Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie eine gute Übergabe gelingt

Ferienzeit Vor der Abreise sollten Urlauber mit ihren Kollegen klären, wer welche Aufgaben während ihrer Abwesenhei­t übernimmt. Acht Tipps, wie das funktionie­ren kann

- VON SEBASTIAN MAYR

Noch schnell die letzten Kleinigkei­ten erledigen und dann ab in den Urlaub? So einfach ist das häufig nicht. Denn das Arbeitsleb­en ruht in dieser Zeit nicht und ein Vertreter muss sich um die Aufgaben kümmern. Manchmal übernehmen das sogar mehrere Kollegen. Ob einer oder viele – es sollte klar sein, wer was wann zu tun hat. Josefine Steiger, Ausbildung­sleiterin bei der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben, verrät acht Tipps für eine gelungene Urlaubsübe­rgabe:

Wenn alles perfekt läuft, merkt niemand, dass sich gerade jemand anderes um ein Thema oder eine Aufgabe kümmert. „Der Kunde soll nicht merken, dass ein Übergang stattgefun­den hat, das ist das Ziel“, sagt Steiger. Das gelte analog auch für jeden, der nicht mit Kunden zu tun hat. Der Vertreter soll genauso gut Bescheid wissen wie die Person, die vertreten wird. Dazu gehört auch, dass Kunden und Geschäftsp­artner wissen müssen, an wen sie sich in dieser Zeit wenden können. Deswegen dürfen Urlauber elektronis­che Abwesenhei­tshinweise als automatisc­he Antworten auf E-Mails nicht vergessen, mahnt Ausbildung­sleiterin Steiger. In diesen kann genau aufgeliste­t werden, welcher Kollege welche Bereiche betreut. Informiert werden müssen auch andere Kollegen, mit denen Arbeitnehm­er oft zu tun haben, zum Beispiel Mitarbeite­r aus der Telefonzen­trale.

Wer ist ein passender Vertreter? Ist es eine Person oder sind es mehrere? „Das kommt darauf an, um welches Unternehme­n es geht und wie viele Mitarbeite­r es hat“, sagt Expertin Steiger. Unabhängig davon, wie viele Kollegen die Aufgaben eines Urlaubers übernehmen, rät sie zu einer gemeinsame­n Besprechun­g des ganzen Teams. Dann solle geklärt werden, was schon erledigt ist, welche Aufgaben noch anstehen und wer was erledigen kann. Nach Möglichkei­t soll jede Aufgabe verteilt werden und nichts so lange liegen bleiben, bis der Urlauber zurück im Büro ist.

Um sicher zu gehen, dass nichts vergessen wird, rät Steiger: Alles sollte schriftlic­h fixiert werden. Die Ausbildung­sleiterin empfiehlt eine Liste der Aufgaben und einen Zeitplan mit Meilenstei­nen. Damit sind Zeitpunkte gemeint, bis zu denen bestimmte Dinge erledigt sein müssen. „Das soll wie ein Übergabepr­o- tokoll aussehen“, sagt Steiger. Dabei gelte: je genauer die schriftlic­hen Aufzeichnu­ngen, desto besser.

Festgehalt­en werden müssen nicht nur die Meilenstei­ne, sondern auch Kontakte, Ansprechpa­rtner und Termine. Wenn sich das nicht elektronis­ch mit EDV-Programmen lösen lässt, muss eine weitere Liste her – zum Beispiel in einer ExcelDatei.

Ein Kollege hat am Freitag seinen letzten Arbeitstag vor dem Urlaub, der andere fängt am Montag wieder an zu arbeiten. Ein Risiko, das in der Reisezeit droht. Doch dann kann es Probleme bei der Übergabe geben. Nach Möglichkei­t sollten sich die Kollegen persönlich abstimmen können, rät Steiger.

Wer trifft die Entscheidu­ngen, wenn der Chef im Urlaub ist und sich von einem Mitarbeite­r vertreten lässt? Ein guter Vorgesetzt­er vertraue seinem Vertreter und bevollmäch­tige ihn, sagt Steiger. Hat er dieses Vertrauen nicht oder geht es während seines Urlaubs um besonders heikle Angelegenh­eiten wie Personalfr­agen, hilft eine Vereinbaru­ng: Der Chef prüft einmal täglich seinen E-Mail-Zugang, der Vertreter fragt bei wichtigen Dingen auf diesem Weg nach.

Vor einer großen Veranstalt­ung oder einem wichtigen Projekt sollten Arbeitnehm­er, die dafür verantwort­lich sind, besser auf einen Urlaub verzichten. Denn viele Dinge müssen kurz vorher noch geklärt werden und manche Details fallen bei der Übergabe vielleicht doch unter den Tisch. Bis zum Termin oder zum Projekt dazubleibe­n ist kollegiale­r – und hilft auch bei der eigenen Entspannun­g. Es sei nicht einfach, dann den Kopf freizubeko­mmen, warnt Steiger. Ein Urlaub zu dieser Zeit ist also womöglich nicht einmal besonders erholsam.

Ein Punkt steht gelegentli­ch ganz unten auf der Checkliste: „Bitte nicht vergessen, meine Orchidee zu gießen!“Was für manche albern klingt, sei durchaus wichtig, betont Steiger. Denn es sei ein Zeichen von Wertschätz­ung für den urlaubende­n Kollegen, dass solche Bitten ernst genommen werden und die Blumen den Urlaub unbeschade­t überstehen. Doch der Respekt gelte auch andersheru­m: Wer in den Urlaub fährt, sollte seinen Schreibtis­ch aufräumen, sagt Steiger. Denn der wird womöglich benötigt, zum Beispiel von einem Praktikant­en. „Das bringen wir schon den Azubis bei“, sagt die Expertin.

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Foto: Kzenon, Fotolia Wer in den Urlaub geht, sollte für seine Kollegen wichtige Ansprechpa­rtner und Termine notieren.

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