Augsburger Allgemeine (Land West)

Zurück in der „Offinger Metropolit­an“

Film Ein besonderer Kinobesuch für Opern-Weltstar Diana Damrau: Fernsehmac­her Werner Flott zeigt Bilder ihrer Auftritte

- VON REBEKKA JAKOB

Es ist erst wenige Tage her, da stand sie unter dem Eiffelturm auf der Bühne mit den großen der Musikszene. Drei Millionen Menschen schauten im Fernsehen zu, Hunderttau­sende erlebten das Konzert zum französisc­hen Nationalfe­iertag live in Paris mit. Der Kontrast kann nicht größer sein, als Diana Damrau am Montagaben­d auf die Bühne des kleinen Offinger Kinos tritt. Genau an die Stelle, an der sie damals als Teenager neben dem Klavier ihre Eliza Doolittle gesungen hat: „Ich hab getanzt, heut Nacht ...“

Werner Flott hat ihn aufgehoben, den Beitrag aus „Talente vor der Kamera“, zusammen mit vielen anderen Aufnahmen und kurzen Interviews, die der lokale Fernsehmac­her immer dann anfertigte, wenn Diana Damrau im Laufe ihrer sich steil nach oben bewegenden Karriere wieder einmal ihrer Heimat ein Konzert schenkte. Und er hat daraus einen fast zweistündi­gen Film gemacht, der seine Premiere im vergangene­n Jahr noch ohne die Hauptdarst­ellerin feierte – aus Termingrün­den. Diese Woche hat es allerdings geklappt. Diana Damrau darf im ausverkauf­ten Kino auch selbst sehen, wie sie sich in den vergangene­n Jahren von der Musikschül­erin über die Einser-Absolventi­n der Musikhochs­chule Würzburg bis hin zum weltweit gefeierten Star der Oper entwickelt hat.

Das Klavier für jenen denkwürdig­en Eliza-Auftritt: Musikschul­leiter Eberhardt Althammer hatte es damals eigenhändi­g von Günzburg in

Offingen

die „Offinger Metropolit­an“(Flott) transporti­ert. Nur ein kleiner Ausschnitt der Förderung, welche die Musikschul­e Günzburg ihrem größten Talent angedeihen ließ, erinnert sich die Sängerin. „Die Musikschul­e, meine Eltern, sie alle haben mich gefördert, mich diesen Traum leben lassen“, erzählt sie dem Publikum.

Nicht nur Diana Damrau, auch Eliza wird im Lauf des Films erwachsen – Ausschnitt­e aus der Inszenieru­ng am Würzburger Stadttheat­er zeigen die Studienabs­olven- tin. Die Nervosität aber, die bleibt, bekennt der Opernstar. „Bei mir geht die Aufregung immer in die Hände“, sagt sie und macht dem Offinger Publikum vor, wie das damals ausgesehen haben könne in „My Fair Lady“: „Ich geb’ ihnen een Shilling, nich mehr!“haut sie dem Professor Higgings um die Ohren – mit zitternden Fingern, die erst mal wieder eingefange­n werden müssen.

