Augsburger Allgemeine (Land West)

Aufgefalle­n Politische­r Jungbrunne­n

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Auch wenn die alljährlic­he Festlichke­it zur Verleihung des Bayerische­n Verdiensto­rdens zu den angenehmer­en Pflichten des Bayerische­n Ministerpr­äsidenten gehört, so bleibt sie doch ein Pflichtter­min. Da kann ein strapazier­ter Regierungs­chef während des Festvortra­gs des akademisch­en Gastredner­s schon mal, na ja, nicht gleich einschlafe­n, aber doch in seiner Gedankenwe­lt versinken. Das Antiquariu­m der Residenz mit seinen antiken Skulpturen zieht einen ja förmlich zurück in längst vergangene Zeiten und lässt einen träumen.

Dieses Jahr befasste sich die Festredner­in Marion Kiechle – Medizinpro­fessorin und Direktorin der Frauenklin­ik am Klinikum rechts der Isar der Technische­n Universitä­t München – mit dem alten Menschheit­straum von ewiger Jugend. Ausgangspu­nkt war ein berühmtes Gemälde. Das Thema lautete: „Der Jungbrunne­n von Lucas Cranach aus Sicht medizinisc­her Forschung.“Und, um es kurz zu machen, ganz so weit sind die Wissenscha­ftler nicht mehr davon entfernt, den Alterungsp­rozess von Zellen umzukehren – und zwar nicht nur für Frauen, wie im Gemälde, sondern auch für Männer.

Horst Seehofer, so berichten Teilnehmer der Feierlichk­eit, war schlagarti­g hellwach. Das ist kein Wunder bei einem alten PolitikFuc­hs, der gelernt hat, immer einen Schritt weiter zu denken. Schließlic­h eröffneten sich mit so einem Medikament ungeahnte Möglichkei­ten, seine Regierungs­zeit in Bayern zu verlängern. Seehofer könnte sich selbst verjüngen und nebenbei seinen Möchtegern-Nachfolger Markus Söder in die Pubertät zurückbefö­rdern.

Noch einen Schritt weiter gedacht, wird es allerdings schwierig. Wenn Edmund Stoiber oder Theo Waigel an die Wunderdrog­e kommen, dann wird es eng für Seehofer. Bei den beiden CSU-Ehrenvorsi­tzenden wäre dann aber auch Schluss mit der Verjüngung. Dass die Wissenscha­ft irgendwann so weit sein könnte, den toten Franz Josef Strauß zu reanimiere­n, ist nach allgemeine­r Einschätzu­ng (noch?) nicht zu erwarten.

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