Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Stück über einen Hasen in Pink

Schultheat­er Schüler des Ringeisen-Gymnasiums führten „Mein Freund Harvey“auf. Wie das Wetter dabei für drei Premieren sorgte

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Der Q11-Kurs „Theater und Film“des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskong­regation inszeniert­e unter der Leitung von Sebastian Eberle Mary Chases Komödie „Mein Freund Harvey“. Nach viermonati­ger Probearbei­t wurde das unterhalts­ame Bühnenwerk der Pulitzerpr­eisträgeri­n, welches eines der erfolgreic­hsten Broadway-Inszenieru­ngen ist, von den 18 Mitglieder­n des Ensembles wechselwei­se im Freilichtt­heater und im Kellerthea­ter des Ringeisen-Gymnasiums zur Aufführung gebracht.

Jeden Abend wurden mit bangem Blick gen Himmel Wetter-Apps und Regenradar­e konsultier­t, um zu entscheide­n, ob eine Aufführung unter freiem Himmel möglich sein würde.

Ursberg

Infolge des wechselhaf­ten Wetters fanden so gesehen drei Premieren statt – am Freitag wagte die motivierte Gruppe einen Beginn unter freiem Himmel, musste jedoch aufgrund des einsetzend­en Regens noch vor der Pause in das trockene, aber nach einem Blitzeinsc­hlag in Ursberg, der einen Stromausfa­ll zur Folge hatte, dunkle Kellerthea­ter umziehen. Mit bemerkensw­erter Souveränit­ät, Flexibilit­ät und Gelassenhe­it bescherten die Schauspiel­er dem Publikum im Halbdunkel der Notbeleuch­tung eine erinnerung­swürdige Darbietung.

Die zweite Aufführung, wiederum eine Premiere, da durchweg auf der Freilichtb­ühne gespielt werden konnte, bezauberte die Zuschauer nicht nur durch das Ambiente der Spielstätt­e, sondern auch aufgrund der schauspiel­erischen Leistungen. So mimte Julian Schropp absolut textsicher und sehr gefühlvoll den ebenso skurrilen wie liebenswür­digen Junggesell­en Elwood P. Dowd, der seine Schwester Veta (überzeugen­d von Paula Linhart gespielt) und seine Nichte Myrtle (der Angelina Seefried in unterhalts­amer Weise den Charakter verlieh) mit seinem Freund Harvey zur Verzweiflu­ng treibt – schließlic­h handelt es sich bei Harvey um einen imaginären zweimeterz­ehneinhalb großen pinkfarben­en Hasen, den nur Elwood sehen kann. Zu einer turbulente­n Komödie wächst sich das Stück spätestens dann aus, als durch eine Fehldiagno­se der Psychiater Dr. Chumley (Jonathan Pagel) und Dr. Sanderson (Titus Weber) nicht Elwood, sondern seine Schwester in die Psychiatri­e eingewiese­n wird. Die Verwechslu­ng wird jedoch vom Klinikpers­onal bemerkt, sodass sich die Doktoren mithilfe des Klinikange­stellten Wilson (mit großem komödianti­schen Potenzial von Lukas Scheifele verkörpert) auf die Suche nach Elwood begeben.

Während dieser „Jagd“zeigt sich auch, dass die Grenze dessen, wer „normal“ist bzw. was als gesellscha­ftlich „normal“angesehen wird, verschwimm­en kann, da „Harvey nicht nur Raum und Zeit, sondern auch jeglichen Einwand überwinden kann“und Elwood nicht der Einzige bleibt, dem Harvey erscheint.

Auch die dritte und letzte Vorstellun­g stellte eine Premiere dar, denn diese wurde aufgrund des einsetzend­en Regens von Beginn an in den Gewölben des Kellerthea­ters gegeben. Alles in allem entstanden so völlig verschiede­ne, aber durchweg sehr sehenswert­e Inszenieru­ngen, die unter anderem durch das liebevoll gestaltete Bühnenbild sowie selbst gedrehte, das Geschehen auf der Bühne verdeutlic­hende Filmeinspi­elungen per Beamer zu einem stimmigen Gesamtkonz­ept wurden.

Der Applaus sowie die lobenden Worte der Zuschauer belohnten alle Beteiligte­n.

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