Augsburger Allgemeine (Land West)
Spaß für Radler, Ärger für einige Autofahrer
Fahrrad Die zweite Auflage der Radlnacht sorgt für einen regelrechten Ansturm: Mehr als 6000 Teilnehmer fahren auf gesperrten Straßen und erleben einen gelungenen Abend. Knapp 60 Fahrzeuge müssen dafür abgeschleppt werden
Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich am Samstagabend in der Maximilianstraße bot. Kurz vor 21 Uhr standen tausende Radler auf den Pflastersteinen und warteten darauf, dass es losgeht. Mehr als 6000 Teilnehmer zählten die Veranstalter der zweiten Augsburger Radlnacht später. Wer die Menschenmassen in der Maxstraße sah, die sich vom Herkulesbrunnen in Richtung der Basilika St. Ulrich und Afra aneinanderdrängten, konnte den Eindruck gewinnen, dass es sogar mehr waren.
Sei’s drum. Im Vergleich zur letzten Radlnacht 2016, als etwa 3500 Radler mitmachten, waren es auf jeden Fall deutlich mehr Teilnehmer. Bereits gegen 19.15 Uhr war am Startort viel los, das Rahmenprogramm hatte um 18.30 Uhr begonnen. Auch Lena und Eugen Koch aus Augsburg waren früh dran. Sie machten zum ersten Mal mit, berichteten sie. Bei der Premiere der Veranstaltung seien sie nicht dabei gewesen. „Leider“, wie Lena Koch sagte. Auch für Anna-Maria Fenß war es die erste Radlnacht. Sie fuhr ein auffälliges blaues Rad, dessen Reifendruck sie in einer der Werkstätten vor Ort vor dem Start noch einmal überprüfen ließ – wie viele andere auch.
Gegen 21 Uhr setzte sich der Fahrradcorso in Bewegung. Die Teilnehmer hatten freie Fahrt, die Strecke war für den Autoverkehr gesperrt. Anders als im vergangenen Jahr endete die Route dieses Mal nicht am Startpunkt, sondern endete am Rosenaustadion. Die Strecke führte über die City-Galerie zur Berliner Allee, über die Provinostraße durchs Textilviertel auf die Schleifenstraße. Ein Highlight für die Radler war, wie im vergangenen Jahr, die Durchquerung des Schleifenstraßentunnels, der ansonsten für Radfahrer gesperrt ist. Einen kurzen Stopp gab es bereits, als die Teilnehmer gerade losgefahren waren: In der Jakoberwallstraße hielt die Polizei den Corso zwei Mal auf, um einem Rettungsfahrzeug die Ein- und Ausfahrt zu ermöglichen. Der Rettungseinsatz in einer Ne- benstraße stand allerdings nicht in Verbindung mit der Radlnacht.
Gegen 22 Uhr kamen die ersten Teilnehmer nach 14 Kilometern Fahrt am Rosenaustadion an. Die Stimmung: fröhlich und gut. Einige Teilnehmer fuhren auch mit ausgefalleneren Rädern, die speziell für die Veranstaltung geschmückt oder beleuchtet waren. Wie im vergangenen Jahr waren viele Familien unterwegs. Viktor Vollmer aus Augsburg absolvierte die Strecke gemeinsam mit seinem Sohn. Spaß habe es gemacht, sagte er im Ziel, eine gelungene Sache sei das gewesen, ein Gemeinschaftserlebnis. Aber man habe aufpassen müssen, vorne sei es eng gewesen.
Schlimmere Stürze gab es aber offenbar nicht. Nach Auskunft von Alois Rager, dem Leiter der Augsburger Verkehrspolizei, haben sich drei Menschen bei Stürzen kleinere Verletzungen zugezogen, Abschürfungen etwa. Keine hohe Zahl angesichts der Masse an Teilnehmern. Auch habe es keine großen Störungsfälle während der Tour gegeben. Der Corso sei insgesamt zehn Kilometer lang gewesen.
Organisatorin Katja Mayer spricht von einer „super Bilanz“, Baureferent Gerd Merkle von einem „Riesenerfolg“der Veranstaltung. „Unsere Hoffnung bezüglich der Teilnehmer ist weit übertroffen worden“, sagt Merkle. Wie bei der Premiere der Radlnacht gab es allerdings auch heuer kritische Stimmen. Auf der Internetplattform Facebook etwa bemängeln Teilnehmer, die Strecke habe zum Teil durch enge Gassen geführt, man habe sein Fahrrad phasenweise schieben müssen. Merkle sagt dazu, man wolle versuchen, solche Engstellen bei einer weiteren Auflage zu vermeiden.
Autofahrer, Anwohner und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel mussten Verkehrsbehinderungen und Sperrungen in Kauf nehmen. In der Maximilianstraße ließ die Polizei am Nachmittag gegen 16 Uhr etliche Autos abschleppen. Bereits ab Nachmittag gab es entlang der Strecke ein Halteverbot. Ein Anwohner kam gerade noch rechtzeitig, um sein Auto von einem der Abschleppfahrzeuge zu holen. 100 Euro müsse er wohl dennoch zahlen, berichtet er. Von der Radlnacht habe er nichts gewusst. Eigentlich sollten die Haushalte in den betroffenen Stadtteilen mit Briefkastensendungen informiert werden. Dennoch hatten offenbar nicht alle Anwohner im Vorfeld von der Veranstaltung etwas mitbekommen. Die Polizei habe noch versucht, die Halter der Autos zu ermitteln, sagt Alois Rager von der Verkehrspolizei. Auch über den Kurznachrichtendienst Twitter wies die Polizei darauf hin, dass die Fahrer ihr Auto wegfahren sollten. Insgesamt 59 Autos habe man dennoch abschleppen lassen müssen, die meisten davon in der Maximilianstraße, sagt Rager. Dass die Halteverbote nicht beachtet wurden, sei bedauerlich.
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Weitere Bilder der Radlnacht finden Sie auf der Seite 39.