Augsburger Allgemeine (Land West)
Hummels und Ronaldo gehen in Elternzeit
Über Jahrtausende hinweg waren die Aufgaben innerhalb einer Familie klar verteilt. Erst erlegte der Mann Mammuts und verteidigte die Liebsten gegen Säbelzahntiger, später schuftete er in Fabriken und sorgte mit seinem Lohn dafür, dass die Sippe etwas zu beißen und anzuziehen hatte. Frau gebar derweil Kinder, kümmerte sich um die Sprösslinge und gab das gängige Rollenverständnis weiter.
Dieses Weltbild ist im 21. Jahrhundert längst überholt. Frauen haben sich emanzipiert, der moderne Mann sorgt sich bereits im Babyalter um seine Nachkommen. Stichwort: Elternzeit. Inzwischen werden Papas, die nicht ein paar Monate mit den Zwergen verbringen, beinahe schon abschätzig betrachtet. Künftig könnten sich unter Kinderwagenkolonnen und Latte-Macciato-Kränzchen verstärkt Fußballprofis mischen. Nachwuchs kündigt sich bei den kickenden Stars an. Und warum bitte sollen Cathy Hummels oder Georgina Rodriguez, Freundin von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, nicht ihr gutes Recht einfor- dern? Schließlich will Spielerfrau von heute nicht mehr nur hübsches Beiwerk sein, das Kameras auf sich lenkt. Will nicht „Frau von ...“sein und GucciTäschchen ausführen. Sie unterrichtet als Grundschullehrer, sitzt im Büro oder arbeitet journalistisch. Kurz: Sie verdient selbst Geld.
Ziemlich stressig dürften daher die kommenden Monate für Ronaldo werden. Der Schönling wurde erst im Juni Vater von Zwillingen. Nun verriet er, dass der nächste CR7-Junior sich ankündigt. Das freut die Ronaldos, vor allem aber auch die Konkurrenten von Real Madrid. Wer die Champions League gewinnt, ist plötzlich wieder offen. Denn: Nach kurzen Nächten wird sich der Portugiese übermüdet über den Rasen schleppen.
Vielleicht hat er aber auch gar keine Zeit mehr fürs Tore-Schießen. Weil er in einer Elterzeit väterlichen Pflichten nachkommt. Wickeln, Brei füttern und Duzi-duzi machen takten seinen Alltag. Folgen weitere Profis, lässt sich der Weltverband Fifa vielleicht sogar zu einer Baby-Pause erweichen. Was den normalen Arbeitnehmer umtreibt, tangiert Ronaldo und Co. nicht: Das Geld reicht allemal.
Jetzt muss nur noch der Arbeitgeber mitmachen.