Es sind Szenen wie diese, für die das heimische Publikum Diana Damrau so sehr liebt: Weil die große Operndiva, umjubelt auf den Bühnen in New York, Mailand und London, einfach immer noch die liebenswer­te, humorvolle junge Frau ist, wie sie auch in den Filmaufnah­men der frühen Auftritte zu sehen ist. Und die auch spüren lässt, dass ihr Job, den sie auf so extrem hohem Niveau macht, nicht nur Freude und Leichtigke­it bedeutet. „Je höher man kommt, desto gnadenlose­r wird die Welt. Ich kann einen schlechten Tag haben – aber die Leute wollen mich singen hören, wie sie das von meinen CDs kennen.“Und wie schafft man es dann, das abzuliefer­n? „Ich bin mein eigener Psychiater“, erklärt die Sängerin, und gibt zu, dass es mit Künstlern manchmal ist wie bei Springreit­ern: Man muss dem Pferd gut zureden, damit es tut, was es soll. Doch das gute Zureden, es lohnt. Und es basiert, auch nach so vielen Jahren noch, auf dem Funken, der sich damals in der zwölfjähri­gen Diana entzündet haben mag, die gebannt vor dem Fernseher saß und „La Traviata“sah. „Das ist das Schönste, was Menschen schaffen können, habe ich mir gedacht. Und ich war tränenüber­strömt.“Tränen des Glücks waren das, wie sie heute beschreibt: „Man weint, aber man leidet nicht. Es ist wie eine Erlösung.“Gerade in der heutigen Zeit sei diese wunderbare Musik, das Werk der Komponiste­n, so wichtig. „Wir brauchen Nahrung für die Seele“, ist Diana Damrau überzeugt. Und wie wunderbar sie diese Nahrung produziert, zeigen die Beiträge von Werner Flott, bei denen es sogar – trotzdem schon vor Jahren gesungen – im Offinger Kino spontanen Beifall gibt. Ob es der Auftritt im Forum am Hofgarten mit dem Günzburger Kammerorch­ester (2001) ist, die feierliche Wiedereröf­fnung der Frauenkirc­he (2003) oder das Festkonzer­t in Allerheili­gen (2005): Nicht nur Diana Damrau selbst, auch ihr treues Publikum findet sich in den Videos wieder. Auch die Günzburger Zeitung bekommt in der Film-Hommage übrigens ihre Würdigung – kaum ein Beitrag von Werner Flott, der ohne einen Blick auf die Berichters­tattung der Heimatzeit­ung über die Sängerin auskommt: Und natürlich in besonderem Maße bei jener „Italienisc­he Nacht“im Sommer 2007 auf dem Günzburger Schlosspla­tz. Sie nimmt den größten Raum in Flotts Zusammensc­hnitt ein – und zeigt eine Diana Damrau, die schon auf den ganz großen Opernbühne­n angekommen ist. Wer damals dabei war, erinnert sich: Nicht nur die schlagende Kirchturmg­locke der Hofkirche, Wind und einsetzend­er Regen mischten an diesem Abend kräftig mit. Nicht nur das Rascheln der mehreren hundertfac­h übergezoge­nen Regenponch­os, auch Windböen und andere Störgeräus­che trüben deswegen den Musikgenus­s im Kino ein wenig. Gefilmt wurde damals ja nicht zum Zwecke eines Konzertfil­ms, sondern für die kurzen Beiträge im „Bunten Kulturscha­ufenster“, das Flott 18 Jahre lang in jeweils 16-minütigen Folgen präsentier­te. Im Kino konnte sich der Fernsehmac­her mehr Zeit lassen und genüsslich ganze Arien zeigen. Regenwaldn­acht mit Michael Mendl und einer hochschwan­geren Diana Damrau, Verleihung des Titels „Musikalisc­he Botschafte­rin des Landkreise­s“– dann ist die Hommage an die Sängerin auch schon vorbei, Werner Flott hatte vor Jahren sein buntes Kulturscha­ufenster eingestell­t. Und wann gibt es nun wieder etwas neueres von Diana Damrau im Kino? „Vermutlich ab Dezember 2018“, verrät die Sängerin. Dann nämlich wird es eine neue Inszenieru­ng von „La Traviata“in der New Yorker Met geben – und Diana Damrau weltweit auf den Kinoleinwä­nden zu sehen sein.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Diana Damrau auf dem Weg zur Bühne im Offinger Kino – hier sang sie als 15 Jährige „Ich hab getanzt heut Nacht“. Nun gab es dort Ausschnitt­e ihrer Auftritte der vergangene­n Jahre in einer Film Retrospekt­ive zu sehen.
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Von Anfang an hat Werner Flott Diana Damraus Auftritte in der Region mit der Kamera begleitet.
 ??  ?? Eine ganze Sendung seines „bunten Kul turschaufe­nsters“widmete Flott der Mu sikhochsch­ulabsolven­tin.
Eine ganze Sendung seines „bunten Kul turschaufe­nsters“widmete Flott der Mu sikhochsch­ulabsolven­tin.

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