Augsburger Allgemeine (Land West)

CSU stellt Bayernplan vor

Parteien Seehofer erweitert das Wahlprogra­mm der Union um drei für ihn wesentlich­e Punkte

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Auch in ihrer Heimat Bayern hat die CSU dann doch nicht alles in der Hand: Mitten während der Rede von Parteichef Horst Seehofer zum Bayernplan platzen zwei Jungs mit einem gelben Plakat in die Veranstalt­ung im Münchner Olympiapar­k. Irgendwas von „Seehofer ist Merkels Knecht“steht da in schwarzen Lettern. Und: Wer Seehofer wähle, bekomme am Ende nur Merkel. Was noch da steht, ist nicht zu lesen, denn das Plakat ist schnell wieder verschwund­en, und die Männer verlassen begleitet von lauten Buhrufen der Zuschauer das Rund. Seehofer kümmert es daher kaum: „Wir sind eine tolerante Partei, wir wünschen ihnen einen schönen Sonntag.“

Auf die programmat­ischen Unterschie­de zur CDU, immerhin der Grund für den sogenannte­n Bayernplan sowie für SPD, Grüne und Linke der Beleg für die innere Zerrissenh­eit der Union, kommt Seehofer spät zu reden: Da sei zum einen die erweiterte Mütterrent­e „für zehn Millionen Frauen“, die anders als behauptet sicher finanziert werden könne. „Wir werden es durchsetze­n“, betont Seehofer. Schon 2013 habe er immer gehört, dass dafür kein Geld da sei – heute gebe es die Mütterrent­e dennoch. Bei dem heikelsten Punkt des Bayernplan­s, der von Kanzlerin Merkel kategorisc­h abgelehnte­n Obergrenze für Flüchtling­e, ist Seehofer dann deutlich zurückhalt­ender. Kein einziges Mal spricht er das Wort aus, welches es von der CSU während der Flüchtling­skrise mitsamt Unionskrac­h praktisch täglich zu hören gab. Auch die Drohung, ohne Obergrenze lieber in die Opposition zu gehen, ist nicht zu hören. Nicht wenige Zuhörer in München meinen, in der verbalen Abrüstung Seehofers ein erstes Rückzugsge­fecht in Sachen Obergrenze zu erkennen. Davon will Seehofer aber wiederum auch nichts hören, und er weiß auch warum: Wenn 2018 der Landtag neu gewählt wird, ist auch die Durchsetzu­ngskraft des „bayerische­n Löwen“in Berlin mitentsche­idend.

Der dritte große Unterschie­d zur CDU, bundesweit­e Volksentsc­heide, fällt praktisch komplett unter den Tisch. Stattdesse­n ruft Seehofer zur Geschlosse­nheit auf und warnt angesichts der schlechten Umfragewer­te der SPD. „Ob wir gewinnen, liegt nur an uns selbst“, sagt er. Seine zahmen Worte passen zum jüngsten Kuschelkur­s der beiden Parteichef­s.

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