Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie der Erfindergeist einheimische Firmen beflügelt
Innovationen Zwei Unternehmen bei deutschlandweitem Wettbewerb ausgezeichnet. Beide haben eines gemeinsam: Sie setzen auf die guten Ideen der Mitarbeiter
Landkreis Augsburg
Zwei Unternehmen aus dem Kreis Augsburg wurden jetzt beim bundesweiten Innovationswettbewerb „Top 100“ausgezeichnet. Dieser richtet sich an Firmen aus dem Mittelstand. Ausschlaggebend für einen Erfolg bei den Top 100 sind nicht einzelne Erfindungen, sondern das Innovationsmanagement und der Innovationserfolg der Unternehmen. Es gibt eine Qualifikations-und eine Finalrunde. Darin bewerten Prof. Dr. Nikolaus Franke vom Institut für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien und sein Team die Kandidaten in fünf Kategorien Sie prüfen dabei nach eigenen Angaben mehr als 100 Parameter. Unter den Ausgezeichneten waren auch zwei Unternehmen aus Neusäß und Thierhaupten.
Aumüller Automatic
● So manches mittelständische Familienunternehmen behauptet sich erfolgreich gegen internationale Konkurrenz. Die Aumüller Automatic GmbH aus Thierhaupten gehört mit ihrer Steuerungs- und Antriebstechnik für Fenster dazu. Die Firma entwickelt ihre modular aufgebauten Produkte selbst und stellt sie her. Die Belegschaft ist am Gewinn beteiligt und wird für Innovationen mit Prämien belohnt. Die 1972 gegründete Firma hat 134 Beschäftigte und eigene Niederlassungen in Großbritannien, Russland und China.
Die Thierhauptener statten Flughäfen und Schulen aus
Geschäftsführerin Ramona Meinzer kennt viele Gründe für den nachhaltigen Erfolg ihrer Produkte, die etwa in Flughäfen oder Schulen installiert werden und ein gutes und gesundes Raumklima bewirken: „Wir profitieren von unserer hohen Fertigungstiefe und machen von der Mechanik und Software bis zur Installation und Wartung alles selbst. Für uns ist „made in Germany“ein Qualitätsversprechen.“Die Elektrotechnikspezialisten bilden selbst aus und kooperieren mit Hochschulen. Die größten Herausforderungen sind für Meinzer derzeit die fortschreitende Digitalisierung und die Datensicherheit: „In einem elek- tronischen System braucht es kein Brecheisen mehr, um ein Fenster zu öffnen, sondern einen Hacker.“
Bauer Holzbausysteme
● Standorte sind Neusäß, wo seit 2016 in der Fabrikstraße der Firmensitz ist, und Wangen im Allgäu. Als Quelle für Innovationen nutzt der Mittelständler aus dem Allgäu die Wünsche von Kunden ebenso wie die Ideen seiner Mitarbeiter. Seit seiner Gründung 2010 ist das Unternehmen rasch gewachsen und beschäftigt heute schon 50 Mitarbeiter. Seine Massivholzmodule können am endgültigen Standort extrem schnell aufgebaut werden. So entstehen Gebäude aller Art, Wohn- und Gästehäuser ebenso wie Bürogebäude und gehobene Hotels. Auch Flüchtlingsunterkünfte wurden schon nach diesem Prinzip gebaut.
In den nächsten Jahren will das Familienunternehmen zunehmend auch Schulen und Kindergärten errichten. Deshalb hat es 2016 erheblich in eine neue Fertigung investiert, die den Herstellungsprozess optimiert. Das kreative Potenzial der Mitarbeiter ist jedoch das wichtigste Kapital des Unternehmens: Hier arbeiten Tischler, Zimmerleute, Ingenieure und andere Spezialisten zusammen an Innovationen und bleiben durch Fortbildungen und die Kooperation mit einer Hochschule auf dem neuesten Stand. „Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter offen für Neuerungen sind, sofern sie den Kunden nützen und unsere Qualität weiter steigern“, sagt der Geschäftsleiter und Mitinhaber Jörg Bauer.
Die Belegschaft soll verdoppelt werden
Das auf Fortschritt konzentrierte Denken bringt Früchte: Etwa die Idee eines Mitarbeiters, auf die sonst im Holzbau üblichen Folien zu verzichten, um so das Raumklima zu verbessern und die Nachhaltigkeit zu erhöhen. Das Unternehmen konnte Umsatz und Gewinn erheblich steigern, die Belegschaft soll in den nächsten drei Jahren mehr als verdoppelt werden. Das Ziel ist die Marktführerschaft im deutschsprachigen Raum. (AL)