Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadträte machen den Weg frei für die Treppe

Denkmal Die Diskussion um den Fünffinger­lesturm könnte nach neun Jahren Streit überrasche­nd ein Ende haben. Rechtlich blieb der Stadt nicht viel anderes übrig, als die Fertigstel­lung zu erlauben. Wann gebaut wird, ist noch unklar

- VON STEFAN KROG

Der Bauausschu­ss des Stadtrats hat gestern Abend nach neun Jahren Streit und mehreren Gerichtsur­teilen überrasche­nd den Weg frei gemacht für eine Vollendung der Treppe am Fünffinger­lesturm. Somit wird das Bauordnung­samt voraussich­tlich in den kommenden Wochen eine Genehmigun­g für eine Treppe auf der Ostseite (zum Stadtgrabe­n hin) erteilen. Die Stadträte gaben aber nur zähneknirs­chend grünes Licht: Es gebe wohl rechtlich keine Möglichkei­t, den Bauantrag abzulehnen, sagte Baureferen­t Gerd Merkle (CSU).

Um den Hintergrun­d des Treppenstr­eits zu verstehen, muss man um die zehn Jahre zurückblic­ken: Die Stadt hatte der Alt-AugsburgGe­sellschaft damals den Bau genehmigt. Dann erhob sich Bürgerprot­est gegen den stählernen Treppenbau, der den Turm einfacher zugänglich machen und einer stilisiert­en Stadtmauer gleichen soll. Die Politik schwankte – und kurz darauf stellte die Stadt fest, dass der untere Treppentei­l, der bis heute nicht vollendet wurde, in den Gehweg ragen würde und für Fußgänger ein Problem wäre. Die Stadt machte dass der Treppenpla­n an sich korrekt eingereich­t worden sei, die Lage zum Gehweg aber offenbar nicht stimmte. In der Tat ist unstrittig, dass die Treppe in den Gehweg reichen würde. Vor Gericht spielte das aber keine Rolle – in mehreren Urteilen musste die Stadt sich bescheinig­en lassen, dass dies nicht das Problem der Bauherren sei. Parallel dazu stellte die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft einen zweiten Bauantrag.

Dieser sah vor, dass der untere Treppentei­l nicht auf der AltstadtSe­ite zum Gehweg hin errichtet wird, sondern – historisch eigentlich widersinni­g – auf der „Außenseite“der Stadtmauer zum Stadtgrabe­n hin. Mehr als ein Jahr lang lag dieser Antrag bei der Stadtverwa­ltung. Zwar gab es immer wieder Gespräche mit dem seit Jahreswech­sel amtierende­n Vorsitzend­en der AltAugsbur­g-Gesellscha­ft Sebastian Berz, zuletzt drohte der Verein dann aber immer offener mit einer Klage gegen die Stadt wegen Untätigkei­t.

Die letzte Hoffnung der Bauverwalt­ung war offenbar, dass der Vertrag zur Nutzung des Grundstück­s eine Treppe auf der Ostseite unmöglich machen würde – die städtische Liegenscha­ftsverwalt­ung sagt aber, dass sich die Treppe auf diese Weise nicht verhindern lässt. So kam es, dass Referent Gerd Merkle den Stadträten gestern Abend empgeltend, fahl, dem Bauantrag statt zu geben. Bei einer weiteren Klage hätte sich die Stadt möglicherw­eise sonst die vierte Schlappe vor Gericht eingefange­n.

Bei den Stadträten aus der Regierungs­koalition war die Begeisteru­ng spürbar gering. Die SPD stimmte trotz der rechtliche­n Lage gegen die Genehmigun­g des Bauantrags. „Ich lehne die Treppe ab und bleibe dabei. Sie ist an dieser Stelle völlig überzogen“, so Ausschussv­orsitzende­r Stefan Quarg. Die CSU stimmte für den Antrag: „Wir sind nicht für die Treppe, aber die Angelegenh­eit muss jetzt einmal vom Tisch“, so Günther Göttling (CSU). Man müsse jetzt mal „Schluss machen mit den Diskussion­en“, so sein Kollege Rolf Rieblinger. Mit neun zu vier Stimmen (gegen SPD und Pro Augsburg) ging der Treppenanb­au im Osten letztlich durch.

Die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft möchte den Turm mittels der Treppe besser für die Öffentlich­keit zugänglich machen. Geplant ist, das Innere des Fünffinger­lesturms, der im 15. Jahrhunder­t entstand, besser erlebbar zu machen und eine Ausstellun­g einzuricht­en. Wann und ob die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft nun die Treppe im Osten vollenden wird, ist unklar. Vorsitzend­er Berz war gestern Abend nicht mehr telefonisc­h erreichbar.

»Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Um diese moderne Treppe am Jahrhunder­te alten Fünffinger­lesturm wird seit neun Jahren gestritten. Ist diese Diskussion nun vorbei?

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