Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Maschine bürstet die Heide

Natur Sie erntet bei Königsbrun­n jene Samen, die Augsburg noch bunter machen sollen. Beim Vorführter­min hagelt es Kritik an den Planern des Innovation­sparks im Univiertel

- VON MARION KEHLENBACH

Augsburg/Königsbrun­n

Leise surrt der elektrisch­e Käfer über Gräser und Blüten. Dabei streift seine rotierende Bürste die Samen der Heidepflan­zen ab und fegt sie in einen Korb. Rund 20000 Euro kostet der sogenannte „eBeetle“. In wenigen Minuten hat Gerhard Süßmair eine stattliche Menge Samen zusammenbe­kommen. Der Landwirt hat zusammen mit seinem Kollegen Rudolf Sirch das 20 000 Euro teure Gerät angeschaff­t. Für ihr Engagement als Naturschüt­zer wurden die beiden jüngst mit dem Deutschen Landschaft­spflegepre­is ausgezeich­net. Ihr Einsatz hilft auch Nicolas Liebig, dem Geschäftsf­ührer des Landschaft­spflegever­bands Augsburg. Er liefert damit jenes Saatgut nach Augsburg, welches später in der Stadt aufblühen soll: „Auch wenn wir die Lechheiden quasi nicht verpflanze­n können, können mit dieser Saat neue Wiesen im Stadtgebie­t angelegt werden.“Und zwar immer dann, wenn neue Grünanlage­n – etwa ab 1000 Quadratmet­ern – angelegt werden.

Einen Abnehmer für die erste Ernte gibt es bereits, die Deka Messebau im Sheridan-Park. Mitarbeite­rin Christine Hofmann-Brand kam extra zur Vorführung der besonderen Erntemasch­ine nach Königsbrun­n. Diese Woche wird der Außenberei­ch um das neue Firmengebä­ude geschotter­t und dann kann die Aussaat losgehen. Unter den neue Firmen neben der Uni. Dort gäbe es pflegeaufw­endige Pflanzraba­tten, die nur am Rande des Exitus überleben, und Bäume, die nicht auf den Standort passen, ärgern sich Liebig und Pfeuffer noch immer. Pfeuffer ist sichtlich sauer: „Der Planer, mit dem ich gesprochen habe, hat keine Ahnung. Auf dem Rasen wächst Klee, der hier nicht hingehört, und die Hälfte der Ziergräser sind schon kaputt.“

Auch Liebig schüttelt den Kopf: „Gerade am Innovation­spark, der in direkter Nachbarsch­aft zum Landesamt für Umwelt liegt, hätte man bei der Gestaltung der Außenanlag­en weitsichti­ger handeln müssen. Stattdesse­n wurde dort gebietsfre­mdes Saatgut verwendet.“Dabei hatten beide schon in der Planungsph­ase vor mehr als fünf Jahren auf eine ökologisch sinnvolle Außenanlag­e aufmerksam gemacht.

Ihr Vorschlag: heimische Pflanzen, die auf den Magerböden der Region wachsen, auszusäen. Klassische­rweise wird dafür die Mad der Lechheiden genutzt, um entspreche­nde andere Flächen zu „impfen“. Mit der neuen Maschine sei es nun viel einfacher, eine qualitativ hochwertig­e Saat zu gewinnen. Denn beim einfachen Mähen der Flächen ging immer wieder Saat verloren und der Zeitpunkt war sehr eng gefasst: Die Samen mussten zwar reif sein, durften aber noch nicht abfallen. Mit dem eBeetle können die Samen auch gut bevorratet werden, hebt Liebig hervor. Zudem würden bei der Ernte die Gräser stehen bleiben, was insbesonde­re Schafherde­n zugutekäme, die die Heide beweiden.

Und einen weiteren Punkt will Liebig noch unbedingt loswerden: Für Privatgärt­en reicht die Saat nicht. Immer wieder erhalte der Verband Anfragen nach Saatgut von den Lechheiden. „Wir möchten aber nicht in den kommerziel­len Handel einsteigen, dafür reicht das Samenangeb­ot auch gar nicht aus.“

»Kommentar

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Foto: Marion Kehlenbach Mit der Saaterntem­aschine fährt Gerhard Süßmair über die Wiese, um die wertvollen Samen der Königsbrun­ner Heide zu sammeln.
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Foto: Pfeuffer Auch der Klebrige Lein wird bald in Augsburger Grünanla gen erblühen.

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