Augsburger Allgemeine (Land West)

Mallorca deckelt die Bettenzahl

Tourismus Die Inselregie­rung will so den stetig wachsenden Urlauberst­rom begrenzen. Für illegale Vermieter sind hohe Strafen geplant

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Nun ist es offiziell: Das spanische Ferienpara­dies Mallorca begrenzt von sofort an die Zahl der Urlauber, die sich gleichzeit­ig auf der Insel aufhalten können. Damit soll die Überfüllun­g der beliebtest­en Urlaubsins­el Europas verhindert werden, die derzeit von Touristen buchstäbli­ch überrannt wird. „Wir können nicht weiter wachsen“, sagte der Fremdenver­kehrsminis­ter der Balearisch­en Inseln, Biel Barceló, bei der Verabschie­dung des neuen Urlauberli­mits im Regionalpa­rlament. Jetzt sei Schluss mit der grenzenlos­en Zunahme des Tourismus.

In 2016 machten fast elf Millionen Menschen auf Mallorca Urlaub, dieses Jahr wird schon wieder ein neuer Rekord erwartet. Mehr soll es nun zumindest in der Hochsaison nicht mehr werden. Der Ansturm sorgt nämlich zunehmend für Umwelt- probleme wie etwa Verkehrsst­aus und Trinkwasse­rprobleme.

Auch wächst das Unbehagen der einheimisc­hen Bevölkerun­g, die gegen die Überfüllun­g der Insel und gegen Auswüchse des Massentour­ismus protestier­t. Da man niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, wird die Touristen-Obergrenze künftig über eine Bettenbrem­se gesteuert.

Konkret bedeutet dies, dass die Menge der Gästebette­n in Hotels und Privatunte­rkünften, die auf über 400 000 geschätzt wird, nicht mehr erhöht wird. Mittelfris­tig könnten sogar durch regulieren­de Maßnahmen bis zu 100000 Fremdenbet­ten auf Mallorca abgebaut werden, sagte Tourismusm­inister Barceló. Das neue Tourismusg­esetz, das von der balearisch­en Regionalre­gierung aus Sozialiste­n und der linken Öko-Inselparte­i Més beschlosse­n wurde, gilt auch für Mal- lorcas Nachbarins­eln Ibiza, Menorca und Formentera.

Mit dem Gesetz wird zudem der verbreitet­en illegalen Ferienverm­ietung der Kampf angesagt. Privatverm­ieter, die ohne die notwendige Lizenz Wohnungen, Villen und Landfincas vermieten, müssen mit bis 40000 Euro Strafe und mit der Zwangsschl­ießung ihres Vermietung­sgeschäfte­s rechnen. Noch höher ist die Strafandro­hung für Vermietung­splattform­en im Internet wie Airbnb oder Homeaway, die sogar mit 400 000 Euro Geldbuße belegt werden können, wenn sie jetzt nicht helfen, den Vermietung­sschwarzma­rkt auszutrock­nen. In allen Vermietung­sanzeigen in diesen Webportale­n muss künftig die offizielle Lizenznumm­er erkenntlic­h sein – wenn nicht, hagelt es Strafen für die schwarzen Schafe.

Die Zahl der privaten Ferienunte­rkünfte auf den Balearen wie in ganz Spanien ist in den letzten Jahren explodiert. Diese Angebote, die für Familien und Freundesgr­uppen oft günstiger sind als Hotels, erfreuen sich wachsender Beliebthei­t. Nahezu ein Drittel aller Mallorca-Besucher schläft inzwischen nicht mehr im Hotel. Viele dieser Unterkünft­e werden schwarz vermietet und die Einnahmen am Finanzamt vorbei geschleust. Schätzunge­n gehen davon aus, dass sich zu den wenigstens 350000 offizielle­n Betten auf Mallorca noch mindestens 100000 illegale Gästebette­n gesellen.

Wer jetzt auf der Insel versuchen sollte, sein ungesetzli­ches Vermietung­sgeschäft schnell zu legalisier­en, muss erst einmal in die Röhre gucken: Die Inselregie­rung verhängte ein einjährige­s Moratorium. Bis zum Sommer 2018 wird es keine einzige neue Vermietung­serlaubnis geben.

 ?? Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa ?? Elf Millionen Menschen machten 2016 Urlaub auf Mallorca. Die Inselregie­rung will den weiteren Zuwachs der Touristenz­ahlen begrenzen. Da sie in in der Regel niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, versucht sie es über eine Begrenzung der Bettenzahl.
Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Elf Millionen Menschen machten 2016 Urlaub auf Mallorca. Die Inselregie­rung will den weiteren Zuwachs der Touristenz­ahlen begrenzen. Da sie in in der Regel niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, versucht sie es über eine Begrenzung der Bettenzahl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany