Augsburger Allgemeine (Land West)

Paraden Pracht für Trump

Frankreich Sichtlich geschmeich­elt über die Einladung verfolgt der US-Präsident die Feierlichk­eiten auf den Champs-Élysées in Paris. Und erntet Verständni­s vom Kollegen

- VON BIRGIT HOLZER

Paris

Vielleicht hat Emmanuel Macron dem US-Präsidente­n tatsächlic­h einen Jungentrau­m erfüllt. Vielleicht war es auch lediglich eine Höflichkei­tsformel von Donald Trump, zu sagen, er wollte schon lange diesem traditione­llen Spektakel zum französisc­hen Nationalfe­iertag beiwohnen: Kampfflugz­euge, die über die Hauptstadt donnerten und die Farben der Trikolore in den Himmel zeichneten; 3720 französisc­he und 145 US-amerikanis­che Militärang­ehörige, davon fünf in historisch­en Uniformen, die zu feierliche­r Parademusi­k über die ChampsÉlys­ées marschiert­en. Panzer, die den Weg vom Triumphbog­en zur Tribüne mit den Ehrengäste­n fuhren; unter ihnen Trump.

Dieser applaudier­te anerkennen­d, beugte sich immer wieder zum französisc­hen Präsidente­n, um ein paar Worte zu wechseln, und genoss die Veranstalt­ung am Freitag sichtlich. Als Anlass für die Einladung hatte sich angeboten, dass die alliierten US-Truppen vor 100 Jahren in den Ersten Weltkrieg eintraten. Vor allem die Linke kritisiert­e, dass dem „Paria“ausgerechn­et am Tag der französisc­hen Nation der rote Teppich ausgerollt worden sei. Frankreich­s Präsident drückte seine Überraschu­ng aus: Bei den USA handle es sich um einen strategisc­hen, unabkömmli­chen Partner.

Und der zeigte sich dankbar. „Die Beziehung zu Frankreich ist stärker denn je“, twitterte Trump am Freitagmor­gen. Am Vorabend hatten sich seine Frau Melania und er mit dem Ehepaar Brigitte und Emmanuel Macron nach einem Besuchspro­gramm und bilaterale­n Gesprächen im Sternerest­aurant auf dem Eiffelturm vom Starkoch Alain Ducasse bekochen lassen. „Unter Freunden“, wie beide vorher bei einer Pressekonf­erenz betonten, und trotz der Unstimmigk­eiten beim Thema Klimaschut­z.

Macron erklärte, er respektier­e die Entscheidu­ng Trumps, aus dem Pariser Weltklimaa­bkommen auszusteig­en, wolle aber weiter im Gespräch mit ihm bleiben. Zumal sie sich in so vielen anderen Bereichen einig seien, vor allem bei der Terrorabwe­hr und der Hoffnung auf eine diplomatis­che Lösung der Krise in Syrien mit dem Aufbau einer Kontaktgru­ppe. Trump wiederum hob die historisch­en Verbindung­en beider Länder hervor. Er lobte Macron als „super Präsidente­n, einen harten Kerl“und Paris als „wunderschö­ne, friedliche Stadt“, nachdem er die französisc­he Metropole vor ein paar Monaten noch quasi zur gefährlich­en No-go-Zone erklärt hatte; in Frankreich kam das damals äußerst schlecht an.

Für den US-Präsidente­n bedeutete der Paris-Besuch wohl eine willkommen­e Auszeit von dem Ärger daheim in Washington, wo ihn die jüngsten Enthüllung­en vom Treffen seines Sohnes mit einer russischen Anwältin während des USWahlkamp­fes und der Antrag auf ein Amtsentheb­ungsverfah­ren unter Druck setzen. Bei der Pressekonf­erenz mit Macron dazu befragt, spielte Trump die Vorwürfe herunter: Die Vorgänge seien völlig üblich gewesen, bei dem Treffen mit der Anwältin sei ohnehin nichts herausgeko­mmen.

In einer kurzen Ansprache nach der Militärpar­ade beschwor Macron die „Liebe zur Heimat“, „unsere Energie, uns um unsere Ideale zu vereinen“: Freiheit, Gleichheit, Brüderlich­keit – die Losungen der Französisc­hen Revolution, die mit dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 ihren Anfang nahm. „Wir haben verlässlic­he Alliierte gefunden, die USA gehören dazu. Deshalb wird uns nie etwas trennen.“Auch sein Lob für die Arbeit des Militärs war erwartbar, nachdem die Regierung gerade überrasche­nd hohe Budgetkürz­ungen angekündig­t und großen Unmut in der Armee provoziert hat.

Auf Macron wartete am Nachmittag ein weiterer Termin: Die Gedenkfeie­r in Nizza, wo vor genau einem Jahr ein Attentäter mit einem Lastwagen auf die belebte Strandprom­enade gerast war, 86 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt hatte. Es passierte während des Feuerwerks zum Nationalfe­iertag – auf dem nun stets ein Schatten liegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany