Augsburger Allgemeine (Land West)
Aufruhr im Discounter Reich
Handel Lidl will bis nächstes Jahr 100 Läden in den USA eröffnen. Das setzt auch den großen Rivalen Aldi unter Druck. Denn im Wettstreit um die Vorherrschaft in der Billig-Branche kämpfen die beiden Konzerne an vielen Fronten
Augsburg
Es hatte alles so vielversprechend begonnen: Im Juni hatte der deutsche Discounter Lidl zehn Filialen in den USA eröffnet. Die Menschen standen Schlange vor den Läden, der Konzern hatte den Schritt zwei Jahre lang akribisch vorbereitet. Aber schon wenige Tage nach dem „Grand Opening“wurde der Erfolg ein wenig getrübt. Die amerikanische SupermarktKette Kroger reichte Klage gegen Lidl ein. Der Grund: Kroger verkauft seine Produkte unter dem Namen „Private Selection“, die US-Eigenmarke des deutschen Discounters heißt „Preferred Selection“– zu ähnlich, findet der amerikanische Konzern.
Wie das Fachblatt Lebensmittel Zeitung berichtet, fordert Kroger, dass Lidl alle Verpackungen und Werbematerialien mit der Bezeichnung vernichtet und alle Gewinne überweist, die der Discounter mit Artikeln der Marke erwirtschaftet hat. Nächste Woche sollen sich beide Parteien erstmals im Gerichtssaal treffen. Egal, wie der Rechtsstreit deutig von berühmten DesignerStücken abgekupfert waren. Lidl testet dagegen in Belgien neue Läden, die möglichst klimafreundlich gebaut sind und sowohl Aufladestationen für E-Autos als auch für E-Bikes anbieten.
Und auch zu Hause in Deutschland setzen beide Discounter verstärkt auf neue Wohlfühl-Konzepte: mehr Glas, mehr Holz, eine Kundentoilette und ein großes Bio-Sortiment. Aldi listet immer mehr bekannte Markenartikel, in vielen Filialen können Kunden an der Kasse Geld abheben. Wer heute einen modernen Aldi-Laden betritt, fühlt sich ziemlich weit weg vom Lagerhallen-Charme, den die mittlerweile verstorbenen Brüder Karl und Theo Albecht jahrelang kultiviert haben.
Aber woher kommt der Trend zu mehr Komfort? „Der Verbraucher setzt heute viel mehr auf das Ambiente als früher“, sagt Handelsexperte Adlwarth. Besonders jüngere Kunden würden sich wohlfühlen wollen beim Einkaufen. Dazu kommt: Die Kunden nehmen sich nach seinen Worten immer weniger Zeit zum Einkaufen. Sie gehen nicht