Augsburger Allgemeine (Land West)
Am Kultstrand schlagen die Wogen hoch
Gastronomie Im dritten Jahr veranstaltet Manfred Sedlmair den Stadtstrand im Schlachthofquartier. Die Kritik des Kälberhallen-Wirts von nebenan versteht er nicht. Was er zu den Vorwürfen sagt
Am frühen Abend sind fast alle Liegestühle auf dem Gelände des Kultstrands im Schlachthofquartier besetzt. Viele Cliquen jeglichen Alters haben sich hier verabredet, sitzen im Kreis und unterhalten sich, Kinder spielen im Sand. Im Hintergrund spielt leise Musik. Bereits im dritten Jahr bietet die Eventagentur MB Sports & Entertainment den Besuchern den Stadtstrand an.
„Es funktioniert gut“, freut sich Geschäftsführer Manfred Sedlmair. Das Konzept zielt auf Entspannung ab. An den Wochentagen läuft Hintergrundmusik, am Wochenende finden Veranstaltungen wie SalsaAbende oder Konzerte statt. An verschiedenen Grillstationen können sich Familien oder Gruppen für einen Abend einen Grill mieten. Die Musik wird abends um 22 Uhr abgedreht, spätestens bis 23 Uhr verlassen die Besucher das Gelände. „Wir wollen niemanden stören. Wir haben unsere Auflagen von der Stadt und halten sie auch ein. Einen Betrunkenen habe ich auf diesem Gelände noch nie gesehen“, sagt der 30-Jährige und spielt damit auf den Vorwurf seines Nachbarn an.
Gastronom Fatmir Seferi, der gemeinsam mit seinem Bruder Faton die nebenan liegende Kälberhalle betreibt, hatte einen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl und das Baureferat gerichtet und sich über die Veranstaltung beschwert. In seinen Augen hat der Kultstrand weder etwas mit Kult noch mit Strand zu tun, sondern nur mit einem „besoffenen Menschenhaufen.“
Natürlich würden beim Kultstrand die Besucher auch einmal ein Feierabendbier trinken, aber eben mehr auch nicht, so Sedlmair. Viele Gäste hätten sich in den vergangenen Tagen bei ihm über die Aussagen Seferis beschwert. „Sie fühlen sich in einem falschen Licht dargestellt. Hier kommen viele Familien mit ihren Kindern her, die alles an- suchen als ein Saufgelage“, sagt er.
Blasmusik tönt am Mittwochabend vom Biergarten der Kälberhalle über das Gelände. Sedlmair: „Die Betreiber der Kälberhalle haben sich in diesem Jahr für die Dauer des Kultstrands eine Genehmigung für Blasmusik geholt.“Die Stimmung zwischen den beiden Nachbarn scheint auf dem Tiefpunkt zu sein. „Wir verstehen ehrlich gesagt gar nicht, warum, weil wir ihnen angeboten haben, bei der Bewirtung mitzumachen und auch den Bauzaun von ihrer Seite gestalten zu können, wie sie wollen. Im ersten Jahr hatte die Kälberhalle einen Bierstand auf unserem Gelände, im zweiten Jahr haben sie den Biergarten betrieben. In diesem Jahr wollten sie nicht dabei sein“, betont der Geschäftsführer der Eventagentur.
Eine gute Nachbarschaft sei den Veranstaltern des Kultstrands wichdere tig. So würden sie etwa vornehmlich Produkte von anderen Mietern des Quartiers verkaufen, wie beispielsweise die Smoothies von Little Lunch, Wein von Via del Gusto oder Fleisch von der Metzgerei Wiedemann. Dem Konflikt mit den Nachbarn sieht Sedlmair entspannt entgegen. „Wir halten uns ja an alle Auflagen. Wir sind aber gesprächsbereit. Sie können gerne auf uns zukommen.“
Seit zwölf Jahren organisiert der 30-Jährige Veranstaltungen. „Es hat mit dem Schneebeben angefangen. Das sind Tagesskifahrten. Die Idee stammt von Sven Olufs, bei dem ich früher eine Ausbildung gemacht habe“, erzählt er. Später macht sich Sedlmair mit der Eventagentur selbstständig, zieht das Schneebeben groß auf. „Heute gibt es 250 Abfahrtsstellen bis nach Köln und Zwickau. Insgesamt bringen wir pro Saison 40 000 Menschen in die Skigebiete und wieder zurück“, sagt Thomas Gütter, 27, der ebenfalls bei der Eventagentur arbeitet.
Bei den sommerlichen Temperaturen scheint es außergewöhnlich, nun an Schnee und Skifahren zu denken. Für Manfred Sedlmair und Thomas Gütter ist es das nicht. „Unsere Skisaison beginnt am 1. Oktober und geht bis Ende April. Wir sind jeden Vormittag damit beschäftigt, die Monate vorauszuplanen“, sagt Sedlmair. Den Nachmittag verbringen sie am Strand, am Kultstrand. „Angefangen hat es hier auf dem Gelände mit Public Viewing für Fußball-Europameisterschaften und -Weltmeisterschaften“, sagt der Geschäftsführer. Dann haben sie sich überlegt, wie sie das Gelände abseits der großen Fußballturniere nutzen können. Die Idee des Kultstrands war geboren.
Wenn es nach den Veranstaltern ginge, dann würden sie den Kultstrand gerne länger betreiben als die genehmigten sechs Wochen. „Wir könnten schon Mitte Mai öffnen“, sagen sie.