Augsburger Allgemeine (Land West)
Bayerischer Dschungel
Natur Warum die Donau-Auen zum Nationalpark werden sollten
Wo sich Gelbbauchunke und Eisvogel Gute Nacht sagen, der Biber ungestört seiner Angebeteten einen Stamm zurechtnagen kann und hunderte Frauenschuhe prachtvoll blühen – da muss es doch schön sein. Ist es auch, so viel sei über die Auwälder
entlang der Donau schon einmal gesagt. Die Frage ist nur: Ist der „bayerische Dschungel“, wie er in Liebhaberkreisen auch genannt wird, schön genug, um sich künftig Nationalpark nennen zu dürfen?
Seit dieser Woche ist zumindest klar, dass das Gebiet zwischen schwäbischem Marxheim und oberbayerischem Ingolstadt einer von zwei Kandidaten für den dritten bayerischen Nationalpark ist. Die Rhön, das Mittelgebirge im Norden Bayerns, ist auch noch im Rennen.
Die Chancen stehen rein rechnerisch also 50:50. Oder nicht? Darüber scheiden sich aktuell die Geister. Denn eigentlich sind die DonauAuen schlichtweg zu klein, um als Nationalpark durchzugehen – dafür gibt es klare Vorgaben, wie Sie heute auf Bayern lesen können. Aber sollte wirklich die Quadratmeterzahl darüber entscheiden, ob das Wohnzimmer hunderter gefährdeter Tier- und Pflanzenarten einen ganz besonderen Schutz genießt? Und ein weiteres, ganz wesentliches Argument im Werben um den Nationalpark ist bislang noch gar nicht ins Feld geführt worden: Die Nachbarn aus Österreich sind den Bayern nämlich voraus. Sie haben ihre Donau-Auen von Wien bis an die slowakische Grenze schon vor 20 Jahren zum Nationalpark ernannt. Eine Schmach, die der Freistaat nicht länger auf sich sitzen lassen sollte.