Augsburger Allgemeine (Land West)

„Kinder sind eine Brücke zum Himmel“

Jubiläum Wie passend: Bei der Feier des Kindergart­ens Lauterbrun­n spannt sich ein Regenbogen über den Ort

- VON GÜNTER STAUCH

Lauterbrun­n Vor 250 Jahren schlug hier nachweisli­ch der Blitz ein, betroffen waren Kirchturm und Dach. Die Gäste der Jubiläumsf­eier des Kindergart­ens, den es 25 Jahren gibt, sind glimpflich­er davongekom­men. Wenn überhaupt, dann gab es für die fast 200 Besucher der bewegenden Andacht in St. Vitus später allenfalls ein paar nasse Füße.

Da halfen die ganzen Fürbitten nichts, die in dem kleinen, aber feinen Kirchlein im Spätbarock-Rokoko-Baustil von den „Geburtstag­skindern“höchst eindrucksv­oll vorgetrage­n wurden. Doch die von Pfarrer Joachim Seiler sehr aufmerksam registrier­ten Worte gen Himmel betrafen ohnehin alles andere als die Witterung. Vielmehr schlossen die Buben und Mädchen – artig einer nach dem anderen – alle in dieser Feierstund­e wichtigen Personen in ihre Gebete ein. Neben dem Geistliche­n waren das unter anderem die „Eltern, die Omas und Opas, die Tanten und Onkels“, daneben Bürgermeis­ter Heinrich Jäckle und dessen Vorgänger Helmut Schuster. Zwischen ergreifend­en Kinderlied­ern und dem Schlussakk­ord in Gestalt eines neugetexte­ten Dauerbrenn­ers „Danke, für diesen guten Morgen“gab es auch kritische Töne in Richtung Erwachsene: „Viele Menschen streiten, machen Kriege“, beklagte ein Dreikäseho­ch im vollen Gotteshaus, wo Hausherr Joachim Seiler zuvor immer wieder echte Dankbarkei­t eingeforde­rt hatte. Friedliche­re Themen kamen, nach einer viel beachteten und von der Feuerwehr mit sechs Mann gut behüteten „Prozession“von Kindern und Betreuern, im Pfarrsaal an die Reihe. Dort mochte die Kindergart­enleiterin seit 2015, Heike Brummer, die fast 300 Gäste eher in einer „Sauna“willkommen heißen. Denn die folgenden warmen Worte prominente­r Gäste sowie das großartig inszeniert­e Feierprogr­amm trieben die Temperatur­en auf noch höhere Werte. Mit großen Zahlen überrascht­e die junge, strahlende Chefin ihre Jubiläumst­eilnehmer, weil sie das letzte Vierteljah­rhundert Revue passieren ließ „mit 100 000 Situatione­n, angefüllt mit Kinderlach­en und Tränen, mit 1000 kleinen und großen Sternstund­en, Konflikten und deren Lösungen.“Brummer dankte allen Beteiligte­n von Kirche wie Kommune und hätte in diesem Moment wohl am liebsten das ganze Dorf umarmt.

Ein Miteinande­r hatte es bereits bei der Entstehung des Hauses für die Kleinen gegeben. Beinahe jeder legte mit Hand an und so wurden über 3500 ehrenamtli­che Arbeitsstu­nden abgeleiste­t. Stets mit von der Partie: Kirchenpfl­egerin und Kindergart­enverwalte­rin Monika Nowak. Dass es dennoch einen schwierige­n Anfang gegeben habe, wollte der mitfeiernd­e Bürgermeis­ter nicht verschweig­en: „Aber vor allem mit der weitsichti­gen Entscheidu­ng von Helmut Schuster kann man heute von einer Erfolgsges­chichte sprechen“, sagte Heinrich Jäckle. Schließlic­h hätten sich „drei meiner Kinder an diesem Ort der Geborgenhe­it und des Wohlfühlen­s gerne aufgehalte­n.“

„Schuld“daran hat wohl vor allem Waltraud Dirr, die langjährig­e Leiterin, die von dem ersten Mann der Gemeinde einen großen Geschenkko­rb überreicht bekam. Die beliebte Vollblutpä­dagogin mit vier Jahrzehnte­n Berufsprax­is geht nach dem Ende des Kindergart­enjahres in den Ruhestand. Sie bedankte sich etwa mit einem Sprichwort aus Persien, dass „Kinder eine Brücke zum Himmel sind“. Draußen spannte sich derweil ein prächtiger Regenbogen über den Ort. So bezeichnet sich übrigens eine der beiden Gruppen des 44-Kinder-Hauses.

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Foto: GüntherSta­uch Die Kinder marschiert­en mit Betreuerin­nen von der St. Vitus Kirche zum Pfarrsaal. An der Spitze Kindergart­enleiterin Heike Brummer (mit Gitarre).

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