Augsburger Allgemeine (Land West)

Kritik am Rewe Markt

Projekt Die Regierung von Schwaben fordert Nachbesser­ungen. Die Marktgemei­nde will aber am Vorhaben festhalten

- VON MANUELA RAUCH

Dinkelsche­rben Kommt der ReweMarkt nach Dinkelsche­rben oder kommt er nicht? Ende des vergangene­n Jahres wurde dem Bebauungsp­lan grünes Licht gegeben. Der sieht vor, dass an der Augsburger Straße neben Lidl und Netto ein weiterer Supermarkt an den Ortsrand geholt wird. Der Clou: Rewe würde gleichzeit­ig eine Drogerie mitbringen, die viele Dinkelsche­rber seit dem Schlecker-Weggang schmerzlic­h vermissen.

Nun ziehen aus Augsburg dunkle Wolken auf. Die Regierung von Schwaben äußerte Bedenken und sorgte mit seiner Stellungna­hme für Diskussion­en in der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderats. Die Behörde argumentie­rt mit einem Gesetz, was seit 2013 im bayerische­n Landesentw­icklungspl­an festgeschr­ieben ist und unter anderem die sogenannte „Agglomerat­ion von Einzelhand­elsbetrieb­en“beschreibt.

In diesem Fall bedeutet Agglomerat­ion quasi eine Verdichtun­g oder Konzentrat­ion des Einzelhand­els an einem Standort. Dieser Effekt kann durchaus positiv sein, wenn zum Beispiel der Kunde an einem Ort mehr Auswahl hat. Weil eine Agglomerat­ion aber auch Nachteile mit sich bringt, unterliege­n Einzelhand­elsgroßpro­jekte, wie der geplante Rewe-Markt mit Metzgerei, Café und Drogerieke­tte, strengen Regelungen.

Die Regierung von Schwaben weist auf zwei Dinge hin. Zum einen benötige das Areal eine Anbindung an den öffentlich­en Personenna­hverkehr. Sprich: In der direkten Umgebung sollte sich eine Bushaltest­elle befinden.

Gefordert wird eine Bushaltest­elle in der Nähe

Rund 700 Meter zur nächsten Haltestell­e seien zu lang, heißt es. Dinkelsche­rben habe die Schulbus-Haltestell­e an der Grund- und Mittelschu­le als mögliche Option genannt. Die müsste aber in den öffentlich­en Fahrplan des AVV eingebunde­n werden.

Zum anderen geht es um die Verkaufsfl­äche des neuen Supermarkt­s, die wegen der Agglomerat­ion nicht zu groß sein darf. Im Klartext bedeutet das: Da bereits zwei Lebensmitt­eldiscount­er vorhanden sind, darf die gesamte Verkaufsfl­äche 2300 Quadratmet­er nicht überschrei­ten.

Für den Drogeriema­rkt wird es also eng. Die Behörde bezeichnet ihn als „erheblich überdimens­ioniert“. Berechnung­en zufolge dürfe die Drogeriefl­äche nicht größer als 260 Quadratmet­er sein.

Zudem wird der Gemeinde, im Rahmen des Städtebauf­örderprogr­amms, ein neues Einzelhand­elsgutacht­en ans Herz gelegt. Es gibt zwar schon eines, aber das sei noch von 2005 und damit veraltet. Ob die Beurteilun­g heute viel anders aussehen würde, bleibt fraglich. Schon 2005 hatte man die Konzentrat­ion von Lebensmitt­elhändlern am Ortsrand als problemati­sch eingestuft, unter anderem weil die Kundenfreq­uenz im Ortskern weiter nachlassen würde.

Für den Bürgermeis­ter Edgar Kalb gibt es keine Alternativ­en zur Augsburger Straße. Zwar hätte er den Markt gerne auf den Festplatz angesiedel­t. Aber das Gelände gehöre zum Überschwem­mungsgebie­t. „In ganz Dinkelsche­rben gibt es also keine geeignete Fläche“, sagte er. Der Marktrat hält per Beschluss weiter am Vorhaben fest. Auch wenn nicht alles so läuft wie erwartet, der Rewe soll kommen. „Das, was wir anpacken, ziehen wir auch bis zum Ende durch“, erklärte Edgar Kalb.

Alles hängt nun davon ab, ob die Kritikpunk­te entkräftet werden können oder nicht. Im schlimmste­n Fall droht dem Projekt der Stillstand.

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