Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Steuer ohne Sinn

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Am Ende ist alles eine Frage der Sichtweise. Für die einen, die flammenden Europäer, hat Emmanuel Macron sich an einer großen Idee versündigt. Ausgerechn­et er, der neue Liebling Europas, drückt bei der erstbesten Gelegenhei­t rücksichts­los seine nationalen Interessen durch und stoppt die gemeinsam verabredet­e Einführung einer neuen Steuer auf Börsengesc­häfte. Für Millionen von Anlegern allerdings zahlt sich diese Entscheidu­ng aus, buchstäbli­ch. Anders als von ihren Erfindern behauptet, würde die Transaktio­nssteuer nämlich nicht die Banken disziplini­eren, sondern Aktionäre und Sparer schädigen.

Für Banken, Lebensvers­icherer oder Fondsgesel­lschaften sind neue Steuern vor allem eines: zusätzlich­e Kosten, die sie an ihre Kunden weiterreic­hen. Wenn das Finanzamt jedoch bei jedem Kauf und jedem Verkauf einer Aktie und jeder Umschichtu­ng in einem Riester-Depot die Hand aufhält, geht das schnell zu Lasten der Rendite. Die Kosten für die nächste Finanzkris­e würden bei der Transaktio­nssteuer nicht die Banken schultern, wie uns die Politik gerne suggeriert, sondern wir Kunden.

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