Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie gab den Schülern Halt und eine gute Atmosphäre
Abschied Die Rektorin der Neusässer Grundschule St. Ägidius, Corinna Graßl-Roth, geht in den Ruhestand. Was ihr in der Arbeit als Pädagogin wichtig war
Neusäß Das Zentrum waren für Corinna Graßl-Roth immer die Kinder. Der scheidenden Rektorin der Grundschule St. Ägidius war es wichtig, mit allen, die mit der Erziehung der Kinder betraut sind, zum Wohle der Schüler gemeinsame Wege zu finden. Gestern wurde die Pädagogin herzlich von der Schulfamilie mit vielen Überraschungen in den Ruhestand verabschiedet.
Ihr Anliegen war es auch, reformpädagogische Ideen in den Schulalltag einfließen zu lassen, wie etwa altersgemischtes Lernen, bei dem jeweils verschiedene Jahrgangsstufen gemeinsam unterrichtet werden. Corinna Graßl-Roth ist sich sicher, dass viele Kinder enorm von dieser Art des Lernens profitieren. Auch Patenschaften älterer Schüler für jüngere sieht sie äußerst positiv. „Die Jüngeren erfahren seelische Unterstützung, die größeren Kinder reifen in dieser Verantwortung“, weiß sie. Diese pädagogische Richtung sei idealerweise zu Beginn ihrer Amtsübernahme von den Sanierungsarbeiten an der Schule positiv unterstützt worden. Der Schulbereich rückte näher zusammen, was vor allem die Kommunikation förderte und ihre Sichtweise auf Pädagogik unterstützte.
Corinna Graßl-Roth war immer der Ansicht, dass die Kinder, die viel Lebenszeit in der Schule verbringen, ein Anrecht auf eine gute Atmosphäre haben, in der sie sich auf das Lernen voll einlassen können. Sie war aber auch stets bereit, sich über die Schulstunden hinaus für die Schule zu engagieren. So hat die Schule unter ihrer Leitung zusammen mit der Lokalen Agenda 21 ein großes vorweihnachtliches Projekt während des Weihnachtsmarkts verwirklicht. Unter dem Motto „Gemeinsam aktiv“haben Schüler der Grundschule mit Unterstützung von Eltern und Lehrern selbst gebackene Plätzchen, selbst gekochte Marmelade und selbst gebastelten Weihnachtsschmuck angeboten. „Die Schüler waren mit Feuereifer dabei, und ihr großes Engagement wurde damals dadurch belohnt, dass der Grundstock für das heiß ersehnte Klettergerüst auf dem Pausenhof damit gelegt war“, freut sich GraßlRoth. Geteilte Freude ist aber doppelte Freude, und so spendeten die Schüler einen Teil des Geldes an eine Schule in Nepal. Wichtig bei diesem Projekt war ihr auch hier, ihren Schülern zu vermitteln, dass, wenn alle sich für eine Sache einsetzen, etwas Wertvolles daraus entstehen kann.
Ein besonderes Rezept, wie Schule Spaß machen kann, fand Corinna Graßl-Roth in der gemeinsamen Bearbeitung und Aufführung von Theaterstücken. Schule kann fern von Rechnen, Lesen und Schreiben ihre Wirkung tun, wenn mit Begeisterung und Kreativität der Gemeinschaftssinn geweckt wird und viele neue Talente entdeckt werden, das hat die Leiterin der Grundschule in vielen Jahren immer wieder bewiesen. Dabei war ihr auch hier immer wichtig, die Kinder selber viel mitgestalten zu lassen. Die Kinder sollten das, was ihnen wichtig ist, in den Stücken zum Ausdruck bringen können, deshalb schrieb sie die Stücke am Anfang mit ihren Schülern komplett selber, später erleichterte sie sich die Arbeit etwas und passte die Texte den erforderlichen Gegebenheiten an. „Wir haben aber teilweise auf unverschämte Art und Weise die Texte geändert“, schmunzelt Corinna Graßl-Roth. Dabei habe sie auch immer wesentlich mehr Schüler mitspielen lassen, als eigentlich erforderlich gewesen wäre. „Diese große Gruppe zu bändigen, war schon immer eine riesige Herausforderung“, blickt sie zurück und freut sich, dass sie dabei von allen Kolleginnen, insbesondere Luise Reindl, die das Bühnenbild übernommen hatte, immer große Unterstützung erfuhr.
Am Herzen lagen der Schulleiterin aber auch immer die Lehrer. Im Miteinander versuchte sie stets, mit ihnen Perspektiven zu entwickeln, die in allen Klassen wirken. Auch Lehrer haben verschiedene Begabungen, dies zu beachten, Stärken zu fördern und ihnen Chancen zu geben Wirkung zu zeigen, darin sah Graßl-Roth hier ihre Aufgabe. Schule habe einen großen Wandel vollzogen, manchmal würde ihr viel zu viel aufgeladen. Sie stelle sich zwar den neuen Aufgaben, dennoch müsse man auch die Grenzen sehen, gibt die Schulleiterin zu bedenken. Sie sei immer gerne ihren Aufgaben nachgekommen, doch der Rucksack sei immer schwerer geworden, diesen müsse sie nun einfach ablegen.