Augsburger Allgemeine (Land West)

Jetzt wird ein neues Rathaus zum Zankapfel

Streit In Bonstetten bahnt sich der dritte Bürgerents­cheid an. Und wieder heißen die Kontrahent­en Gleich und Kränzle

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Geht es um die Zahl der Bürgerbege­hren in den vergangene­n Jahren, dann ist Bonstetten im Landkreis spitze: Nach 2009 und 2014 könnten die Bürger parallel zur Bundestags­wahl 2017 wieder einmal ein Kreuz mehr machen als alle anderen. Diesmal geht es um das geplante Mehrzweckg­ebäude in der Ortsmitte, in dem auch die Verwaltung unterkomme­n soll. Doch genau das gefällt dem Grünen-Gemeindera­t Leo Kränzle nicht. „Wir haben doch ein bestehende­s Rathaus, das alle Zwecke erfüllt“, sagt Kränzle. Zusammen mit seiner Fraktionsk­ollegin Gertrud Wagner will er am 24. September die Bonstetter fragen: Braucht die Gemeinde ein neues Rathaus in der Ortsmitte?

Für den Grünen-Gemeindera­t ergibt sich kein Mehrwert, wenn die Verwaltung auch ein Teil des geplanten Mehrzweckg­ebäudes wird. Anton Gleich stellt eine Gegenfrage: Was für einen Sinn hätte es, wenn das öffentlich­e Leben in die Ortsmitte umzieht und das Rathaus in der alten Liegenscha­ft in der Bahnhofstr­aße bleibt? Dass die Feuerwehr dringend neue Räumlichke­iten benötigt, stehe außer Frage. „Teilweise müssen sich die Leute in der Garage umziehen“, erklärt er. Auch die Musiker bräuchten mehr Platz. Im neuen Mehrzweckg­ebäude könnte außerdem ein neuer Bürgersaal berücksich­tigt werden, sagt Gleich, der damit noch ein anderes Problem lösen will: Der Saal im Kindergart­en könnte aufgegeben und damit der Platzmange­l behoben werden. „Wir sind erst am Anfang“, sagt Gleich über die Pläne, was mit den rund 15 000 Quadratmet­ern, die der Gemeinde gehören, passieren soll. Dauer-Kontrahent Kränzle moniert, dass das Großprojek­t noch nicht öffentlich vorgestell­t wurde. Er kritisiert auch: Beim Antrag auf Städtebauf­örderung wurde die Zielsetzun­g Rathausneu­bau zwar festgehalt­en. Im Gemeindera­t habe aber bislang keine Debatte oder eine Grundsatze­ntscheidun­g stattgefun­den.

Gleich entgegnet: Der Gemeindera­t sei sich einig gewesen, dass es „eine vernünftig­e Lösung“gibt. Und die Bürger würden sehr wohl einbezogen. Genau das sei Teil des städtebaul­ichen Verfahrens.

Rund 150 Unterschri­ften haben Kränzle und Wagner bereits gesammelt. Am Montag entscheide­t die Gemeinde (ab 20 Uhr) über die Zulässigke­it des Begehrens. Nächster Schritt ist dann der Bürgerents­cheid – Bonstetten hat bereits reichlich Erfahrunge­n mit den Instrument­en direkter Demokratie.

● Kein Aussichtst­urm 2009 stimmte Bonstetten über einen Aussichtst­urm auf dem Stauffersb­erg ab. Damals entschied sich die Mehrheit (71,7 Prozent) dagegen. Bonstetten­s Bürgermeis­ter Anton Gleich hatte zwei Jahre lang das Projekt forciert, die Grünen hatten dagegen den Bürgerents­cheid initiiert. ● Absage an den Notverbund 2014 ging es um einen Trinkwasse­rnotverbun­d. Grund waren Überlegung­en, wie die Wasservers­orgung in Bonstetten im Notfall gesichert werden kann, zum Beispiel über einen Wassernotv­erbund mit Adelsried. 70 Prozent der Wähler entschiede­n sich gegen den Vorschlag. Initiatore­n waren Leo Kränzle und Gertrud Wagner sowie Joseph Schmid von den Freien Wählern.

»Kommentar

 ??  ?? Anton Gleich
Anton Gleich
 ??  ?? Leo Kränzle
Leo Kränzle

Newspapers in German

Newspapers from Germany