Augsburger Allgemeine (Land West)

„Jetzt heißt es, die Gewalt ist in der schwäbisch­en Provinz angekommen. Das ist aber überhaupt nicht so.“

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Vorfeld rechnen können. Die Zahl der Polizeikrä­fte vor Ort war noch am Sonntag verdoppelt worden.

Der Oberbürger­meister ist besorgt über die Dynamik, die die nationale Berichters­tattung gestern entwickelt­e. „Das ist ganz schlecht für unsere Stimmung hier. Wir machen hier preisgekrö­nte, vorbildlic­he Integratio­nsarbeit mit Flüchtling­en“, sagt Klopfer und fürchtet, die Vorfälle könnten im Vorfeld der Bundestags­wahl zur Stimmungsm­ache gegen Flüchtling­e genutzt werden – schließlic­h ist der RemsMurr-Kreis immer wieder durch Probleme mit rechten Gruppierun­gen aufgefalle­n. „Jeder hat die Bilder von Köln und Hamburg im Kopf, und jetzt heißt es, die Gewalt ist in der schwäbisch­en Provinz angekommen“, so Klopfer. „Das ist aber überhaupt nicht so.“

Keine Frau müsse sich nach diesem Wochenende unsicherer fühlen als zuvor, versichert Klopfer. Und unsittlich­e Berührunge­n im dichten Gedränge – auch das sei eine bittere Wahrheit – kämen leider immer wieder vor, „das lässt sich bei einer solchen Veranstalt­ung gar nicht verhindern“. Dennoch sollen für das kommende Jahr ein paar zusätzlich­e Vorkehrung­en getroffen werden: eine niedrigsch­wellige Anlaufstel­le speziell für Frauen, der Schlosspar­k, wo sich junge Leute abseits der Innenstadt zum Feiern treffen, soll nachts ausgeleuch­tet werden, die Polizei soll früher eingreifen, wo Alkoholkon­sum überhandzu­nehmen droht. An dieser Stelle, so zeigten sich Polizeifüh­rung und Stadtspitz­e im Nachhinein auf der Pressekonf­erenz einig, hätte man in der Nacht zum Sonntag früher eingreifen können.

Während in Schorndorf gestern weiter gefeiert wurde, haben die Ereignisse politisch erst so richtig Fahrt aufgenomme­n: Innenminis­ter Thomas Strobl verurteilt­e Übergriffe gegen Frauen und Gewalt gegen Polizisten als „völlig inakzeptab­el“und wiederholt­e seine Linie von „null Toleranz“gegenüber den Tätern. Die AfD-Landtagsfr­aktion macht die Ereignisse von Schorndorf am Donnerstag zum Thema einer aktuellen Landtagsde­batte.

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