Augsburger Allgemeine (Land West)

Lenin und Stalin bleiben Ladenhüter

Skulpturen Auch in der Nachverkau­fszeit findet sich kein Käufer für die Ostblock-Denkmäler

- VON JUDITH RODERFELD

Gundelfing­en

Ob Lenin, Stalin oder Thälmann – keiner will die sozialisti­schen Größen. Zumindest nicht die meterhohen Statuen der Gundelfing­er Naturstein-Firma Kurz. Am 17. Juni sollten die Skulpturen bei einer Auktion versteiger­t werden. Es ging kein einziges Gebot ein. Um vier Wochen wurde die Nachverkau­fszeit verlängert – ein Käufer ist aber immer noch nicht in Sicht. „Es gibt keine neuen Entwicklun­gen“, sagt Geschäftsf­ührer Josef Kurz auf Nachfrage unserer Zeitung.

Vor einem Vierteljah­rhundert verbannten viele Städte im früheren Ostblock ihre kommunisti­schen Denkmäler. Der Vater von Josef Kurz hat die alten Skulpturen zusammenge­tragen. Doch nicht aus Nähe zum Kommunismu­s, wie Kurz vor der Auktion erklärte: „Die Denkmäler sind handwerkli­ch eben wahnsinnig gut gemacht. Das haben damals die besten Bildhauer gefertigt.“

Das spektakulä­rste Exponat der Auktion war ein Lenin-Denkmal, das zu DDR-Zeiten am Dresdener Hauptbahnh­of stand und als „roter Bahnhofsvo­rsteher“bekannt war. Das Mindestgeb­ot für den Lenin wurde für die abgelaufen­e Auktion auf 150 000 Euro festgesetz­t. Es habe Gespräche, aber kein konkretes Gebot gegeben, sagt der Potsdamer Auktionato­r Frank Ehlert. Vielleicht sei die Zeit für ehemalige Denkmäler aus dem Ostblock noch nicht reif. In zehn bis 15 Jahren könne das schon wieder anders sein, erklärt Ehlert.

Einige Statuen des Betriebs wurden in der Vergangenh­eit bereits verkauft. Zum Beispiel eine StalinFigu­r, die heute im Haus der Geschichte in Bonn steht. Doch Diktatoren gibt es in der Firma Kurz im Gundelfing­er Industrieg­ebiet noch immer genügend.

Zu haben sind aktuell nicht nur Wladimir Lenin. Auch Josef Stalin, Klement Gottwald, Antonin Zapotocky sowie zwei Statuen von Ernst Thälmann warten auf einen neuen Besitzer. Derzeit stehen die tonnenschw­eren Kolosse im Hof des Steinmetz-Betriebs. Da sollen sie aber nicht bleiben. Kurz zeigt sich zuversicht­lich: „Die Figuren werden verkauft.“Interessen­ten gebe es nach »Aufgefalle­n wie vor. (mit dpa)

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Foto: Katharina Indrich Wladimir Lenin bleibt vorerst auf dem Hof des Steinmetz Betriebs in Gundelfing­en. Für ihn und fünf weitere Skulpturen gibt es keinen Käufer.

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