Augsburger Allgemeine (Land West)

Testspiel Watschn für Bayern

Asien Reise 0:4 gegen den AC Mailand offenbart gravierend­e Abwehrmäng­el. Münchner verlieren einen weiteren Akteur

-

Singapur

An Krücken humpelte der verletzte Juan Bernat aus dem Stadion und stand damit sinnbildli­ch für den FC Bayern. Reichlich ramponiert flogen die Münchner Fußballsta­rs nach der schmerzhaf­ten Testspiel-Watschn gegen den AC Mailand am Sonntag aus China weiter in die Touristenh­ochburg Singapur, wo der Tross des deutschen Meisters im pulsierend­en Stadtzentr­um in einem Luxushotel eincheckte. „So ein 0:4, da muss man erst mal schlucken“, gestand Kapitän Thomas Müller.

Zwei Niederlage­n und zwei Verletzte, so hatten sich auch die Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß den sportliche­n Teil der Hochglanz-Werbetour des Rekordmeis­ters in Asien nicht vorgestell­t. Die Gefahr, dass die vielen Flugstunde­n, Zeitumstel­lung, extreme klimatisch­e Bedingunge­n sowie zahllose Werbetermi­ne irgendwann Wirkung auf dem Spielfeld zeigen könnten, war aber allen bewusst. „Dass das hier keine Spazierfah­rt wird, war klar“, bemerkte Müller. „Aber das ist unser Beruf! Wir hatten hier in China eigentlich eine gute Zeit, auch wenn es intensiv ist. Jeder Tag ist voll gewesen für uns Spieler.“

Nach so einer Niederlage brauche man schon ein wenig Zeit, „um sich zu sammeln“, sagte Nationalsp­ieler Müller. So einen sportliche­n Ausschlag ins Negative hatte auch Carlo Ancelotti nicht erwartet. „Das Ergebnis ist etwas überrasche­nd“, sagte der Trainer. Zum Glück war es nur ein Testspiel exakt zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspi­el im Supercup gegen DFB-Pokalsiege­r Borussia Dortmund. Und auch unter Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola haben die Bayern einmal in der Wintervorb­ereitung ein 0:3 beim österreich­ischen Serienmeis­ter Red Bull Salzburg kassiert. Dennoch wirkte der Auftritt am Samstag im Rahmen des Internatio­nal Champions Cup in Shenzen verstörend.

Katastroph­al war das Abwehrverh­alten. Die effiziente­n Mailänder mit ihren vielen Neueinkäuf­en wie Hakan Calhanoglu (Bayer Leverkusen) oder Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg), die noch vier Tage zuvor in Guangzhou gegen die Dortmunder 1:3 verloren hatten, schlugen durch Franck Kessié, Patrick Cutrone (2) und nach der Pause Calhanoglu viermal krachend zu. „Die Tore für Milan fielen zu einfach“, sagte Mats Hummels selbstkrit­isch. „Ich denke, wir können viel aus dem Spiel lernen“, ergänzte der zur Pause ausgewechs­elte Weltmeiste­r. „Wir haben nicht gut gespielt, uns hat die Balance gefehlt“, rügte Ancelotti seine Mannschaft. Ein Drama aber mochte der Coach aus dem Testspiel-Flop nicht machen. „Das passiert manchmal. Wir sind in der Vorbereitu­ng und brauchen noch Zeit. Wir müssen weiterarbe­iten, um für den Saisonstar­t bereit zu sein“, erklärte der Italiener. Bitter für Ancelotti war, dass nach Thiago (Wade) der zweite Akteur den zwölftägig­en Asien-Trip vorzeitig abbrechen musste.

Juan Bernat zog sich bei einem Foul eine Bänderverl­etzung am Sprunggele­nk zu. Der spanische Außenverte­idiger flog nicht mit nach Singapur, sondern zurück nach München, wo er am Montag genau untersucht werden soll. Die Teamkolleg­en dagegen müssen nun zusehen, dass sie in den noch ausstehend­en Partien in Singapur gegen den FC Chelsea (Dienstag) und Inter Mailand (Donnerstag) das Image wieder aufpoliere­n. „Jetzt fiebern wir dem nächsten Spiel entgegen, um das Ganze wieder gerade zu rücken“, kündigte Müller an.

Aber aufgepasst: Chelsea besiegte am Samstag – noch ohne seinen wohl gegen die Bayern debütieren­den neuen 80-Millionen-Topstürmer Alvaro Morata von Real Madrid – den Londoner Stadtrival­en FC Arsenal in Peking mit 3:0. Gegen Arsenal hatten die Bayern ihr erstes Spiel in China nach Elfmetersc­hießen verloren.

 ?? Foto: Getty ?? Geschlagen­e Bayern (v. links): Rafinha, David Alaba, Franck Ribéry und James Rodríguez nach dem 0:4 gegen Mailand.
Foto: Getty Geschlagen­e Bayern (v. links): Rafinha, David Alaba, Franck Ribéry und James Rodríguez nach dem 0:4 gegen Mailand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany