Augsburger Allgemeine (Land West)
Kritik am Rewe Markt
Projekt Die Regierung von Schwaben fordert Nachbesserungen. Die Marktgemeinde will aber am Vorhaben festhalten
Dinkelscherben Kommt der ReweMarkt nach Dinkelscherben oder kommt er nicht? Ende des vergangenen Jahres wurde dem Bebauungsplan grünes Licht gegeben. Der sieht vor, dass an der Augsburger Straße neben Lidl und Netto ein weiterer Supermarkt an den Ortsrand geholt wird. Der Clou: Rewe würde gleichzeitig eine Drogerie mitbringen, die viele Dinkelscherber seit dem Schlecker-Weggang schmerzlich vermissen.
Nun ziehen aus Augsburg dunkle Wolken auf. Die Regierung von Schwaben äußerte Bedenken und sorgte mit seiner Stellungnahme für Diskussionen in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats. Die Behörde argumentiert mit einem Gesetz, was seit 2013 im bayerischen Landesentwicklungsplan festgeschrieben ist und unter anderem die sogenannte „Agglomeration von Einzelhandelsbetrieben“beschreibt.
In diesem Fall bedeutet Agglomeration quasi eine Verdichtung oder Konzentration des Einzelhandels an einem Standort. Dieser Effekt kann durchaus positiv sein, wenn zum Beispiel der Kunde an einem Ort mehr Auswahl hat. Weil eine Agglomeration aber auch Nachteile mit sich bringt, unterliegen Einzelhandelsgroßprojekte, wie der geplante Rewe-Markt mit Metzgerei, Café und Drogeriekette, strengen Regelungen.
Die Regierung von Schwaben weist auf zwei Dinge hin. Zum einen benötige das Areal eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr. Sprich: In der direkten Umgebung sollte sich eine Bushaltestelle befinden.
Gefordert wird eine Bushaltestelle in der Nähe
Rund 700 Meter zur nächsten Haltestelle seien zu lang, heißt es. Dinkelscherben habe die Schulbus-Haltestelle an der Grund- und Mittelschule als mögliche Option genannt. Die müsste aber in den öffentlichen Fahrplan des AVV eingebunden werden.
Zum anderen geht es um die Verkaufsfläche des neuen Supermarkts, die wegen der Agglomeration nicht zu groß sein darf. Im Klartext bedeutet das: Da bereits zwei Lebensmitteldiscounter vorhanden sind, darf die gesamte Verkaufsfläche 2300 Quadratmeter nicht überschreiten.
Für den Drogeriemarkt wird es also eng. Die Behörde bezeichnet ihn als „erheblich überdimensioniert“. Berechnungen zufolge dürfe die Drogeriefläche nicht größer als 260 Quadratmeter sein.
Zudem wird der Gemeinde, im Rahmen des Städtebauförderprogramms, ein neues Einzelhandelsgutachten ans Herz gelegt. Es gibt zwar schon eines, aber das sei noch von 2005 und damit veraltet. Ob die Beurteilung heute viel anders aussehen würde, bleibt fraglich. Schon 2005 hatte man die Konzentration von Lebensmittelhändlern am Ortsrand als problematisch eingestuft, unter anderem weil die Kundenfrequenz im Ortskern weiter nachlassen würde.
Für den Bürgermeister Edgar Kalb gibt es keine Alternativen zur Augsburger Straße. Zwar hätte er den Markt gerne auf den Festplatz angesiedelt. Aber das Gelände gehöre zum Überschwemmungsgebiet. „In ganz Dinkelscherben gibt es also keine geeignete Fläche“, sagte er. Der Marktrat hält per Beschluss weiter am Vorhaben fest. Auch wenn nicht alles so läuft wie erwartet, der Rewe soll kommen. „Das, was wir anpacken, ziehen wir auch bis zum Ende durch“, erklärte Edgar Kalb.
Alles hängt nun davon ab, ob die Kritikpunkte entkräftet werden können oder nicht. Im schlimmsten Fall droht dem Projekt der Stillstand.