Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Steuer ohne Sinn
Am Ende ist alles eine Frage der Sichtweise. Für die einen, die flammenden Europäer, hat Emmanuel Macron sich an einer großen Idee versündigt. Ausgerechnet er, der neue Liebling Europas, drückt bei der erstbesten Gelegenheit rücksichtslos seine nationalen Interessen durch und stoppt die gemeinsam verabredete Einführung einer neuen Steuer auf Börsengeschäfte. Für Millionen von Anlegern allerdings zahlt sich diese Entscheidung aus, buchstäblich. Anders als von ihren Erfindern behauptet, würde die Transaktionssteuer nämlich nicht die Banken disziplinieren, sondern Aktionäre und Sparer schädigen.
Für Banken, Lebensversicherer oder Fondsgesellschaften sind neue Steuern vor allem eines: zusätzliche Kosten, die sie an ihre Kunden weiterreichen. Wenn das Finanzamt jedoch bei jedem Kauf und jedem Verkauf einer Aktie und jeder Umschichtung in einem Riester-Depot die Hand aufhält, geht das schnell zu Lasten der Rendite. Die Kosten für die nächste Finanzkrise würden bei der Transaktionssteuer nicht die Banken schultern, wie uns die Politik gerne suggeriert, sondern wir Kunden.