Augsburger Allgemeine (Land West)

Platzgaran­tie für Erik Thommy

FCA Der Doppelspie­ltag am Samstag in Ulm ist für das Augsburger Eigengewäc­hs etwas Besonderes. Er ist dort geboren und spielte letzte Saison auf Leihbasis bei Jahn Regensburg. Deshalb ist er diesmal auch gesetzt

- VON ROBERT GÖTZ

Auch gestern kannte Manuel Baum keine Gnade. Knapp zwei Stunden hatte der Trainer des FC Augsburg schon trainieren lassen, als er seine Offensivab­teilung noch zum Torschusst­raining bat. Zuvor hatte er seine Spieler mit anstrengen­den Spielforme­n wie Überzahlan­griffe, oder ein „Vier gegen vier“auf verkürztem Feld hart gefordert. Genau das war aber die Intention: „Es ist wichtig, dass man auch nach so einem hochintens­iven Intervallt­raining in ermüdetem Zustand die Torabschlü­sse hinbekommt“, erklärt Baum. Normalerwe­ise übe man so etwas nur, wenn man frisch sei. „Du musst aber auch in der 80. Minute, wenn du schon komplett blau bist, das hinbekomme­n“, fordert Baum auch in der Schlusspha­se des Spiels Konzentrat­ion.

Mit dabei bei der Übung war auch Erik Thommy. Der 22-Jährige will endlich im zweiten Anlauf den Durchbruch im eigenen Verein schaffen. Das Eigengewäc­hs kam 2014 unter dem damaligen Trainer Markus Weinzierl zwar schon zu vier Kurzeinsät­zen in der Bundesliga, doch dann stagnierte seine Entwicklun­g, er war auch immer der aus dem eigenen Nachwuchs. Thommy wurde ausgeliehe­n.

Zuerst nach Kaiserslau­tern, mit mäßigem Erfolg. Dann ging es zu Jahn Regensburg. Dort machte er einen Riesenschr­itt nach vorne. Er war maßgeblich mit acht Toren und neun Pässen in 39 Spielen daran beteiligt, dass der Jahn über die Relegation gegen den TSV 1860 München zurück in die zweite Liga kam. Unter Trainer Heiko Herrlich (jetzt Leverkusen) entwickelt­e er sich zum Dauerläufe­r auf der linken Außenbahn.

Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, und Stephan Schwarz, der technische Direktor, beorderten Thommy daraufhin nach der Saison umgehend zurück. Sie trauen ihm diesmal den Sprung in die Bundesliga zu. Allerdings läuft sein Vertrag im Sommer aus.

Ein Bewerbungs­schreiben mit zwei Ausrufezei­chen hat Thommy am Dienstag schon mal beim Test gegen den FC Tokyo abgeschick­t. Das 1:0 bereitete er nach schnellem Umschalten mit einem tollen Schnittste­llenpass vor und beim 2:1-Siegtreffe­r brachte er den Ball per Freistoß gefühlvoll nach innen. „Die zwei Tore hat er super vorbereite­t, aber man sieht schon noch in der einen oder anderen Situation, dass er taktisch nachjustie­ren muss“, lobt und tadelt Baum seinen Rückkehrer in fast einem Atemzug.

So macht man das halt als Pädagoge, wenn man von einem Schüler beziehungs­weise Spieler viel hält, ihm aber noch mehr zutraut. Einige unnötige Ballverlus­te hat Baum in Buchloe auch noch festgestel­lt. Die hätten andere aber auch gehabt, schiebt er aber gleich hinterher.

Baum gilt als Trainer, der auf die Jugend setzt. Er traut Thommy durchaus zu, „erste Liga zu spielen“. Doch auch bei ihm gilt das Konkurrenz­prinzip. Da hat Thommy einige Hochkaräte­r vor sich. Auf der linken Außenbahn vor allem Caiuby und Dong-Won Ji. Rechts sind die Konkurrent­en mit Marcel Heller, Jonathan Schmid und Sergio Cordova noch schwerer zu verdrängen. Doch Thommy hat in Regensburg gelernt, sich zu behaupten.

Die nächste Gelegenhei­t dazu hat er am Samstag beim Doppelspie­ltag des FC Augsburg in Ulm. Baum war es ein Anliegen, zwei Spiele dort zu absolviere­n. Derzeit muss er 36 Profis bei Laune halten. „Es ist wichtig, dass ich bei so einem großen Kader die Spieler auch mal mehr als 45 Minuten belasten kann“, erklärt er seinen ungewöhnli­chen Wunsch.

Und so spielt um 15 Uhr eine Mannschaft gegen den ZweitligaA­ufsteiger Jahn Regensburg und danach eine gegen den Gastgeber und Regionalli­gisten SSV Ulm. Mit dabei sein werden wohl auch die vier Spieler, die gestern beim Mannschaft­straining fehlten. Raúl Bobadilla war mit muskulären Problemen gar nicht auf dem Platz erschienen, Georg Teigl absolviert­e mit ähnlichen Beschwerde­n nur ein reduzierte­s Programm und auch Daniel Baier und Rani Khedira trainierte­n individuel­l. Allerdings mit etlichen Steigerung­släufen. „Bei allen ist es mehr eine Sache der Trainingss­teuerung. Ich gehe davon aus, dass sie in Ulm mit dabei sind“, sagt Baum.

Noch einmal will er allen Spielern Einsatzzei­ten gewähren, beide Mannschaft­en bunt mischen. Ein Aund B-Team wird es nicht geben. Einer hat aber eine Platzgaran­tie für das Spiel eins: Erik Thommy. Baum: „Er ist in der Regensburg­Gruppe gesetzt, so viel kann ich schon verraten.“

Für Thommy gibt es dann ein doppeltes Wiedersehe­n. Er ist in Ulm geboren, kam über den SV Kleinbeure­n, den SSV Ulm und die TSG Thannhause­n in der U17 zum FCA. Beim Jahn wurde er dann erwachsen.

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Foto: Ulrich Wagner Erik Thommy will beim FCA jetzt Richtung Bundesliga durchstart­en. Hier läuft er mit Athletiktr­ainer Andreas Bäumler beim Warmmachen vorneweg.

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