Augsburger Allgemeine (Land West)
90 Wohnungen und dazu Einzelhandel
Gersthofer Loch Die Planungen für das 7000 Quadratmeter große Grundstück in der Stadtmitte kommen voran. Derzeit feilen die Planer am Verkehrskonzept. Wie sie eine höhere Aufenthaltsqualität schaffen wollen
Gersthofen
Aus dem „Gersthofer Loch“soll die „Neue Mitte Gersthofen“werden. Entstanden ist es vor mehr als fünf Jahren im Herzen der Stadt, als der Dasinger Unternehmer Peter Pletschacher die darauf stehenden Gebäude abreißen ließ, um ein Einkaufszentrum zu bauen. Nun tut sich wieder etwas.
Weil Pletschacher ein benachbartes, der Stadt gehörendes Grundstück in sein Projekt mit einbeziehen will, auf dem eine Villa aus den 1920er Jahren steht, tat sich jahrelang nichts: Denn die Strasser-Villa müsste weg. Schon 2011 kämpfte eine Bürgerinitiative um den früheren Bürgermeister Siegfried Deffner erfolgreich um den Erhalt des Gebäudes. Daraufhin legte der Investor alle Pläne auf Eis.
Im vergangenen Jahr unternahm er nun einen neuen Vorstoß – wieder sollte die Villa fallen. Diesmal setzte die Bürgerinitiative einen Bürgerentscheid durch. Im Februar dieses Jahres stimmte allerdings eine Mehrheit für den Abriss der Villa. Der Weg für Pletschachers Planungen ist seitdem frei. Ein eigens gebildeter Arbeitskreis Stadtmitte, die Verwaltung und die Planer des Investors arbeiten seither an einer innenstadtverträglichen Lösung.
Knackpunkt ist allerdings die Verkehrssituation im Gersthofer Stadtzentrum rund um das leere Grundstück. Tausende Autos quälen sich täglich durch die Bahnhofstraße, die wichtigste Ost-WestVerbindung der Stadt. Zuletzt wurde Mitte dieser Woche ein Verkehrskonzept an der Bahnhofstraße im Bereich der künftigen Neuen Mitte vorgestellt und vom Gersthofer Bauausschuss gebilligt. Dieses sieht vor, dass die Autos von der Bahnhofstraße künftig über die Schulstraße und eine neue Verbindung von dieser zur Donauwörther Straße geleitet werden. Die Bahnhofstraße bleibt dann zwischen Gasthof Strasser und dem heutigen Gersthofer Loch für den Verkehr gesperrt. Dies soll eine Vergrößerung des Rathausplatzes und damit eine höhere Aufenthaltsqualität bringen. Nur die Busse nehmen noch den Weg zur Haltestelle und zur Strasserkreuzung.
Ein zentrales Element dieses Konzepts ist ein neuer Kreisverkehr, der die neue Straße am nördlichen Rand des Pletschacher-Grundstücks von der Schulstraße mit der Donauwörther Straße verbindet und die Ausfahrt der Tiefgarage der Neuen Mitte integriert.
Weil der Investor für die Verbindungsstraße im Norden seines Grundstücks Flächen abgeben wird, ist ein Grundstückstausch angedacht: So könnte beispielsweise das städtische Areal, auf dem derzeit noch die Strasser-Villa steht, an Pletschacher übergehen.
Von der Donauwörther Straße aus soll dann über den neuen Kreisverkehr auch die Anlieferung für den Einzelhandel erfolgen. Drei Gebäudekomplexe mit jeweils einem Innenhof werden auf dem Grundstück entstehen. Der Großteil dieser Gebäude soll viergeschossig (inklusive Erdgeschoss) erbaut werden, „ein kleiner Teil des Bauvolumens mit sechs Geschossen“, so der Architekt der Neuen Mitte, Karl Kehrbaum. Wo dieser sechsgeschossige „Turm“letztendlich im Grundstück liegen soll, wird in den nächsten Monaten mit dem weiteren Fortschritt der Planungen geklärt.
Erste Angaben über den Umfang und die Art der Nutzung des circa 7000 Quadratmeter großen Grundstücks machen die Planer ebenfalls. Für Handel stehen demzufolge circa 3500 Quadratmeter zur Verfügung, für Dienstleistung 3000 Quadratmeter.
Außerdem sollen etwa 80 bis 90 Wohnungen entstehen. Sie sollen allesamt vermietet werden. Investor Peter Pletschacher hat immer wieder betont, dass er die Neue Mitte nicht verkaufen, sondern selbst behalten und verwalten will“, betonte der Architekt. In den geplanten zwei Tiefgaragen-Etagen werden insgesamt 320 Stellplätze nachgewiesen, das sind 40 mehr, als laut Gersthofer Satzung erforderlich wären. Eine Verbindung dieser Tiefgarage mit derjenigen unter dem Rathausplatz wäre möglich. Damit könnte die Einfahrt in der Bahnhofstraße beim Gasthof Strasser verschwinden. A propos Gasthof Strasser: Nach der Insolvenz des bisherigen Pächters der Gersthofer Traditionsgaststätte wurde diese neu zur Pacht ausgeschrieben. Mehrere Bewerbungen gingen bei der Stadtverwaltung ein. Wenn alles glatt geht, soll der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch, 26. Juli, über den neuen Pächter entscheiden.