Augsburger Allgemeine (Land West)
Kurze Sommerpause bringt Amateure an Grenzen
Analyse Zwischen den Spielzeiten bleibt den hochklassigen Fußballvereinen nur wenig Zeit für Erholung und Urlaub. Das beeinflusst die Vorbereitung der Spieler und die Kaderplanung. Warum die Relegation die Vereine spaltet
Ende Mai platzte für Türkspor Augsburg der Traum vom Bayernliga-Aufstieg. In der Relegation scheiterten die Fußballer am TSV Landsberg. Rund sechs Wochen danach endet bereits die Sommerpause für Bayern- und Landesligisten. Warum sich die Pause so verknappt hat.
Warum ist die Sommerpause für etliche Vereine so kurz?
Der Weltverband Fifa gibt einen Rahmenspielplan vor, an den sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und dessen Unterorganisationen halten müssen. Entscheidend für die kurze Sommerpause ist jedoch die über viermonatige Winterpause. Der Bayerische Verband (BFV) will Absagen und Spielverlegungen am Ende und am Anfang des Jahres verhindern. Folglich endet die Herbstrunde Ende November und beginnt die Frühjahrsrunde erst Mitte März.
Wie sehr verkürzt die Relegation die Sommerpause?
Vor fünf Jahren hat der BFV seine Spielklassen reformiert. Bayern bekam eine eigene Regionalliga, die Bezirksoberligen wurden abgeschafft, es bildeten sich zwei Bayern-, fünf Landes- und 25 Bezirksligen. Entsprechend musste der Verband Auf- und Abstieg neu regeln. Weil lange unklar war, in welchen Ligen 1860 München (Absteiger 2. Liga) und die SpVgg Unterhaching (Aufsteiger 3. Liga) antreten, verschärfte sich die Situation. Zusätzlich ausgedehnt wird die Relegation durch Hin- und Rückspiele. Der Verband rechtfertigt den Modus damit, nicht die Tagesform solle entscheiden und Partien auf neutralem Platz würden in der Summe weniger Zuschauer anlocken.
Wie beurteilen Vereine die ausgedehnte Relegation?
Weil sie diese ein Stück weit selbst zu verantworten haben, sparen sie mit Kritik. Relegationsspiele sind emotionale Höhepunkte für Verein und Umfeld, spülen Geld in Vereinskassen und erzeugen weniger direkte Absteiger. „Wir wollen die Relegation“, bekräftigt etwa Jürgen Reitmeier, Abteilungsleiter des TSV Schwaben. Sind Klubs allerdings in die Auswüchse verwickelt, ist der Ärger groß. So bestritt etwa Bayernligist TSV Landsberg nach der Liga drei Relegationsrunden – jeweils mit Hin- und Rückspiel. Und das innerhalb von zweieinhalb Wochen.
Wie wirkt sich die kurze Sommerpause aus?
Vereine, die in die Relegation verwickelt waren, hatten eine extrem kurze Pause. Spieler sind nicht erholt, mussten auch in der Vorbereitung regenerieren, konnten sich nur kurz auf die kommende Spielzeit vorbereiten. Das birgt ein gewisses Verletzungsrisiko. „Wir sehen das sehr kritisch“, sagt daher TürksporFunktionär Erkan Bayro. Schließlich sei man noch im Amateurbereich. Einen Nachteil haben betroffene Vereine zudem in der Kaderplanung. Weil extrem spät feststand, welcher Liga sie angehörten, zögerten Spieler und Funktionäre vor Wechseln. Und: Wer kein Saisonspiel verpassen will, muss längeren Urlaub in den Winter verlegen.
Wie lange dürfen Amateure im Sommer den Verein wechseln?
Amateure mussten bis zum 30. Juni beim abgebenden Verein abgemeldet sein. Danach ist ein Wechsel nur noch als Vertragsspieler – Mindestgehalt 250 Euro pro Monat – möglich. Wie bei den Profis endet die Transferperiode am 31. August. Heißt: Bis zum Ende der Transferfrist 2017 sind in der Bayern- und Landesliga bereits neun Spieltage absolviert. Türkspor-Trainer Pavlos Mavros wünscht sich daher, dass die Transferfrist der Amateure bereits am 31. Juli endet. „Dann wären die Voraussetzungen für alle gleich.“
Sind Änderungen geplant?
Vor der Spielzeit 2018/19 will der Verband Vereinsfunktionäre zum aktuellen Modus befragen. Vereine, die von einer kurzen Sommerpause betroffen waren, dürften Veränderungen wollen. Mehr Pause, weniger Spiele. Die übrigen dürften sich unkritischer äußern.
Gibt es Alternativen?
Eine Saison von April bis Oktober scheitert an Vorgaben der Fifa und des DFB. Zudem wollen Vereine keine Relegation im nasskalten Herbst. Was möglich wäre: Bei gutem Wetter bis in den Dezember hinein spielen und Relegationsrunden ohne Hin- und Rückspiel austragen.