Augsburger Allgemeine (Land West)
Rumstehen reicht nicht mehr
Der gute alte Gartenzwerg hat es wahrlich nicht leicht. Früher durfte er einfach nur dastehen und nett aussehen – mit seiner roten Mütze und seinem weißen Rauschebart, vielleicht noch einer Gießkanne in der Hand. Doch der Beruf des Gartenzwergs hat sich gravierend verändert. Seit geraumer Zeit wird vom bärtigen Gartenvorsteher mehr erwartet. Der Zwerg von heute muss schon eine Sonnenbrille tragen, den Mittelfinger in die Höhe recken oder die Hosen runterlassen. Im Bestfall trägt er Solarzellen im Rucksack, die ihn bei genügend Sonnenlicht zum Winken, Leuchten oder Singen bringen. Nur dastehen genügt eben schon lange nicht mehr.
Diese Erfahrung müssen nun auch Lenin und Stalin machen, die als in Stein gehauene Sowjet-Größen in Gundelfingen vergeblich auf Käufer warten. Gut, als Gartenzwerge sind die kommunistischen XXL-Kolosse nur bedingt geeignet. Noch dazu in Bayern. Hier müssten schon andere Kaliber angeboten werden. So ein tonnenschwerer Franz-Josef Strauß beispielsweise. Oder ein versteinerter Edmund Stoiber. Und wenn rumstehen und staatsmännisch aussehen nicht mehr genügt, müsste halt aufgerüstet werden. So wie bei den Gartenzwergen. Markus Söder könnte die Zunge rausstrecken, Ludwig Spaenle mit heruntergelassener Hose dastehen – und Horst Seehofer beiden schwungvoll und solarbetrieben in den Allerwertesten treten. Nur so ein Gedankenspiel...