Augsburger Allgemeine (Land West)
Was einem alles durch den Kopf geht …
Kunst Beatrice Schmucker präsentiert derzeit im Foyer im Kongress am Park ihre Ausstellung „Open Minds“
Sie wollen auf ganz besondere Weise angenommen werden, die sehr üppigen Flächen der Betonwände in der Augsburger Kongresshalle, das daraus resultierende spezielle Flair dieses Ortes – angenommen von der künstlerischen Persönlichkeit, die dort mit bildender Kunst „aufritt“, vom Musikpublikum, das vor den Konzerten und in den Pausen daran vorbei lustwandelt, auch von den Kongressteilnehmern, die im Kongresskomplex arbeitsreiche Tage verbringen.
Die Gesellschaft für Gegenwartskunst Augsburg (GfG) „bespielt“bereits seit einigen Jahren diese spannende Location mit wechselnden, dort aber dann lange hängenden Ausstellungen, und zwar vornehmlich mit Bildern von Künstlern aus der Augsburger und schwäbischen Region. Die Künstlerin Beatrice Schmucker ist derzeit mit ihrer neuen Exposition „Open Minds“in die Halle eingezogen und wird bis Mai nächsten Jahres die Atmosphäre mitprägen.
Und dies gelingt der in Stadtbergen lebenden und arbeitenden Malerin und Grafikerin mit ihrer ureigenen Handschrift eindrucksvoll. Nach Georg Bernhard, Karl Kunz, Joerg Maxzin, Norbert Kiening und Rainer Kaiser hat GfG-Vorsitzender Stefan Schrammel erstmals eine Frau für dieses Projekt eingeladen. Beatrice Schmucker bringt mit ihren monumentalen Kopf-Bildern die Wände sozusagen intensiv zum Denken und Reden. Die Motive, auf Leinwand mit Acryl und selbst eingemischten Pigmenten gebracht, changieren zwischen figuraler Anmutung in der Nähe der Abstraktion bis zum fast naturalistischen Porträt und bauen so einen intensiven Spannungsbogen auf. Die Grundarchitektur der zehn Bildmotive ist durchweg streng einheitlich gehalten. Der Kopf sitzt eng auf dem gleichmäßig unten „abgeschnittenen“Rumpf, meist in einer leicht abwärts geneigten Pose, sodass mit der Stirnfront vor allem auch der Oberschädel eine Rolle spielt – eine raffinierte gestische Inszenierung, in der Schmucker mit lebhaften Malgesten quasi zeigt, „was einem so durch den Kopf geht…“, mag der Betrachter denken.
Das gibt an elektrische RelaisSchaltgänge erinnernde rote oder schwarze Verbindungslinien, die in der Schädelanatomie ihre Kreise ziehen, da scheinen aber auch von außen um das Haupt schwirrende Farbakzente und Teilchen „Sinnestrübung“oder „Orientierung“(so zwei Titel) beklemmend hervorzurufen, da umschwirrt einen „Mädchenkopf im Schilf“aber auch eine feine, wunderbar atmende grünliche Naturstimmung. Und man begegnet Köpfen mit stark konzentrierter Ruhe, so ein in entspannten Blautönen gesenkter „Blick nach innen“. Durch das ineinandergleitende Spiel mit realistischen Gesichtszügen und auflösender, in den Bildgrund schwimmender Abstrahierung wird die Betrachtung in Bewegung gehalten, kann so die Wahrnehmung sich ändernde Sinneseindrücke entstehen lassen.
Beatrice Schmucker, die sich für „Open Minds“Anfang des Jahres drei Monate auf Klausur begab, teilt ihre Tätigkeit in zwei Hälften, die Malerei und das von ihr ebenso geliebte Arbeitsfeld des Grafikdesigns. Die 1967 in Ansbach geborene Künstlerin studierte in Augsburg (mit Schwerpunkt Illustration) bei Georg Bernhard (Abschluss 1989), ist seit 1999 freischaffend. O
Beatrice Schmucker. „Open Minds.“Kongress am Park, Gögginger Straße 10. Bis Mai/Juni 2018
Ausstellung