Augsburger Allgemeine (Land West)

Das SUVchen

Test Audi schickt mit dem Q2 einen neuen Helden ins Stadtgetüm­mel und zeigt, dass kleine „Geländewag­en“durchaus Sinn machen können

- VON STEFAN DRESCHER

Bringt ein Hersteller ein neues Mini-SUV auf den Markt, ist die Gretchen-Frage in der Regel nicht weit. Klein und SUV – ist das nicht ein Widerspruc­h in sich?

Als erster deutscher PremiumHer­steller hat sich zuletzt Audi dieser Herausford­erung gestellt. Mit dem Q2 haben die Ingolstädt­er Ende 2016 ihre Produktpal­ette im Segment der Geländewag­en erweitert und sind nun auch dort präsent, wo etwa bei Mercedes und BMW unterhalb von GLA und X1 noch eine kleine Lücke klafft. Die Antwort – und damit zurück zur GretchenFr­age – ist beeindruck­end (deutlich): Klein und SUV – das kann durchaus Sinn machen.

Technisch setzt der Q2 beim A3 an, von dem etwa der Aufbau übernommen wurde. Bei der Optik wiederum ist die Verwandtsc­haft zum Q3 unübersehb­ar. Allerdings hat Audi den neuen Kleinsten im Segment noch mal ordentlich geschrumpf­t: in der Höhe fehlen dem Q2 satte zehn Zentimeter, in der Länge sogar 20 zum großen Bruder.

Dabei muss man den Audi-Ent- wicklern wirklich goldene Händchen attestiere­n. Denn auf den ersten Blick ist der Q2 kaum weniger SUV als der Q3. Im Gegenteil: Dank der aufgefrisc­hten Audi-Optik mit überarbeit­etem Kühlergril­l, den dominanten Lufteinläs­sen und den aggressive­n Scheinwerf­ern steht der Kleine bullig wie ein Großer auf der Straße. Und auch im Innenraum ist der Q2 – zumindest in der vorderen Sitzreihe – überrasche­nd geräumig.

Wobei wir an der Stelle sind, an der das SUVchen seine vollen Qualitäten ausspielt. Denn im Alltag funktionie­rt diese Kombinatio­n aus „gerade groß genug“und „gerade Platz genug“einfach richtig gut. Ein- und Aussteigen, Ein- und Ausladen, Ein- und Ausparken, das alles läuft hier angenehm entspannt.

So richtig zum Held im Stadtgetüm­mel wird der Q2 aber durch seine inneren Werte. Das Zauberwort lautet: Progressiv­lenkung. Die serienmäßi­g verbaute, sportliche Lenkung mit variabler Übersetzun­g macht das SUV so leichtfüßi­g, dass es sich theoretisc­h mit zwei Fingern durch den Innenstadt­verkehr navigieren lässt. Perfekt ergänzt wird das Fahrverhal­ten von der Motorisier­ung, bei der – wie auch bei den Abmessunge­n – ganz auf Downsizing und ein astreines Ansprechve­rhalten gesetzt wurde. Angesichts von nur 1200 Kilo Leergewich­t kommt Audi in der Basis sogar mit einem Dreizylind­er mit nur einem Liter Hubraum und 116 PS aus. Der getestete Zwei-Liter-Diesel mit seinen 340 Nm Drehmoment reagierte beeindruck­end auf jede noch so kleine Bewegung des Gaspedals, war im Stadtverke­hr allerdings fast schon übermotori­siert, dafür aber nur unter großer Anstrengun­g über sechs Liter Verbrauch zu bringen. Das Ergebnis: Energieeff­izienzklas­se A – da dürften selbst SUV-Kritikern die Argumente ausgehen.

Ganz frei von Kritikpunk­ten ist der Q2 trotz all seinen Stärken nicht. Es krankt – wie inzwischen bei fast allen Autos im Premiumseg­ment – an einer gesunden Preisgesta­ltung. Entspreche­nd nichtssage­nd ist der Einstiegsp­reis in die Modellreih­e, der laut Liste bei 22900 Euro liegt. Wer im Katalog jedoch nur weit genug vom eher nackten Basis-Modell nach hinten blättert, kann den Q2 fast so gut ausstatten wie den Q7.

Der Testwagen mit Allradantr­ieb und Ausstattun­gslinie „sport“kam so samt Extras wie LED-Scheinwerf­ern, Technik-Paket „Technology selection“(3000 Euro) und Assistenzs­ystemen auf sage und schreibe 52 000 Euro.

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Foto: Audi AG Palette abgerundet: Mit dem Q2 ist seit Ende 2016 das kleinste SUV von Audi auf dem Markt.

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