekt verspürte und dennoch ein innovatives Arrangement zu hören bekam. Bei einigen Kompositionen bekam das Ensemble zudem noch gesangliche Verstärkung von unterschiedlichen Interpretinnen, die mit ihren Balladen vor allem auf emotionaler Ebene zu begeistern wussten. Schulleiter Achim Binanzer selbst dirigierte sämtliche Stücke eigenhändig und es war in der Tat faszinierend, mit welcher Energie er über die Bühne sprang, vollen Körpereinsatz zeigte und dabei auch noch jede Kleinigkeit ganz genau im Auge behielt.